Der Klärschlamm aus der Eberbacher Kläranlage soll künftig von Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG abgenommen und weiterverwertet werden. Foto: Felix Hüll
Von Christofer Menges
Eberbach. Mit einer neuen Gesellschaft, in der alle 15 Kläranlagen im Kreis zusammenarbeiten, will der Rhein-Neckar-Kreis die steigenden Preise bei der Klärschlammentsorgung in den Griff bekommen.
Hintergrund ist eine Änderung der Klärschlammverordnung zum Oktober 2017: Klärschlamm darf künftig nicht mehr so einfach wie bisher als Dünger auf Äckern verwendet werden. Stattdessen soll der darin enthaltene Phosphor aus großen Kläranlagen recycelt werden.
Eberbach ist zwar auch nach der neuen Verordnung nicht zur Phosphor-Rückgewinnung verpflichtet. Dazu ist die vor zehn Jahren modernisierte Kläranlage zu klein. Weil der Klärschlamm aber relativ viel Phosphor enthält, nimmt das Bundesumweltministerium laut Thomas Brümmer von der AVR auch kleinere Anlagenbetreiber wie Eberbach in die Pflicht. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, der neuen Gesellschaft beitreten zu wollen.
Laut Stadtverwaltung gibt es nicht genügend Anlagen zur Verbrennung von Klärschlamm und Phosphor-Rückgewinnung. Die Preise für die Entsorgung stiegen, die Entsorger kündigten Verträge. Auch der Vertrag mit der Stadt wurde gekündigt. Zum Jahreswechsel soll ein neuer Entsorger gefunden werden. Die Stadt rechnet mit verdoppelten Kosten.
Der Kreis plant, dass alle Kläranlagen bei der Entsorgung und Phosphor-Rückgewinnung zusammenarbeiten. Dazu soll die "Rhein-Neckar-Phosphor-Recycling GmbH & Co. KG" gegründet werden. Die Gesellschaft nimmt ihren Teilhabern den Klärschlamm ab und kümmert sich um die Weiterverwertung und Entsorgung.
Die Anteile sollen nach Einwohnern aufgeteilt werden. Die Stimmrechte innerhalb der Gesellschaft sollen nach Einwohnerzahl zu 74,9 Prozent auf die beteiligten Gemeinden aufgeteilt werden, 25,1 Prozent hält der Kreis als Sperrminorität.
Wenn Eberbach beitritt, bekommt die Stadt 2,8 Prozent Gesellschaftsanteile, 2,1 Prozent Stimmrecht und einen Vertreter im Aufsichtsrat. Kostenlos ist die Entsorgung für die Stadt dennoch nicht: Die Entsorgungskosten werden mit 136 000 Euro im Jahr beziffert.
Bei der Gebührenkalkulation fürs Abwasser fällt das aber kaum ins Gewicht: Dort spielen Kanalbauten, Regenüberlaufbecken und Investitionen in die Anlage die größere Rolle. Allein der neue Kanal in der Friedrichsdorfer Landstraße mit einem neuen Regenüberlaufbecken kostet 2,3 Millionen Euro. In der selben Sitzung beschloss der Rat auch noch die Anschaffung eines neuen Räumers für das Vorklärbecken für 100 000 Euro. Ein Wartungsvertrag für den Räumer für 1400 Euro im Jahr wurde ebenfalls beschlossen.
Von 2022 an sollen nach einer Übergangsphase die beteiligten Kommunen alle Klärschlämme, die bei ihnen anfallen, der neuen Gesellschaft überlassen. Dadurch, dass die GmbH die Entsorgung im Bündel ausschreibt, sollen günstigere Preise erzielt werden.
Eine Garantie, dass der komplette Eberbacher Klärschlamm abgenommen wird, ist trotz der Verpflichtung der Stadt, ihn vollständig abzuliefern im Vertragsentwurf bislang nicht vorgesehen. Daran störte sich vor allem Patrick Joho (CDU). "Das müssen wir im einzelnen nochmal prüfen", sagte Ingmar Knieriem von der AVR.