Der Gemeinderat Eberbach tagt. Foto: Hüll
Von Felix Hüll
Eberbach. Der Gemeinderat hat wieder "richtig" getagt: bei der Präsenzsitzung in der Stadthalle am Donnerstag Abend wurden bei einer 15-Punkte-Tagesordnung Entscheidungen auch wieder nach direktem Meinungsaustausch gefällt.
Autokino mit Kleinkunstkulturbühne in der Au, das Festlegen des Bürgermeisterwahltermins und das Bestellen eines Klimaschutzmanagers gehörten dazu.
Bürgermeister Peter Reichert wandte sich eingangs der Sitzung mit persönlichen Worten zur Krise an alle 22 Gremiumsmitglieder, die vollzählig erschienen waren. Acht Zuschauer waren auf der dafür geöffneten Empore erschienen. Reichert: "Keiner von uns konnte bei unserer letzten öffentlichen Sitzung am 27. Februar dieses Jahres ansatzweise abschätzen, was da alles passiert in den damals noch vor uns liegenden Wochen. Die Vollbremsung liegt hinter uns. Ganz langsam wird gerade wieder vorsichtigste Fahrt aufgenommen." Reichert beschrieb getroffene Ausnahmemaßnahmen. "Ich ziehe meinen Hut vor vielen in unserer Stadt, die kreativ und Energie geladen versuchen, das Schlimmste abzupuffern." Jetzt bete er dafür und wünsche allen Mitbürgern , "dass Sie diese Krise mit ihren Folgen überstehen, und dass Sie gesund bleiben."
Weil durch die Corona-Einschränkungen das gesellschaftliche und kulturelle Leben derart eingeschränkt ist, soll ein Autokino in der Au wenigstens etwas Ersatz etwa für das weggefallene Frühlingsfest geboten werden. Neun Tage lang voraussichtlich vom 20. bis 29. Mai sollen mit Hilfe eines LED-Containers für 25 oder eventuell mehr Autos pro Vorstellung Filme auf dem Festplatz in der Eberbacher Au vorgeführt werden bei Einhalten aller Abstands- und Hygienevorgaben. Zusätzlich ist geplant, eine Bühne aufzuschlagen für Einzelkünstler, etwa für ein Puppentheater für Kinder aber auch für Gottesdienste – allerdings müssen alle Vorführungen mit geschlossenen Fahrzeugen besucht werden.
Die Filmauswahl soll erst jetzt getroffen und bekannt gemacht werden. Das beschlossen die Gemeinderäte bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung.
Einstimmig hingegen fiel der Beschluss, den Termin für die anstehende Bürgermeisterwahl auf den 18. Oktober festzulegen. Das ist der Apfeltag. Bei dem bleibt aber wie bei allen Veranstaltungen im Spätjahr weiter offen, ob und wie sie werden stattfinden können. So wie den Kuckucksmarkt hat die Stadt von sich aus den Termin nicht offiziell abgesagt. Aber den geltenden Verordnungen nach kann der Kuckucksmakt nicht stattfinden und sind auch weitere Großveranstaltungen im Spätjahr unsicher. Wahlen hingegen dürften abgehalten werden. Es gebe entsprechende Hinweise der bisherigen Verordnungsgeber, erklärte Hauptamtsleiterin Anke Steck. Einen eventuell erforderlichen zweiten Wahltermin terminierte der Gemeinderat auf Sonntag, 8. November. Die Bewerbungsfrist für mögliche weitere Kandidat(inn)en neben dem wieder antretenden Amtsinhaber Bürgermeister Reichert läuft vom 31. Juli bis 21. September.
Eberbach soll einen Klimaschutzmanager erhalten. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung nahm der Gemeinderat den Verwaltungsvorschlag an, dass "schnellstmöglich" eine entsprechende Stelle mit einem Beschäftigungsumfang von 50 Prozent ausgeschrieben wird.
Dieses Management soll die Teilnahme Eberbachs am "European Energy Award" prüfen und vorbereiten. Das ist ein Programm zum Umsetzen von Klimaschutzzielen in Städten, Gemeinden und Landkreisen, wie es etwa in Walldorf verfolgt wird. Fünf Monate nach Beginn der Managementtätigkeit ist dem Gemeinderat über erste Schritte und Erfahrungen zu berichten.
Nochmals zurück gestellt wurde der Beschluss, auf dem Festplatz in der Au weitere 19 Wohnmobilstellplätze anzulegen. Die Verwaltung wird bis zur Mai-Sitzung Bedenken und Anregungen von Räten prüfen, ob nicht ein besserer Standort oder andere Bodenbeschaffenheit als Schotter gewählt werden soll, zumal in der Sitzung die Stellplätze in Hirschhorn direkt am Neckar als Vergleich angeführt worden waren.
Für rund 137.000 Euro vergab der Gemeinderat einstimmig das Einrichten einer Atemschutzwerkstatt im neuen Feuerwehrgerätehaus an die Ilshofener Firma MAW GmbH.
Bei vier Enthaltungen stimmte das Gremium dem Pächterwechsel im Jagdbezirk Itterberg zu. Künftig übernimmt Marion Daiss-Dormann aus Stuttgart den Part, den Dr. Michael Frege aus Düsseldorf abgibt. Pächter Günter Daiss aus Freiberg am Neckar verbleibt in dieser Pächtergemeinschaft Bezirk Itterberg.
Einstimmig angenommen wurde die 400-Euro-Spende des Ehepaares Christel und Wolfgang Kleeberger zum Anschaffen eines Spielgerätes für die Randzeit der Dr.-Weiß-Schule.
Ebenfalls angenommen wurde allerdings bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung ein schwer im Gelände zugängliches Rockenauer Waldgrundstück von rund 772 Quadratmetern vor allem aus Gründen der Borkenkäfer-Bekämpfung. Zuvor hatte die Stadt es abgelehnt, dieses Areal käuflich zu erwerben.
Durch Übernahme der Eigentümerverpflichtungen sei die Stadt zumindest in der Lage, bei Käferbefall eingreifen zu können. Wenn auch dies mit Kosten für die Stadt verbunden sei, schütze es doch angrenzende andere Waldbestände.
Update: Freitag, 1. Mai 2020, 15.26