Im Standesamt hat es schon geklappt. Doch als Mona und Robin Menges ihre am 25. April in der Rockenauer Bergkirche geplante Trauung mit 150 Gästen wegen Corona absagen mussten, flossen Tränen. Auch die Hochzeitsreise ist geplatzt. Sobald es wieder möglich ist, wollen die beiden alles nachholen. Foto: privat
Von Elisabeth Murr-Brück
Eberbach. Es ist kurz nach 9, als Mona Menges am 25. April auf den Markt geht. Es könnte der Start in einen Frühlings-Samstag sein, wie man ihn sich wünscht: Die Sonne scheint, ein paar Schäfchenwolken, angenehme 22 Grad warm wird es in den nächsten Stunden. Mona Menges ist früh aufgewacht, der Tag ist alles andere als perfekt.
Am Vortag wurden 240.000 Urlauber aus aller Welt nach Deutschland zurückgebracht, Maskenpflicht wurde beschlossen und Abstandsregeln, Corona bestimmt die Regeln und den Tag von Mona Menges. Wäre das Virus nicht, würde sie jetzt perfekt geschminkt zu Hause sitzen und die Haare gemacht kriegen. Wäre das Virus nicht, würden Mona und Robin Menges an diesem Nachmittag in der Pfarrkirche von Rockenau heiraten.
Beide sind in dem Ort aufgewachsen, wurden in der Kirche konfirmiert, dass sie hier auch heiraten würden, war für beide so selbstverständlich, dass das bei all den Vorbereitungen nur eine Terminfrage war. "Mir ging es nicht um den großen Auftritt als Braut", sagt Mona Menges, aber die Hochzeit in der Kirche ist nach unserer Vorstellung die, die eigentlich zählt. Das Paar hat keine bombastische Feier geplant, aber mit Familie, Verwandten und Freunden standen doch 150 Gäste auf der Liste. Sektempfang mit Häppchen, dann in den großen Saal der Stadthalle, Büffet, Party, Fotos mit allen. Stattdessen: nichts, Shutdown wegen Corona.
Kurz hat Mona Menges daran gedacht, ob sie arbeiten gehen soll, im Kosmetikstudio in der Hauptstraße, das sie mit ihrer Mutter führt, gibt es immer etwas zu tun, auch wenn für diesen Tag natürlich alle Termine geblockt waren.
"Lass es", hat sie sich gesagt, es konnte kein normaler Tag mehr werden, für sie nicht, für ihren Mann auch nicht. Den Takt des "Jetzt würden wir" bekamen sie beide nicht aus dem Kopf.
Die Wehmut war auch am Sonntag noch nicht da und brach in den nächsten Tagen immer wieder mal durch. Jetzt wären sie unterwegs auf Hochzeitsreise, in Irland vielleicht. Die Entscheidung wollte sie erst kurz vorher treffen, und immerhin das war gut so, keine Stornoprobleme wenigstens.
Dass der Hochzeitstermin gefährdet war, zeichnete sich für Mona und Robin Menges schon Ende Februar ab. Die Einladungen waren längst raus, als sich das Paar mit Eltern und Schwiegereltern zum Essen traf: Krisengespräch: "Sollen wir alles abblasen?" Eigentlich war allen klar: daran führt kein Weg vorbei, "und wir wollten auch diesen Schwebezustand der Ungewissheit beenden".
Tränen flossen, aber die Abwicklung lief unkompliziert: Dem Pfarrer tat es leid, Räumlichkeiten für die Hochzeit hätte die Stadt zwei Tage später von sich aus gekündigt, das Catering hatten Freunde übernommen. Und das Hochzeitskleid hängt bei der Schneiderin bis zur weiteren Verwendung: dann wohl im nächsten Jahr. Dann kann alles ganz entspannt laufen, es ändert sich ja sonst nichts. Und Mona Menges ist doppelt verliebt: in Robin und in ihr Brautkleid.
Foto: privat