Von Achim Dörr
Walldürn. Eine traditionelle Hauptwallfahrtszeit ist während einer Pandemie undenkbar. Die Organisatoren haben deshalb nach der erstmaligen Absage der Wallfahrt, die auf das Blutwunder im Jahre 1330 zurückgeht, im April des vergangenen Jahres reagiert und ein neues Konzept erstellt, bei dem die Hauptwallfahrtszeit hin zu einer deutlich längeren Wallfahrtssaison entzerrt wird. Damit trägt die Wallfahrtsleitung der immer noch dynamischen Situation dieser Pandemie Rechnung.
"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir"
"Wir haben in verschiedenen Arbeitskreisen, im Wallfahrtsausschuss und im Pastoralteam diese Konzeption für das Wallfahrtsjahr 2021 erstellt und werden versuchen, immer mit Blick auf das aktuelle Geschehen, dieses Angebot den Pilgern zu ermöglichen", so der Wallfahrtsleiter und Franziskaner-Pater Josef Bregula. Dieser Prozess für das Wallfahrtsprogramm 2021 wurde bereits im August des Vorjahrs gestartet und entwickelte sich in zahlreichen Sitzungen und Gesprächen. Auch die konzeptionellen Ansätze für die Zukunft der Wallfahrt aus dem Jahre 2015 spielten dabei eine Rolle.
Die Hauptwallfahrtszeit unter dem Leitwort "Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir" (Jesaja 41,10a) beginnt somit wie immer am Dreifaltigkeitssonntag und dauert vom 29. Mai bis 27. Juni. Erstmals ist sie in eine Wallfahrtssaison integriert, die vom 11. April bis 17. Oktober andauert. Bereits bestehende Termine im Kirchenjahr hat die Wallfahrtsleitung eingebunden, aber auch vereinzelt neue Pilgertage und bislang bekannte Pilgeranmeldungen berücksichtigt.
"Im Wesentlichen wurde die Hauptwallfahrtszeit coronabedingt angepasst, wobei die Konzentration auf den Wochenenden, dem Fronleichnamsfest und dem Großen Blutfeiertag liegt", heißt es aus der Wallfahrtsleitung. Die stark frequentierten Wallfahrtstage unter der Woche für die Senioren und Kranken sowie der Antoniustag und der Tag der heiligen Rita fallen dagegen aus. "Sie sind aus logistischen Gründen in der gewohnten Form nicht leistbar und umsetzbar", teilen die Organisatoren mit.
In den letzten Wochen hatten bereits Pilgergruppen abgesagt – darunter die Kölner Fußwallfahrt und die Gruppen von Mömbris und aus dem Taunus (die RNZ berichtete). Diese speziellen Wallfahrtstage in der Hauptwallfahrtszeit fallen damit aus dem Programm. Darüber hinaus hat sich der Wallfahrtsausschuss dazu entschlossen, die besonderen und stark besuchten Themenwallfahrtstage – wie die Fahrrad- und Motorradwallfahrt oder den Wallfahrtstag der Erstkommunionkinder der Region – in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Grundsätzlich sind aber Gruppen mit den entsprechend erlaubten Teilnehmerzahlen und Individualpilger am Wallfahrtsort willkommen.
Mit der Neuerung hin zu einer Wallfahrtssaison von April bis Oktober wollen die Verantwortlichen die Wallfahrt in Walldürn aufwerten und "ein neues Bewusstsein in der Wahrnehmung" schaffen. Sie erläutern: "Wir wollen damit die Wallfahrt zum heiligen Blut – als größten eucharistischen Wallfahrtsort in Deutschland – mit dem Heiligtum des Blutaltars stärken und den Pilgergruppen neue Gestaltungsspielräume ermöglichen." Sie sehen darin eine Chance für die Zukunft. Für die traditionellen Fußgruppen und andere Pilgerorganisationen bieten sich damit erweiterte Terminmöglichkeiten, der oftmals enge Terminkalender – gerade an den Hauptwochenenden – wird entzerrt.
"Eines ist aber auch klar: Ohne die tatkräftige Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer – gerade im Bereich des Ordnungsdiensts für die Basilika und am Wallfahrtsplatz – werden wir diese Chance und Herausforderung nicht bewältigen können", unterstreicht der Wallfahrtsleiter nachdrücklich. Pater Bregula ist überzeugt: "Es bedarf der Solidarität und des besonderen Miteinanders."
Mit Blick auf das Hygiene- und Sicherheitskonzept ist eine Teilnahme an den Gottesdiensten und Andachten während der Hauptwallfahrtszeit ausschließlich mittels Anmeldeverfahren möglich. Die Anmeldungen sind ab dem 3. Mai nur telefonisch immer montags von 8.30 bis 11 Uhr möglich. Eine Anmeldung ist für maximal fünf Personen zulässig.
Das Heiligtum, der Blutschrein, als Mittelpunkt und Ziel Tausender Pilger wird nur von vorne geöffnet sein. Die Treppenauf- und -abgänge bleiben weiterhin gesperrt, das hintere Türchen bleibt geschlossen. Damit will man mögliche Kontaktinfektionen der Pilger und Gottesdienstbesucher vermeiden und Gefahrenquellen minimieren. Aus diesen Gründen wird der Blutschrein außerdem nicht aus dem Blutaltar herausgenommen.
"Es bedarf der Solidarität und des Miteinanders"
Inwieweit die Gläubigen in den traditionellen großen Prozessionen an Fronleichnam und am Großen Blutfeiertag durch die Wallfahrtsstadt ziehen können, bleibt abzuwarten. Die Wallfahrt im Jahr 2021 wird unter den Vorzeichen der weiterhin bestehenden Corona-Pandemie sicherlich nicht in dem gewohnten und von vielen Pilgern und Gläubigen lieb gewonnenen Ablauf stattfinden können. Daher muss die Wallfahrtsleitung die weitere Entwicklung der Lage und die damit verbundenen behördlichen Auflagen im Auge behalten und – wenn notwendig – Anpassungen vornehmen. "Das macht die laufenden Planungen sicher nicht einfacher", sind sich die Verantwortlichen bewusst.
Info: www.wallfahrt-wallduern.de