Viel teurer als ursprünglich geplant wird der Austausch der Heizungsanlage für Kindergarten und Raingartenhalle in Haag. Foto: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Schönbrunn. 14 Punkte umfasste die Tagesordnung, mit der sich der Schönbrunner Gemeinderat in seiner ersten Präsenz-Sitzung seit zwei Monaten befasste. Dabei waren auch strittige Themen, die daher ausgiebig diskutiert wurden, so dass sich die Sitzung über drei Stunden erstreckte.
So hatten die Räte, die in gebührendem Abstand voneinander im Bürgersaal platziert waren, unter anderem über die Vergabe der Bauleistungen zur Erneuerung der Heizungsanlage im Kindergarten und der Halle in Haag zu entscheiden. Die bisherige Ölheizung ist 26 Jahre alt und muss immer wieder repariert werden. Die zuständige Firma habe mitgeteilt, dass eine weitere große Reparatur nicht mehr möglich sei, erläuterte Rechnungsamtsleiter Benedikt Münch.
Zudem brauche man auch einen neuen Öltank. Daher favorisierte die Verwaltung eine neue Heizung mit einem Pelletkessel, der Gemeinderat beauftragte vergangenen Dezember ein Ingenieurbüro aus Heilbronn mit Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung der Maßnahme. Die Schätzung der Ingenieure ging bei einer Kesselleistung von 155 Kilowatt inklusive Honorarkosten von knapp 104.000 Euro dafür aus, im Haushalt 2020 wurden folglich 110.000 Euro eingestellt. Doch weit gefehlt. Zur Submission wurden lediglich zwei Angebote abgegeben. Davon war die Mosbacher Firma Nahm mit gut 190.000 Euro günstigste Bieterin, ein Mitbewerber forderte gar 353.000 Euro.
Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung seien einige Komponenten, wie etwa die Isolierung, außen vor geblieben, räumte der in der Sitzung anwesende Ingenieur ein. Nach Prüfung "der ernüchternden Angebote" habe man deshalb Anfang Mai ein Vergabegespräch mit dem wirtschaftlichsten Anbieter geführt, heißt es in der Vorlage. Mit dem Ergebnis, dass der neue Kessel nur noch eine Leistung von 115 Kilowatt haben soll und die Anlage entsprechend günstiger wird.
Parallel dazu habe der Nachunternehmer des Heizungsbauers, die Haager Firma Wesch, einen Alternativvorschlag für die Erdarbeiten und Außenanlagen gemacht, so dass man jetzt bei Kosten von 157.000 Euro für die Anlage liege.
Inklusive Ingenieurleistungen müsse man etwa 180.000 Euro hinblättern. Die Heizungssanierung wird zu 55 Prozent aus dem Städtebau-Programm gefördert, so dass sich für den Gemeindehaushalt Mehrkosten von gut 31.000 Euro ergeben. Eile sei geboten, denn das Förderprogramm laufe in zwei Jahren aus, mahnte die Verwaltung. Mehrfach wurde versichert, dass die Kesselleistung von 115 KW für den Heizbetrieb ausreiche, da Kindergarten und Versammlungsstätte nicht gleichzeitig genutzt werden
Die Aussage des Ingenieurs, dass man so lange rechne, bis es passe, missfiel Alexander Wäsch (FW). Er fragte, ob Nachverhandeln überhaupt möglich sei, da die Grundlage jetzt eine andere sei.
Es habe sich lediglich um ein Vergabegespräch und nicht um eine Nachverhandlung gedreht, konterte Bürgermeister Jan Frey. Wäschs Bedenken seien durch den Vortrag des Ingenieurs ausgeräumt worden, sprang ihm Karin Koch (CDU) bei. Gunter Kirschenlohr (CDU) war "bass erstaunt, dass die Bieter so weit auseinanderliegen" und spekulierte, dass der Markt für Pelletheizungen überhitzt sei. Ein Zuhörer warf ein, "dass ein gutes Ingenieurbüro vorher wissen müsse, dass ein kleinerer Kessel ausreicht".
Letztes Jahr hätte man eventuell eine andere Heizungsart gewählt, wenn man die hohen Kosten gekannt hätte, sagte Jens Feldhaus (SPD). Bauamtsleiter Karl Wilhelm wies darauf hin, dass das Büro nur den Heizungsaustausch kalkuliert habe, "ohne die Konzeption zu hinterfragen". Wäre das auch noch dabei gewesen, hätte man wohl ein zweites Büro gebraucht, spekulierte Karin Koch: "Im Endeffekt hätten wir ein Nullsummenspiel gehabt".
Bei Gegenstimme von Alexander Wäsch und den zwei SPD-Enthaltungen wurde die Vorlage gebilligt.