Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach / Thonon / Ephrata. Nicht nur in Deutschland prägt Corona trotz zunehmender Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen weiterhin den Alltag. Auch Eberbachs Partnerstädte Thonon-les-Bains und Ephrata sind von den Auswirkungen der Pandemie nicht verschont geblieben.
Noch im Januar war eine Gruppe der "Amis d’Eberbach" aus Thonon zu Gast am Neckar gewesen, um gemeinsam mit den Eberbacher "Freunden Thonons" den Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages zu begehen. Mit diesem Vertrag wurde 1961 die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland besiegelt.
Für Mai war eine gemeinsame Reise der beiden Freundeskreise ins französische Besançon geplant: "Etwa 20 Teilnehmer auf beiden Seiten wären mitgefahren", berichtet der Vorsitzende der "Freunde Thonons", Helmut Schultz.
Doch dann kam Corona und machte alle Pläne zunichte.
Auch die Teilnahme der Eberbacher am großen Thononer Volksfest "Foire de Crêtes" im September ist nun ungewiss. "Bis 31. Juli sind in Frankreich alle Großveranstaltungen abgesagt." Wie es danach weitergeht, bleibt abzuwarten.
Immerhin hat es für die Menschen in der französischen Partnerstadt in dieser Woche nun erste Lockerungen des "Confinement", der strengen Ausgangsbeschränkungen, gegeben.
"Thonon sowie die Region Auvergne-Rhone-Alpes ist im grünen Bereich", war vom zweiten Vorsitzenden der "Amis d‘ Eberbach", Michel Pittet, am Montag per E-Mail zu erfahren.
Mehr als sieben Wochen lang hatte man bis dahin nur für den Einkauf von Lebensmitteln und für Besuche bei Arzt oder in der Apotheke das Haus verlassen dürfen. Ein einstündiger Spaziergang pro Tag bis maximal einen Kilometer vom Haus entfernt war erlaubt.
Für alle anderen Wege einschließlich den zur Arbeit bedurfte es einer schriftlichen Genehmigung. Wer diese bei den zahlreichen Polizeikontrollen nicht vorweisen konnte, musste mit 135 Euro Bußgeld rechnen.
Schulen waren seit 17. März geschlossen, kulturelle Einrichtungen ebenso, viele Firmen arbeiteten nicht, "Kurzarbeit ist die Norm". Zwanzig Todesfälle aufgrund von Covid 19 habe die Stadt zu beklagen, berichtet Pittet weiter. Allerdings sei das Krankenhaus "kaum überfordert" gewesen, die "Lage scheint unter Kontrolle zu sein".
Seit letztem Montag nun können die Menschen ein wenig aufatmen, wenngleich die Sorge um die Zukunft, um den eigenen Arbeitsplatz und um die Kinder, die nun wieder zur Schule gehen, groß ist.
Die meisten Geschäfte in Thonon seien nun wieder geöffnet. "Vor allem die Eröffnung der Friseursalons war mit großer Ungeduld erwartet worden", schreibt Pittet. Das Leben sei in die Innenstadt zurückgekehrt, der Verkehr wie eh und je, "ich habe keinen Parkplatz gefunden".
Hoffen aufs Jahr 2021
Was die Menschen am meisten freue, sei die Tatsache, dass man sich nun wieder ohne schriftliche Genehmigung draußen bewegen und Fahrten bis 100 Kilometer Entfernung vom Wohnort unternehmen könne. Bars, Cafés und Restaurants blieben allerdings noch bis mindestens Mitte Juni geschlossen. Wie Helmut Schultz so hofft auch Michel Pittet, 2021 den Elysée-Jahrestag im Januar und im Juni dann das 60-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Thonon und Eberbach gemeinsam feiern zu können.
Neue Nachrichten aus Eberbachs Partnerstadt in den USA hat der Vorsitzende der "Freunde Ephratas", Reiner Heun, von der ehemaligen Vorsitzenden der dortigen "Friends of Eberbach", Gil Hilt, erhalten. #
Auch in der stark ländlich geprägten Region des Lancaster-County hatten die Menschen in den vergangenen Wochen demnach sehr unter dem Lockdown zu leiden. Doch kehre man in Pennsylvania nun langsam wieder ins normale Leben zurück. "Die Lebensmittelgeschäfte sind überfüllt", schreibt Gil Hilt, "aber nicht allein um einzukaufen, sondern weil die Menschen sich nach sozialen Kontakten sehnen. Dazu nehmen sie jede Gelegenheit wahr – natürlich mit Abstand und Maske".
Schulen und Kitas bleiben in Ephrata bis Ende des Schuljahres geschlossen. Den Lernstoff vermitteln Lehrer soweit wie möglich online. Sitzen bleiben soll wegen Corona in diesem Schuljahr niemand.
Da Ephrata eher landwirtschaftlich strukturiert sei, spiele die Arbeitslosigkeit hier nicht so eine große Rolle wie in anderen Landesteilen. Für Menschen, die dennoch in Armut lebten, sei die Hilfsbereitschaft groß: Man packe Essenspakete für Bedürftige, Restaurants spendeten ihnen Mahlzeiten.
Über die Anzahl der Erkrankten in Ephrata konnte Gil Hilt keine Angaben machen: Zahlen würden nicht veröffentlicht. Allerdings sei die Sterberate im Landkreis aufgrund zahlreicher Alten- und Pflegeheime groß. Kirchen seien geschlossen, berichtet Hilt weiter. Glaubensgemeinschaften feierten Gottesdienste online oder auch auf Parkplätzen.
Ihre persönliche Sicht auf das Krisenmanagement der US-Regierung: "Trump macht seine Sache hervorragend. Ephrata geht’s gut, und den USA geht’s auch gut."
Dennoch müssen auch für die Freundeskreise in Ephrata und Eberbach gemeinsame Aktivitäten in diesem Jahr ausfallen. So wurde die für September geplante Teilnahme der Eberbacher mit einem Motivwagen an der Parade zur 102. "Ephrata-Street-Faire" auf 2021 verschoben. Auch der für Juli vorgesehene Besuch einer Schülergruppe der Ephrata Highschool in Eberbach soll nun erst im kommenden Jahr stattfinden.
In Ephrata trafen sich Reiner Heun und seine Frau noch vor der Corona-Krise mit der im Beitrag zitierten E-Mail-Schreiberin Gil Hilt