Eberbach. (md) Ein fast sechsstündiges Feuerwerk der guten Laune brannte die Karnevalgesellschaft Kuckuck bei ihrer ersten Prunksitzung am Samstag in der Stadthalle ab. Mit Büttenreden, Tänzen und Showeinlagen in rascher Abfolge begeisterten die Akteure das Publikum, das eingangs von Präsident Udo Geilsdörfer und Sitzungspräsident Ralph Brenneis begrüßt worden war. Der Kampagneorden, der diesmal das Konterfei der Elferräte trägt, wurde zuhauf verliehen. Auch an zahlreiche Ehrengäste, zu denen Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte (CDU), die Bürgermeister Peter Reichert und Jan Frey sowie Ehrenbürger Horst Schlesinger und Waldbrunns langjähriger Gemeindechef Klaus Schölch gehörten.
Kuckuck-Prunksitzung 2019 - die FotogalerieTraditionsgemäß eröffnete der Fanfarenzug der Stadt Eberbach unter Stabführung von Jochen Benkwitz die Sitzung, begeistert wurden beim Einmarsch die Elferräte empfangen. Dann hieß es auch schon "Bühne frei" für die jungen Kuckucks-Küken, die einen "Marschtanz mit Freestyle-Elementen" hinlegten. Politisch wurd’s beim Vortrag von Horst Brenneis. Der Prologer behandelte die schwächelnde Patientin Germania Teutonia und hob mal wieder den Zeigefinger in Richtung Establisment. Und schämte sich beim Gedanken an Horst Seehofer sogar für seinen Vornamen. Deutschland leiste auch einen Beitrag zum Klimaschutz, wusste der "Doktor der Nation". Denn die Regierungsflieger blieben grundsätzlich am Boden. Höchste Körperbeherrschung zeigten die Tanzmariechen Jana Geilsdörfer und Pia Röth.
Über ihre Erfahrungen als Chirurgin berichtete Quasselstrippe Emma Auer. "Dass ich das bin, was ich bin, liegt in der Familie drin", ließ sie wissen. Denn die begnadete Chirurgin stammt aus einer Metzgersfamilie und erzählte, "was bei Operationen so passiert". Mit einem Marschtanz wirbelten die Kuckuckskids über die Bühne, ehe der "Wächter vum Ohrschbergturm" seine Erlebnisse zum Besten gab. Hubert Richter debüttierte in der Bütt. Mit selbst verfasstem Text und eigenhändig gebautem Ohrsbergturm-Modell begeisterte er die Zuhörer. So mancher Tourist löcherte mit bohrenden Fragen den Förster am Turm. Beispielsweise damit, wie man der in der Stadt grassierenden Wildschwein-Plage Herr werden könne. Des Waidmanns gereimter Rat: "Mit etwas gutem Wille, müsst ihr statt Hausschwein a mol Wildsau grille". Auch für den vom Gemeinderat abgelehnten Neckarsteg hatte er Trost parat: " Dess wär’ e teures Werk, mir sinn doch net in Zwingeberg", dichtete er zur hellen Freude der Gäste. Von nicht alltäglichen Begebenheiten aus dem Ortsgeschehen zwitscherten die Gässelspatzen. Die Roadrunners warfen vom All einen Blick auf die Erde und waren entsetzt: "Es ist Zeit, dass sich was ändert", forderte die Gruppe bei ihrem Schautanz. Tief im Märchenwald befand sich Prinzessin Rosalind in Person von Udo Geilsdörfer. Nach 800-jährigem Schlaf stieg sie auf der Suche nach einem Mann von der Burg Eberbach tief hinab in die Stadt. Doch dort begegnete ihr nur ein kleiner lieblicher Odenwälder Drache (Jana Geilsdörfer), der den Ritter Kunibert von Hirschhorn (Dirk Müller) bevorzugte. Rosalind wusste sich zu helfen: "Erst war ich traurig, jetzt bin ich erleichtert, dann nehm’ ich halt den Peter Reichert", freute sich die Prinzessin und deutete auf den Schultheiß im Publikum. Nach dem Marschtanz der Kuckucksgarde gab’s beim Zwiegespräch der Waschfrauen Regina Becker und Martina Wäsch wieder viel örtliches Geschehen auf die Ohren. Man erfuhr auch von dem Strohwitwer, der vergeblich versuchte, einen Wäschetrockner zu bedienen. S’ Mengese ( Rainer und Jonathan Menges) zeigten, dass das Anbandeln beim weiblichen Geschlecht mit der Einnahme von "Traudich-Tröpfchen" ganz einfach ist. Karin Conrath begleitete am Klavier, das Publikum klatschte den Refrain mit. Als "wahre Freunde der KG" erwiesen sich die Nesthocker. Mit Schwung ging’s nach der Pause weiter, als die Prinzengarde über die Bühne wirbelte. Zwischenstopp machten die Schduadesse Silke Auer und Petra Hildenbrand. Die "Engel der Lüfte" tauschten sich über ihre Erlebnisse aus. Für Kulturaustausch zwischen Fernost und Eberbach sorgten die Hallodries mit ihrem "Geishas"-Showtanz. Dann kam die weltbekannte Boygroup "Stadtschwalben" zum Zuge. Die hatten ein neues Eberbach-Lied komponiert, in dem auch die Verödung der Innenstadt, Hallenbad, Feuerwehrhaus und Wildsauproblematik thematisiert wurden. "Komm lass’ uns machen, wir werden’s packen", verbreiteten die Sänger Optimismus. Nach dem flotten Marschtanz von Tanzmariechen Anna-Lena Kappes sorgten Heiner und Gretel ( Jens Müller und Silke Auer) mit ihren Erzählungen aus dem Eheleben für wahre Lachsalven. Mit Schmetterlingen im Bauch ging bei den Elwetritsche der Traum vom Fliegen in Erfüllung, ehe es zum Finale Luftballons von der Decke regnete.