Im Osterburkener Bahnhof öffnet im nächsten Jahr eine Zweigstelle von „Rajas Feinschmecker“, bestätigte Bürgermeister Galm gestern auf RNZ-Anfrage. Foto: Joachim Casel
Osterburken/Sindolsheim. (joc) In den weithin brach liegenden Osterburkener Bahnhof zieht bald neues (gastronomisches) Leben ein. Und zwar wird (frühestens) am 1. Februar Gurdep Singh, der schon seit 16 Jahren in Sindolsheim die Gastwirtschaft "Rajas Feinschmecker" erfolgreich betreibt, auch in Osterburken indisch-deutsche Küche anbieten.
Das Gasthaus in Sindolsheim soll aber erhalten bleiben und am Abend weiterhin geöffnet sein, während das "Rajas" in Osterburken im nächsten Jahr von 8 bis 18 Uhr für Schüler, Fahrgäste und weitere Gäste eine Anlaufstelle sein möchte. Mit diesem Kompromiss können offenbar alle ganz gut leben, wie Bürgermeister Jürgen Galm und Bauamtsleiter Matthias Steinmacher von der Stadt Osterburken sowie Sindolsheims Ortsvorsteher Jürgen Fuchs gestern im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigten.
Schon vor vier Jahren sei Singh zum ersten Mal auf die Stadt Osterburken zugekommen, mit dem Ziel, in Osterburken eine Zweigstelle zu eröffnen, erläutert Bürgermeister Galm. Damals war als Räumlichkeit der Bereich des ehemaligen Fahrkartenverkaufs im Osterburkener Bahnhof angedacht. Im Grunde war man sich damals schon einig, dann sorgte aber ein Personalengpass bei "Rajas" dafür, dass die Pläne zunächst auf Eis gelegt werden mussten.
Vor knapp einem Jahr erneuerte Gurdep Singh seinen Wunsch gegenüber der Osterburkener Verwaltung. Als Räumlichkeit sollte es aber nunmehr das wesentlich größere ehemalige Gasthaus im Osterburkener Bahnhof sein.
Diese neue Situation sei im Osterburkener Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung diskutiert worden, sagte Galm auf Nachfrage, der in diesem Zusammenhang den Standpunkt der Stadt Osterburken deutlich macht: "Die große Lösung ist das für die Stadt Osterburken nicht. Wir stellen uns nach wie vor eine Komplettlösung mit einer Nutzung des gesamten Areals vor. Hierfür haben wir eigens eine Projektgruppe eingerichtet. Bis es zu einer solchen Lösung kommt, sind wir allerdings mit der jetzt gefundenen Regelung ganz zufrieden, weil damit auch eine Belebung des Bahnhofs einhergehen wird."
Die bereits seit 16 Jahren in Sindolsheim betriebene Gastwirtschaft soll erhalten bleiben, was man im Ortschaftsrat mit Erleichterung aufgenommen hat. Foto: Helmut FrodlZumal die Zwischenlösung offenbar helfen kann, zwei große Problembereiche im Osterburkener Bahnhof zu beheben. Dabei geht es um die Toilettenanlagen und den Wartebereich, die gerade in letzter Zeit immer wieder Opfer von starken Verunreinigungen und massiven Beschädigungen wurden. "Der Warteraum wurde schon mehrfach zerlegt. Wir verknüpfen mit der Wiedereröffnung der Gastronomie daher auch die Hoffnung, dass damit eine Art soziale Kontrolle verbunden ist, die dem Vandalismus vorbeugen soll", so Galm. Im Gemeinderat habe man sich mit der Lösung bereits angefreundet. Jetzt gelte es noch, den Mietvertrag mit dem Pächter im Detail zu vereinbaren, ergänzte Steinmacher. Eröffnungstermin könnte Februar 2021 sein.
Februar könnte allerdings knapp werden, meinte hierzu Gurdep Singh, der die Corona-Pandemie und die notwendigen umfangreichen Sanierungsarbeiten im Gasthaus des Osterburkener Bahnhofs als Gründe für eine eventuell spätere Öffnung anführt. Aus seiner Sicht sei ein Start in Osterburken im Frühjahr realistischer. Man freue sich aber schon jetzt sehr auf die Eröffnung.
Der Bahnhof Osterburken wird demnach das zweite Standbein von "Raja". Öffnungszeit soll dort von 8 bis 18 Uhr sein. Angeboten werden soll indische, deutsche Küche und Pizza im Abholservice bzw. als Imbiss. Und am Abend könnte man dann in der Gaststätte in Sindolsheim die Gäste bewirten.
"Wir hätten uns auch längere Öffnungszeiten vorstellen können, etwa gemäß dem Fahrplan, aber wir wollen natürlich auch niemandem etwas wegnehmen. Die jetzige Lösung wird, so denke ich, allen Seiten gerecht", betont Jürgen Galm.
Die Sanierung des Innenbereichs im Gasthof des Osterburkener Bahnhofs wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Foto: CaselDas sieht man auch in Sindolsheim so: "Mit dieser Lösung können wir in Sindolsheim gut leben", unterstrich Ortsvorsteher Jürgen Fuchs gegenüber der RNZ. Fuchs sagte, dass man zwar von den guten alten Zeiten, als es in Sindolsheim noch drei Gastwirtschaften ("Krone", "Hirsch" und "Drei Hasen") in einer Straße gab, weit entfernt sei, aber die letzte bestehende wolle man unbedingt erhalten. Der Ortsvorsteher weiter: "Ein Gasthaus im Ort ist für unsere Infrastruktur überaus wichtig. Als Versammlungsort für das gesellige Beisammensein und als Treff nach dem Vereinssport ist es für unser Gemeinleben unverzichtbar. Wir sind froh, dass wir das Gasthaus ,Rajas’ haben!"
Ein kompletter Weggang wäre zweifelsohne ein herber Verlust für Sindolsheim. Mit Sorgenmiene habe man sich im Ortschaftsrat daher schon einmal mit diesem Szenario befasst. Als Plan B wurde dabei erwogen, das bestehende "Käsereicafé" in der Kirchenkäserei zu erweitern. Auf der anderen Seite wolle man "Raja" aber keine Konkurrenz machen. Die jetzt offenbar greifende zweigleisige Lösung sei ganz im Sinne Sindolsheims, denn durch diese Variante würde die Gastronomie im Ort nicht verloren gehen, schloss Fuchs.