Dicht an dicht sind die Wohnmobile auf den Straßen des Standortübungsplatzes Wolferstetten zwischen Hardheim und Külsheim aufgereiht. am heutigen Samstag wird es ernst: Gemeinsam wollen sie den längsten Wohnmobilkonvoi der Welt bilden. Foto: Rüdiger Busch
Wolferstetten/Hardheim. (rüb) "Es schaut gut aus", sagt Dieter Goldschmitt und schaut sich zufrieden um. Unweit von Wolferstetten auf dem Standortübungsplatz herrscht am Freitagvormittag ein emsiges Treiben. Wohnmobile stehen aufgereiht, so weit das Auge reicht, Camper aus ganz Deutschland und aus dem benachbarten Ausland bevölkern das Gelände.
Die Atmosphäre ist familiär: "Wir Camper sind eine große Familie", betont der Motor und Ideengeber des Weltrekordversuchs. Gemeinschaft und Geselligkeit werden bei den Wohnmobilisten großgeschrieben. Am Samstag haben sie alle ein gemeinsames Ziel: Den längsten Wohnmobil-Konvoi der Welt zu bilden und den Eintrag in Guinness-Buch der Rekorde zu schaffen. Der Startschuss fällt um 14.30 Uhr.
"Helvetic one": Das wohl teuerste Reisemobil der Welt zieht die Blicke der Camper auf sich. Foto: Rüdiger Busch
Die alte Bestmarke liegt bei 671 Fahrzeugen. Sie wurde vor 15 Jahren in Italien erreicht. Mit aktuell 830 Anmeldungen wird diese Zahl weit übertroffen. Jetzt müssen "nur" noch die strengen Auflagen von Guinness erfüllt werden. Im vergangenen Jahr scheiterte die angestrebte Aufnahme ins Guinness-Buch daran, dass sich zu große Lücken zwischen den einzelnen Fahrzeugen bildeten.
"Das soll diesmal nicht passieren", unterstreicht Goldschmitt. "Dafür haben wir uns professionelle Unterstützung bei den Walldürner Reservisten geholt: Die wissen schließlich, wie man im Konvoi fährt."
Etwa 15 Reservisten, darunter Oberstleutnant der Reserve Helmut Kubin und der Vorsitzende, Oberfeldwebel der Reserve Markus Gessler, werden darauf achten, dass keine zu großen Abstände entstehen. Zudem wurde ein UKW-Sender gemietet: Über "Konvoi-Sender" bekommt jeder Teilnehmer das Startsignal über das Autoradio, so dass der "Massenstart" gelingen sollte.
Los geht es kurz vor Wolferstetten. Die Reisemobile fahren dann im Konvoi auf der Panzerstraße in Richtung Hardheim. Die 3,2 Kilometer lange Rekordstrecke endet auf Höhe des Kasernengeländes. Die Fahrzeuge fahren anschließend aber trotzdem im Konvoi weiter über die Querspange und Richtung Wertheim, biegen nach Steinfurt rechts ab und fahren zurück auf den Übungsplatz. Somit ist gewährleistet, dass problemlos ein zweiter Anlauf genommen werden kann, wenn der erste Rekordversuch nicht geklappt hat, erklärt Goldschmitt.
Glenn Pollard (M.) wird den Weltrekordversuch im Auftrag von Guinness World Records überwachen. Gisela und Dieter Goldschmitt führten ihn am Freitag über die Strecke. Foto: Rüdiger Busch
Wie auf Kommando fährt in diesem Moment Dieter Goldschmitts Ehefrau Gisela vor. Sie hat gerade Glenn Pollard vom Flughafen abgeholt. Der aus London angereiste Brite wird den Weltrekordversuch im Auftrag von Guinness World Records überwachen. Seine erste Eindrücke sind rundum positiv: Der Anblick von hunderten von Wohnmobilen, die in Reih und Glied stehen, sei "überwältigend".
Dennoch wird er den rührigen Wohnmobilisten nichts schenken: "Er wird streng urteilen, ob alle Regeln eingehalten wurden", weiß Gisela Goldschmitt. Pollard habe schließlich die Aufgabe, das Niveau des Guinness-Buchs hochzuhalten: "Wenn Rekorde verschenkt werden, sind sie nichts mehr wert." Und wenn der neue Weltrekord heute Nachmittag nach Hardheim geht, dann haben ihn sich die Organisatoren und die mehr als 120 Helfer redlich verdient.
Die Branchen-Prominenz fühlt sich in Hardheim wohl: Schirmherrin Maria Dhonau und die Wohnmobilentwickler Lothar und Heidi Schleinkofer. Foto: Rüdiger Busch
Davon ist auch Maria Dhonau aus Mülheim an der Ruhr überzeugt. Die "Grand Dame" der Caravaning-Branche ist Hymer-Botschafterin und Schirmherrin des Weltrekordversuchs. "Es ist alles super hier, alle strahlen, und alles ist bestens organisiert", schwärmt die 80-Jährige, an der die Jahre offenbar spurlos vorbeigezogen sind.
Sie ist ebenso optimistisch wie Dieter Goldschmitt: "Wir werden alles für den Weltrekord geben. Aber egal, wie es ausgeht: Wir haben unser Ziel, so viele Fahrzeuge in die Region zu holen, erreicht." Falls es aber doch schiefgehen sollte: Eine dritte Auflage des Rekordversuchs wird es nicht geben.