Großeicholzheim. (lm) Der lautstarke Narrenruf der "Aichelscher Schnäischittler" schallte bei der Prunksitzung in Großeicholzheim ebenso oft durch die Schlossgartenhalle wie Moderator Matthias Mayer mit seinen "Spitze"-Sprüngen in die Luft ging.
Die Stimmung im Narrentempel war schon mit dem Einmarsch der "Aichelscher Bläsergruppe" unter Leitung von Bürgermeister Thomas Ludwig am Sieden. Diese vergrößerte sich noch beim Empfang des Moderators, der neben dem Bürgermeister und dessen Gemeinderat auch Ortsvorsteher Reinhold Rapp, "Oberschnäischittler" Thomas Kegelmann sowie närrische Abordnungen aus Seckach, Zimmern, Bödigheim, Waldhausen, Schefflenz und Götzingen begrüßte.
Prunksitzung Großeicholzheim 2019 - die FotogalerieAnschließend stellte er den Orden vor: "Mir ,Schnäischittler’ sen arch verfresse, denn bei uns gibt’s lecker Essen." So beschreiben die Narren die zwar rückläufige, aber qualitativ hervorragende örtliche Gastronomie, wozu neben "Löwen", Tenne, Pizzeria auch der "Bio-Fritze-Beck" gehöre. Ein Thema, das die beiden Büttenredner und das "Schneeflöckchen-Duo" ebenfalls positiv in ihren Beiträgen aufgriffen.
Ortsreporter Martin Sommer blieb nichts verborgen. Er wusste über das neugierigen Kalb in Nachbars Garten, über einen Strohbrand und über nächtliches Geballer oder die wechselnden kulinarischen Höhepunkte zu berichten.
Weltreporter Günter Schmitt-Haber beleuchtete jeden einzelnen Monat des vergangenen Jahres, wobei es global weder politisch noch sportlich viel Positives zu berichten gab. Sein Fazit: "Egal, was in der Welt und im Ort passiert, in ,Aichelze’ kann man noch lecker essen."
Dieser Meinung schloss sich auch der Bürgermeister in seinem gereimten Grußwort an, in dem er jedoch im Rückblick auf die Silvesternacht auch anmahnte, pfleglicher mit der örtlichen Infrastruktur umzugehen.
Das mit dem "lecker essen" bestätigte Thomas Kegelmann vom beliebten "Schneeflöckchen-Duo" zusammen mit Dominik Melzer, indem er musikalisch die "Weight-Watchers" verspottete, denn trotz Gewichtszunahme strahle ihn seine Frau an: "Du bist der Schönste, du bist mein Supermann!" Man müsse eben nicht in die Ferne schweifen, um zu erkennen: "Ich hab solche Sehnsucht, ich will zurück ans Milchhäusle, zurück zum Säibachstrand!"
Diese Heimatliebe behandelte auch Wolfgang Petry, alias Sandro Frank, als er nach seinen Hits "Warum schickst Du mich in die Hölle?" und "Weiß der Geier oder weiß er nicht" gesanglich feststellte: "Ihr seid die Aichelzer."
Wie in Großeicholzheim schon Tradition hatten die Tanzeinlagen ganz hohen Stellenwert: Den Anfang machte der überaus gelungene akrobatische Gardetanz der "Schlotfeger"-Jugendgarde, bevor die "Zimmermer Fugschelöcher" mit ihrem futuristischen "Nicht von dieser Welt"-Tanz begeisterten, dem sich das schrill-bunte Männerballet der "Bedemmer Hannmertli" mit blinkenden Sonnenbrillen sowie magentafarbenen Schweißbändern um Stirn und Handgelenke im 90er-Jahre-Rhythmus anschloss.
In der weiblichen Schautanz-Gruppe der "Bedemer" hetzten 18 durchtrainierte Mädels anschaulich der Zeit hinterher - immer die Zeiger der Uhr im Nacken. Grandios präsentierte die "Seggemer Schlotfeger-Garde" ihren Schautanz "Willkommen auf dem Jahrmarkt": Einräder, Leierkasten, Jongleure und Akrobaten - es fehlte einfach nichts, was zu einem echten Jahrmarkt gehört. Den tänzerischen Abschluss bildeten die "Schnäischittler"-Gruppen, und das sehr passend. Denn mit ausgesprochen quirligen 13 weiblichen und einem männlichen Clown hieß es dank Trainerin Nicole Köbler auch bei der "Freaky Feet"-Gruppe bunt und ansprechend "Manege frei", bevor sich die Gruppe "Maus" unter Choreografie von Olga Schiffmann humorvoll dem Thema "Männerschnupfen" mit übergroßen Zäpfchen und Nasensprays widmete.
Und dann gab es im Saal kein Halten mehr. Die Guggenmusik "Hossa" aus Schefflenz stürmte lautstark den Narrentempel und brachte die Stimmung im ausgedehnten Programmabschluss zum Sieden.