Endgültiger Abschied von der Transversale?
Bauland/Buchen. (joc) Vor Jahren noch war der Name "Transversale" einer der ganz großen Hoffnungsträger im Hinblick auf die Planungen im Straßenbau des Neckar-Odenwald-Kreises. Dann wurde es plötzlich still. Die Maßnahme ruhte über Jahre hinweg im Dornröschenschlaf – beziehungsweise in einer Amtsstube des Regierungspräsidiums. Mit zeitlichen Prognosen, wann die Straße denn nun realisiert werden könne, hielten sich hierzulande die Kommunalpolitiker und Behördenvertreter in den letzten Monaten zurück.
Jetzt am Jahresende ist die Transversale aber wieder aufgetaucht – allerdings nur kurzfristig, wie man den aktuellen Überlegungen des Landratsamts entnehmen kann. Demnach wird der Kreistag, wie Landrat Achim Brötel nun ankündigte, in seiner nächsten Sitzung am 7. Dezember aller Voraussicht nach aufgrund der davon galoppierenden Gesamtkosten (die letzte Kostenfortschreibung steht bei 54,5 Millionen Euro – das ist das Vierfache der Schätzungen von 2005), naturschutzrechtlicher Bedenken sowie geologischer Unwägbarkeiten endgültig Abschied von der Transversale nehmen. Die Ausgangslage sowie die Reaktionen der betroffenen Kommunen und Ortschaften:
Zur Vorgeschichte: Die K3972, besser bekannt unter der Bezeichnung Transversale Eberstadt–Adelsheim, steht schon seit Mai 2005 im Fokus der Öffentlichkeit. Damals hat der Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr, noch unter dem Vorsitz des früheren Landrats Piepenburg, den Auftrag zur Vorplanung erteilt.
Zielsetzung war es seinerzeit, die wirtschaftsstarken Städte Walldürn und Buchen besser an das überörtliche Straßennetz anzubinden. Hier leben rund ein Drittel der Kreisbewohner. Zur besseren Anbindung sollte ein ortsdurchfahrtsfreier Verkehr bis zur Autobahnanschlussstelle Osterburken an die A81 ermöglicht werden. Dies auch mit entsprechenden Verbesserungen für die Einhaltung der Hilfsfrist im Rettungsdienst. Nach der Realisierung hätte der Verkehr nicht mehr durch die Ortschaften entlang der L519 (Bödigheim, Seckach, Zimmern), der L582 (Eberstadt, Bofsheim) oder der K3901 (Eberstadt, Zimmern) rollen müssen, was sicherlich ebenfalls ein gewaltiger Vorteil für die hier lebenden Bürger wäre.
Vorgesehen war dabei eine sieben Kilometer neue Kreisstraße, die kurz nach dem Buchener Stadtteil Eberstadt auf dem Höhenrücken beginnen sollte und dann vor dem zwischenzeitlich realisierten Eckenberg-Tunnel bei Hemsbach an die neue Ortsumfahrung Adelsheim anschließen sollte. Dies mit dem positiven Nebeneffekt, dass dadurch auch die zunehmend stärker vom Schwerlastverkehr befahrenen und nicht ungefährlichen Ortsdurchfahrten in Bödigheim, Seckach und Zimmern spürbar entlastet würden.
Schon im Dezember 2005 hat man die Transversale (mit kalkulierten Gesamtkosten von damals 13,7 Millionen Euro) zur Aufnahme in das GVFG-Programm (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) angemeldet. Seit Juni 2009 lief dann das Planfeststellungsverfahren. Dies aber offenbar hinter verschlossenen Türen, denn konkrete Ergebnisse drangen in den letzten zehn Jahren nicht nach außen – wenn es sie denn überhaupt gegeben haben sollte. Ursache für den augenscheinlichen Stillstand soll ein häufiger Sachbearbeiterwechsel im Regierungspräsidium sein. Außerdem hätten diverse zeitaufwendige Gutachten durchgeführt werden müssen, die offenbar schon wieder veraltet waren, als der neue Sachbearbeiter sich mit der Materie beschäftigte. Als nacktes Ergebnis ist jedenfalls zu konstatieren, dass es – auch nach über zehn Jahren – letztlich immer noch nicht zu einem positiven Planfeststellungsbeschluss gereicht hat.
Trotzdem liegt der Spielball nun wieder beim Kreistag. Landrat Dr. Brötel macht hierzu allerdings auf die eigentlich angedachte Reihenfolge aufmerksam: "Die geltende Beschlusslage sieht vor, zuerst den Planfeststellungsbeschluss abzuwarten, dann die Kosten neu zu bewerten, mit dem Land über die Förderung zu reden und auf dieser Basis schließlich zu entscheiden."
Dazu wird es aber nun aller Voraussicht nicht mehr kommen, weil sich die Ausgangslage deutlich verändert hat. Wieder Dr. Brötel: "Inzwischen hat sich die Welt gleich in mehrfacher Hinsicht geändert. Zum einen gibt es im Umwelt- und Naturschutzrecht deutlich höhere Anforderungen als zu Beginn des Verfahrens. Dazu kommt, dass das Regierungspräsidium schon beim Bau der Ortsumfahrung Adelsheim leider die schmerzliche Erfahrung machen musste, dass der Eckenberg partout nicht so will, wie es die geologischen Gutachter eigentlich vorhergesagt hatten. Die Hangbefestigung hat deshalb dort zu ganz erheblichen Mehrkosten geführt."
Gerade der Eckenberg hätte aber auch für den Neubau der Transversale zur Gretchenfrage werden können. Dies vor dem Hintergrund, dass man für die Anbindung der großen Talbrücke über den Rinschbach an die Ortsumfahrung Adelsheim mit einem deutlich weiteren Radius hätte planen müssen als ursprünglich vorgesehen. Und somit hätte man zwangsläufig auch wesentlich stärker in den Eckenberg eingreifen müssen. Dies wiederum hätte sich auch in Euro und Cent niedergeschlagen, vor allem in Ersterem, denn die Arbeiten am Eckenberg wären richtig teuer geworden. Wie gesagt: Die letzte Kostenfortschreibung steht zwischenzeitlich bei 54,5 Millionen Euro. Das ist fast genau vier Mal so viel wie zu Beginn im Jahr 2005.
Insbesondere die Kostenexplosion zwingt nun zum Nachdenken. Der Landrat formuliert das so: "Deshalb stellt sich für uns natürlich schon die Frage, ob es unter diesen neuen Rahmenbedingungen überhaupt noch verantwortet werden kann, das Planfeststellungsverfahren so, wie es der Kreistag beschlossen hatte, fortzuführen, zumal dafür ja auch fortlaufend immer weitere Planungskosten anfallen. Ich selbst habe diese Frage für mich inzwischen, wenn auch zugegebenermaßen schweren Herzens, beantwortet und will Ihnen deshalb vorschlagen, den Planfeststellungsantrag zurückzunehmen und die Planungen einzustellen!"
Der Vorschlag des Landrats steht. Der Kreistag wird in seiner nächsten Sitzung am 7. Dezember die Entscheidung darüber zu treffen haben, ob die Transversale nun endgültig zu den Akten gelegt wird. Vieles spricht dafür, wenn man einen Blick auf die Tagesordnung wirft. Hier heißt es bei Top 2: "Einstellung der weiteren Planungen und Rücknahme des Antrags auf Planfeststellung".