Kinder wollen schwimmen lernen, können es derzeit aber nicht. Die DLRG mahnt, dass hier Gefahrenpotenzial lauert und dass man die sehr gefragten Kurse coronaregelkonform doch ermöglichen sollte. Foto: Ute Linkenheil
Von Ute Linkenheil
Eberbach. So leer wie der Parkplatz davor ist auch das Becken im Eberbacher Hallenbad. Wegen Corona ist auch das Schwimmbad zu. Nicht nur das Freizeitschwimmen ist nicht möglich – auch alle Schwimmkurse sind abgesagt. Droht durch die erneute coronabedingte Schließung nun ein Jahrgang der Nichtschwimmer? Ob die ausgefallenen Zeiten aufgeholt und die Kurse nachgeholt werden können, darüber gibt es bei Schwimmkurs-Anbietern in Eberbach unterschiedliche Meinungen.
"Das hängt von vielen Faktoren ab", sagt Stefanie Meier, Betriebsleiterin der Bäder bei den Städtischen Diensten Eberbach. Welche Vorgaben gelten? Dürfen die Öffnungszeiten nach dem Lockdown erweitert werden? Wie viele Badegäste können auf einmal ins Hallenbad? Wie viele Kinder können in einer Gruppe unterrichtet werden? Ist das Abstandsgebot einzuhalten oder ist Körperkontakt erlaubt? Vor der erneuten Schließung durften sich 40 Badegäste drei Stunden auf Abstand im Wasser aufhalten. Wie die Regelungen bei einer erneuten Öffnung aussehen werden, ist derzeit ungewiss, so Meier.
Bislang boten die Städtischen Dienste jährlich vier Schwimmkurse mit jeweils zwölf Kindern an: Zwei Intensivkurse in den Ferien ab sechs Jahren und zwei Fünf-Wochen-Kurse für Kinder ab fünf Jahren. Ziel: ein Kind soll, wenn es ins Wasser fällt, so gut schwimmen können, dass es selbst den rettenden Rand erreicht. "Das ist bei so vielen Kindern schon heute eine Herausforderung," so Meier. "2021 könnten doppelt so viele Anfragen kommen. Um das bewältigen zu können, müssten dann auch die Rahmenbedingungen optimal sein".
Andreas Kohler, Abteilungsleiter Schwimmen im Turnverein Eberbach, geht davon aus, dass die ausgefallenen Kurse nicht aufgefangen werden können. Ein Verdoppeln sei schon wegen begrenzter Trainerzahl kaum möglich. "Der Badische und der Deutsche Schwimmverband arbeiten mit Medizinern an einer Vorlage für die Politik, um nach dem Lockdown schnell reagieren zu können", so Kohler. Es gehe um Regelungen für Coronazeiten, die zum Beispiel ein Öffnen der Bäder am Wochenende nur für das Kinderschwimmtraining ermöglichen sollen. "Die Kinder, die am Schwimmtraining teilnehmen, sind den Trainern bekannt, man weiß, wo sie herkommen". Außerdem, so Kohler "sind sie auch in der Schule mit anderen Kindern zusammen". Das Hygienekonzept des Bads sollte eine solche Lösung möglich machen.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ist der dritte Anbieter von Neuschwimmerkursen in Eberbach. Frank Thöne ist der Vorsitzende der DLRG Eberbach. Ein Jahr auszusetzen ist für ihn keine Option. Bereits jetzt müssten Eltern ein bis zwei Jahre warten, bis ihre Kinder einen Platz bekommen. Der Kurs für 15 Kinder sei noch am Anmeldetag innerhalb einer Stunde ausgebucht.
Um wenigstens unter Auflagen die Kurse möglich zu machen, gebe es "immer wieder intensive Gespräche mit der Politik", so Heinz Thöne, Ehrenvorsitzender der DLRG Eberbach und Vizepräsident des DLRG-Landesverbands Baden. Der Neuschwimmerkurs hätte in diesem Jahr nicht zu Ende gebracht werden können, ohne eine gemeinsam erarbeitete Lösung, die beim Schwimmunterricht – wie auch beim Fußball - Körperkontakt erlaubt.
"Kinder wollen ja schwimmen, auch mit Einschränkungen", so Thöne. Alle Vorgaben der Bäderbetriebe zu Desinfektion, Eltern-Begleitung ins Hallenbad, Wegeführung und Abstandsregeln seien "vorbildlich akzeptiert" worden. Trotzdem wurde das Schwimmtraining wieder "rigoros heruntergefahren, außer Acht lassend, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder seit Jahren dramatisch abnimmt und komplettes Schließen die Situation noch verschlimmert", kritisiert Thöne.