Noch haben die älteren Schülerinnen und Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums Präsenzunterricht, am 21. und 22. Dezember ist wieder Fernunterricht angesagt. Archivfoto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Die einen können am 21. und 22. Dezember in die Schule, müssen aber nicht. Die anderen dürfen nicht in die Schule, müssen aber lernen. Nun ist in Eberbach – im Gegensatz zum Rest der Republik – doch erst am 23. Dezember offizieller Ferienbeginn. An den letzten beiden Schultagen vor den Ferien könnte es allerdings ein Durcheinander mit Ansage geben. Denn nun liegt es an den einzelnen Schulen – die sich zum Teil schon auf längere Ferien eingestellt hatten – die Anordnung des Kultusministeriums umzusetzen und einen möglichst reibungslosen Ablauf an den letzten beiden Schultagen vor den Weihnachtsferien sicherzustellen.
Geschäftsführender Schulleiter Udo Geilsdörfer findet die Anordnung "seltsam". "Ich kann sie nicht nachvollziehen, aber wir müssen es nehmen, wie es kommt", sagt er. Für seine Gemeinschaftsschule bedeutet das parallel Präsenz- und Fernunterricht. Die Vorgaben wollen sie umsetzen, auch wenn es Probleme geben dürfte. "Ich habe nicht so viele Lehrer, etwa für Physik, dass sie in den fünften bis siebten Klassen in der Schule unterrichten und ich sie für die achten bis zehnten Klassen rausziehen kann. Das funktioniert so nicht." Dazu kommt noch ein großes Fragezeichen, wie viele Schüler in den unteren Klassen kommen und wie viele zuhause bleiben. Trotzdem bleibt er Optimist: "Ich bin froh, dass wir für den Fernunterricht so gut aufgestellt sind", sagt Geilsdörfer und ist überzeugt "wir kriegen das hin".
Im Hohenstaufen-Gymnasium hat die Anweisung in dieser Form überrascht. "Ich bin davon ausgegangen, dass länger Ferien sind", sagt Schulleiterin Anja Katzner. Nun gilt es, die Vorgaben umzusetzen, das heißt, Präsenzunterricht für die fünften bis siebten Klassen und ausschließlich Fernunterricht für die höheren Klassen bis zur Kursstufe. Unterricht wird an beiden Tagen laut Stundenplan gehalten. Bei den größeren wird es wohl eine Mischung sein aus Videokonferenz und dem Zur-Verfügung-Stellen von Materialien. "Vom Präsenzunterricht aus dem Klassenzimmer rausgehen und fünf Minuten später Videounterricht halten, das geht nicht", sagt Katzner. Damit sich die Lehrkräfte in der Unterstufe optimal auf den Unterricht vorbereiten können, sollen demnächst Elternbriefe verschickt werden mit der Bitte um Rückmeldung, welche Kinder kommen.
"Wir sind etwas überrascht worden von dem Ministerschreiben", sagt Markus Hanke, Rektor der Realschule. "Wir versuchen möglichst zeitnah den Familien Informationen zu geben, damit alle Beteiligten eine gewisse Planungssicherheit wiedererlangen", verspricht er.
"Nachdem die Eberbacher Schulen sich im Vorfeld abgesprochen hatten, es bei der geplanten Ferienzeit zu lassen, war es für uns keine allzu große Umplanung", sagt Tanja Ehrhard, stellvertretende Leiterin der Dr.-Weiß-Grundschule. Da die Aufhebung der Präsenzpflicht seit Beginn des Unterrichts unter Pandemiebedingungen, also seit März 2020, bestehe, wird es keine gezielte Abfrage hinsichtlich der zwei Tage bei den Eltern geben. Diese dürfen aber jederzeit von der Regelung Gebrauch machen. "Die Unterrichtsgestaltung dieser beiden Tage liegt in der pädagogischen Verantwortung jedes einzelnen Kollegen", sagt Ehrhard.
Schülerhort und Randzeit werden an diesen beiden Tagen jedenfalls ganz normal laufen, ergänzt Robin Uhrig, bei der Stadt zuständiger Sachbearbeiter für die Schulen.
Als "die schlechteste aller möglichen Lösungen für Lehrkräfte und Schulleitungen", bezeichnet Barbara Becker, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Fachgruppe Gymnasien und Gymnasiallehrerin für Biologie und Geschichte in einer Pressemitteilung die Entscheidung, welche Dr. Susanne Eisenmann, die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, am Dienstag bekannt gab. "Die avisierte Lösung führt in der Praxis dazu, dass nun Schüler*innen entweder freiwillig in die Schule gehen oder es lassen oder daheimbleiben müssen. Lehrkräfte und Schulleitungen allerdings haben keine Wahl. Sie müssen in die Schule und den Unterricht in Präsenz oder im Fernlernen irgendwie aufrechterhalten.
Einerseits belastet das erwartbare Organisationschaos die Schulen in dieser ohnehin prekären Situation noch zusätzlich. Gleichzeitig aber torpediert die Entscheidung der Landesregierung die Pläne aller Lehrkräfte, die gehofft hatten, durch die gewonnenen Tage freiwilliger Quarantäne zusammen mit den Großeltern ein einigermaßen sicheres Weihnachtsfest erleben zu können: Denn auch Lehrkräfte haben Familie."
Das jetzt "verordnete virtuelle Wichteln im Fernunterricht" in den letzten Tagen vor Weihnachten könnten die Lehrkräfte nur als eine Zumutung für alle empfinden. "Wie effektiv wird sich dieser Unterricht gestalten lassen?", fragt sie.