Bernhard Theis, Günter Kreß und Michael Mende (v.l.) bei der Vorstellung des Heimatkalenders „Unser Land 2020“ im Buchhaus Eberbach. Foto: Autenrieth
Von Ronald J. Autenrieth
Eberbach. Eine illustre kleine Hörerschar versammelte sich zur Vorstellung der Anthologie "Unser Land 2020" am Freitag im "BuchHaus Eberbach". Michael Mende und Bernhard Theis betreuten die Lesung mit mehreren Gastautoren, Carola Erb übernahm die Begrüßung, das Duo Sanni & Paul steuerte Gitarrenmusik und Gesang bei, wofür es viel Beifall gab.
Auch 2020 konnte bei der Gestaltung des RNZ-Heimatkalenders aus dem Vollen geschöpft werden, was sich in Umfang und Gehalt des Werkes niederschlug. "Ankommen in der Region" war der Eingangsteil der Lesung betitelt. Michael Mende sinnierte über die Kurpfälzer Identität, wobei dem Sommertagslied eine besondere Bedeutung zukam. Günter Kreß zeigte einen Sommertagsstecken, der aus dem Stengel einer getrockneten Tabakpflanze bestand, und erzählte von seiner Schulzeit nach dem Krieg, wo die Buben das Schwimmen in Bombentrichtern lernten, die mit Elsenz-Wasser geflutet waren. Die Betrachtung "Am Fluss" von Bernhard Theis mit zwei- und vierbeinigen Begegnungen entlang des Neckarufers war literarische Qualitätsarbeit.
Danach wurde es nachdenklich. Kriegserlebnisse und Geschichten um Flucht und Zwangsarbeit gewannen an Eindringlichkeit durch ihre Verortung an hiesigen Schauplätzen. Es lasen Mende und Theis. Sanni & Paul waren kurzerhand für den ursprünglich angekündigten Steffi Müller eingesprungen und überzeugten mit einfühlsamen und den Themen der Lesung angepassten Liedern. Unter der Rubrik "Wissenswertes und Vergnügliches" klang die Lesereise unterhaltsam aus. Rainer Hofmeyer berichtete von der Flucht der mittlerweile verstorbenen Margarete Dyballa, die vom Sudetenland über Karlsbad und Nürnberg nach Eberbach führte, wo es auch zum Wiedersehen mit dem Gatten kam, der in Gefangenschaft geraten war. Mit einer kurzen Episode, die "über dem Neckartal" spielte, präsentierte Bernhard Theis einen aphoristischen Text, der fesselte, während Mendes Lesung "Ein neues Grab" (Autor: Frans Hermans) über einen Friedhofsarbeiter zum Schmunzeln anregte. Ein Erdkabel war im Weg, bis es schließlich durchtrennt wurde: "Jetzt reicht es mit eurer Telefoniererei da unten …"
Erich Lehn konnte und wollte seinen Ziegelhäuser Lokalpatriotismus nicht leugnen. Interessantes "vom Ziegelhaus zum Erholungsort" veranschaulichte er mit historischen Gegenständen oder garnierte seinen Vortrag mit Mundharmonikaspiel. Am Ende gab es viel Applaus,und aus dem Publikum meldete sich spontan Fritz Kaufmann zu Wort. Eine lustige Kindermund-Geschichte um einen Räuberschatz rundete den Abend ab.