Das Duo Sanni & Paul umrahmte am Samstag im Rathaus-Foyer die Vernissage"Glänzende Aussichten"anlässlich des 20. Geburtstags des Weltladens. Foto: Ronald J. Autenrieth
Von Ronald J. Autenrieth
Eberbach. Der Eberbacher Weltladen feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe eröffnete am Samstag im Rathaus eine gut besuchte Vernissage die Karikaturen-Ausstellung "Glänzende Aussichten". Bis 15. Oktober werden zu den Rathaus-Öffnungszeiten in Kooperation mit "Misereor" rund 45 Karikaturen zu "Klima, Konsum und anderen Katastrophen" im Foyer gezeigt. Das Duo Sanni & Paul umrahmte die Veranstaltung mit spannenden Liedern, die gut zu den angeschnittenen Themen passten. Texte wie "wirf die Angst über Bord" oder "Türen öffnen sich von überall her" machten Mut und Laune.
Ute Krey, Vorsitzende des Trägervereins, begrüßte die Anwesenden. Wenn sie von "wir" sprach, waren mittlerweile 20 Frauen und Männer gemeint, die sich für fair gehandelte Produkte engagieren. Das "verlässliche Einkaufen" ermögliche es Familien am anderen Ende der Handelskette am Aufbau eines Bildungs- und Gesundheitswesens in ihrer Heimat mitzuwirken. 20,50 Euro pro Kopf und Jahr geben die Deutschen für Fair Trade aus. Allerdings geht ein Großteil des um 15 Prozent gewachsenen Markts mit einem Volumen von nunmehr 1,7 Mrd. Euro auf das Konto von Supermärkten, doch nur die Weltläden bieten diesbezüglich ein Vollsortiment.
Das Titelblatt der Karikaturen-Ausstellung; der Name des Künstlers lautet "Nel" (Loan Cozacu). Foto: Misereor
Bürgermeister Peter Reichert erzählte in seinem Grußwort, dass er als Jäger- und Bauernsohn früher wusste, woher das Fleisch oder die Zwetschgen auf dem Kuchen kamen. Bei den Fasern seines Hemdes, wisse er dies heute nicht mehr. Gerade angesichts der Vor- und Nachteile des freie Welthandels, habe der Weltladen in Eberbach etwas ganz Besonderes auf die Beine gestellt.
Für den Weltladendachverband WLDV war Eberhard Boley angereist. In bodenständigem Schwäbisch betonte er die Wichtigkeit der drei Säulen Bildung, politische Kampanien und fairer Handel, denen sich auch das Eberbacher Team stellt. Konsum und Wachstum seien nicht zu verteufeln, wenn sie gut und nachhaltig sind, Konsumismus, also Konsumieren als Selbstzweck, dagegen sei ein Problem. Das Label "Bio" sei durch die EU klar geregelt, für das Prädikat "fair" fehlen solche verbindlichen Standards. Deshalb arbeitet der Verband mit einer Positivliste an Liefereradressen. Das höchste Gut, mit dem man arbeiten könne, sei Glaubwürdigkeit. Abschließend ordnete Barbara Bart den Stellenwert kritischer Karikaturen auf interessante Weise ein, indem sie auf das negative Extrem, das Attentat auf die Charlie-Hebdo-Redaktion wegen der Mohamed-Karikaturen, verwies. Gestaltungs- und Meinungsfreiheit als hohes Gut ermöglichten es, die negativen Seiten unseres westlichen Lebensstils zu beleuchten. Idealerweise führte Lachen zu Nachdenken und dies wirke als Aufforderung zum Handeln. Sanni & Paul schlossen adäquat heiter: "Ich such‘ mir jetzt ne Ökobraut, die mit mir Kollektoren baut". Eine Zugabe mit der Eberbach-Eloge "Music for ewwa" und viel Applaus rundeten die informative und anregende Vormittagsstunde ab.