Auf der L 3105 zwischen Hirschhorn, Langenthal und Heddesbach müsste für Radfahrer Platz geschaffen werden. Foto: privat
Von Jutta Biener-Drews
Hirschhorn/Eberbach. Die Radverbindung der "Romantischen Vier" zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach ist bei Touristen und Freizeitradlern schon seit Jahren als anstrengende Holperpiste verschrieen. Über neun Kilometer führt dieser Streckenabschnitt zwischen den hessischen Neckarstädten größtenteils am Waldrand entlang — auf badischer Seite. Seit im vorigen Jahr die Zuständigkeit dafür vom Rhein-Neckar-Kreis aufs Land übergegangen ist, bahnt sich für die Saison 2021 endlich eine Verbesserung der Wegverhältnisse an.
Gleichzeitig kommt jetzt der Kreis Bergstraße mit einer neuen, eigenen Streckenvariante ins Spiel. In seinem letztes Jahr erarbeiteten Radverkehrskonzept ist mit dem Vermerk "andere Neckarseite keine geeignete Alternative" der Neubau eines Radwegs entlang bzw. unterhalb der B 37 auf hessischer Seite enthalten. Priorität: sehr hoch. Wie stehen die Chancen, dass Maßnahmen wie diese und andere im Raum Hirschhorn tatsächlich umgesetzt werden? Darüber und über Grundsätzliches zum neuen Konzept unterhielten wir uns mit Manuel Jobi, Fachbereichsleiter Kreisentwicklung im Landratsamt Heppenheim.
Auf dem Radwanderweg Hirschhorn-Eberbach geht es um eine Asphaltdecke zwischen Tunnelabfahrt und Ersheim. Foto: privatInsgesamt 141 Neu- und Ausbaumaßnahmen für das Radwegenetz im Kreis Bergstraße sind im neuen Radverkehrskonzept erfasst, etwa neun davon betreffen den um Hirschhorn zentrierten hiesigen Bereich. So liegen unter anderem Maßnahmen-Datenblätter für die Verbindungen Hirschhorn-Eberbach, Hirschhorn-Langenthal-Heddesbach und eben Hirschhorn-Neckarhausen-Lanzenbach-Neckarsteinach vor. Diese mit Fotos und Kartenausschnitten bebilderten Datenblätter liefern überblickartig alle wichtigen Details zu jedem Programmpunkt, wie: Streckenlänge, Ist-Zustand, Ziel und Begründung der Maßnahme, Kostenschätzung, Priorität, Zuständigkeit, betroffene Schutzgebiete.
Das gesamte Maßnahmenpaket des neuen Zielnetzes, das mit Blick auf Verkehrssicherheit, Fahrkomfort und direkte Führung das Bestandsnetz aufs heutige Anforderungsniveau hieven könnte, stellt allerdings nicht mehr und nicht weniger als eine Empfehlung des Kreises dar, eine Planungsgrundlage, "und wir sind idealistischerweise aus der Sicht des Radfahrers an dieses Konzept rangegangen", dämpft Manuel Jobi vorschnelle Erwartungen.
Man könne jetzt nur "an die 22 Kommunen appellieren, dieses Konzept gemeinsam mit dem Kreis zu verfolgen." Auf jeden Fall müsse man sich auf langwierige Prozesse einstellen, in deren Verlauf so viele Interessen, so viele Behörden unter einen Hut zu bringen, so viele Verfahren anzustrengen seien, "dass dabei Jahre ins Land gehen können". Wieviele? Das ist auch für den Fachmann nicht abzuschätzen, ungeachtet der Jahreszahl 2030, die das entstandene "Zielnetz Radverkehr" trägt.
So hätten jetzt auch die "Romantischen Zwei" aus dem hessischen Neckartal die Möglichkeit, sich zu äußern zu einem Radwegbau — in beide Richtungen — entlang der Bundesstraße 37. Insgesamt vier Maßnahmen sind für die Strecke zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach dokumentiert, drei besitzen Priorität A, Baulastträger wäre in diesen Fällen der Bund, im vierten das Land Hessen.
In Neckarsteinach selbst wird im Anschluss noch ein 900 Meter langer Ausbau des vorhandenen Gehwegs in einen Geh- und Zweirichtungsradweg vorgeschlagen. Damit wären im "Zielnetz 2030" insgesamt 5 Kilometer neugebaute Radwege im Neckartal vorhanden. Kosten-Grobschätzung: 945 000 Euro.
Am aufwendigsten und mit 440 000 Euro am teuersten wäre das 1 600 Meter lange Wegstück zwischen Neckarhausen und Hirschhorn. Beschrieben wird der Neubau so: "Beginn südlich der Kläranlage, Verlauf entlang des Neckarufers, Anschluss an bestehenden Weg unter Autobrücke am Ortseingang Hirschhorn". Dass dies mit einem Eingriff in einen unter die höchste Schutzklasse gestellten Naturraum einherginge, ist ein Beispiel dafür, "mit wie vielen Gesetzen so ein Radwegbau in Einklang gebracht werden muss", so Manuel Jobi.
Ob es überhaupt eine realistische Chance auf eine Umsetzung gibt? Zweifel sind angebracht. Auch für die vorgeschlagene Asphaltierung der 800 Meter vom Tunnel bis zum Ortseingang Ersheim auf dem Radwanderweg Eberbach-Hirschhorn. Denn hier gibt es abgesehen vom hohen Naturschutzstatus auch einen Einspruch vom Forstamt Beerfelden.
Entlang der L 3105 von Hirschhorn nach Langenthal und weiter nach Heddesbach sind insgesamt 4,6 Kilometer Radweg-Neubau sowie 1000 Meter Ausbau des vorhandenen Gehwegs angedacht. Kostenpunkt: 1,7 Millionen Euro.
Weitere Infos auf www.rv-k.de und www.vision.kreis-bergstrasse.de