Der Ordensbruder Andreas Knapp, ein gebürtiger Hettinger, präsentierte seinen Zuhörern in der Kapelle Maria Rast Lyrik, die zum Nachdenken anregte. Foto: Adrian Brosch
Walldürn. (adb) Entzückend auf Weihnachten eingestimmt wurden die zahlreichen Besucher der Lesung von und mit Pfarrer Andreas Knapp, der am Freitag in der Kapelle Maria Rast unter dem Titel "Mit Engeln und Eseln" allerhand Adventliches, Besinnliches und auch Humoriges vortrug. Organisiert wurde der Abend vom Odenwald-Hospiz.
In seiner Begrüßung erinnerte Helmut Greulich als Vorsitzender des Fördervereins an die entgegen weihnachtlicher Ideale oft von Hektik und Unfriede geprägte Adventszeit, in der eigentlich doch Menschlichkeit, Offenheit und Verantwortungsbewusstsein zentrale Themen sein sollten. Kurz skizzierte er den Lebensweg des aus Hettingen stammenden Andreas Knapp, der als Mitglied des Ordens der "Kleinen Brüder vom Evangelium" in Leipzig lebt.
Mit einer Auswahl tiefsinniger Gedichte eröffnete Knapp dann den Abend. Zunächst setzte er die Türen des Adventskalenders mit sich öffnenden und schließenden "Türchen des Lebens" gleich, ehe er einen kritischen Blick auf weihnachtliche Reden und Grußworte warf. Diese seien oft als "Wortinflation der Schönrednerei" zu enttarnen, obwohl man doch im Grunde die meisten dieser Worte gar nicht verlieren müsse. Mit der Überschrift "Hintereingang ins Paradies" hielt er sodann fest, dass alle Menschen sich "den Migrationshintergrund in den Genen, flüchtend vor Raum und Zeit im frostigen Fremdeln vor sich selbst" auf einer ewigen Herbergssuche befinden, weil sie an keinem Ort der Welt wirklich zuhause seien, solange sie sich nicht geborgen und sicher fühlen.
Schließlich ging er auf die Frage ein, wie denn Engel eigentlich aussehen, und beantwortete sie mit einer Kurzgeschichte, die unter die Haut ging. Einfühlsam beleuchtete Knapp den Weg eines kurdischen Flüchtlings und seiner Tochter in eine Leipziger Unterkunft für Asylbewerber, der auch Begegnungen mit Weihnachtsmännern, Nikoläusen und Holzengeln vorsieht. An Heiligabend trifft der Geflüchtete in Sorge um sein krankes Kind einen fremden Mann, der sich als Engel in der Not entpuppt. So gab er den Zuhörern eine packende – vielleicht auch schon am eigenen Leib erlebte – Botschaft mit auf den Weg: Der echte Engel ist keine künstlerische Darstellung, sondern ein wertvoller Mensch, der sich ohne großes Aufheben als wahrer Freund und "Engel des Alltags" entpuppt.
Bei der Kunst blieb Andreas Knapp auch gleich: Sein Gedicht "Nur ein Strohhalm" zeichnete ein umso nachdenklicheres, aber ohne Wehmut und Schmerz umrissenes Bild der "wahren Weihnacht", die nicht mit der "Ware Weihnacht" auf einen Nenner gebracht werden darf.
Ähnlich pragmatisch zeigte sich sein Dichtwerk "Unterwegs zum Kind", demzufolge man sich eine gewisse kindliche Vertrauensseligkeit, Wärme und verträumte Begeisterung erhalten müsse, um das Jesuskind empfangen und Weihnachten bewusst im eigentlichen Sinne erleben zu können. Gott zeige sich im Kleinen, nicht aber im materiellen Überfluss eines kommerzialisierten, vielleicht sogar dekadenten Weihnachtsfests.
Zwischen Situationskomik und emotionaler Berührung pendelte sein letzter Beitrag, der neben den "drei Weisen aus dem Morgenland" namens Kaspar, Melchior und Balthasar auch deren kluge und weitsichtige Frauen in den Mittelpunkt rückte. Die lebhaft vorgetragene Geschichte, in deren Verlauf sich Spannung mit subtilem Humor abwechselte, schenkte dem Publikum Besinnlichkeit und beleuchtete die Geburt des Herrn aus neuen Blickwinkeln. Auch hier animierte Knapp die Gesellschaft zu gewisser Bescheidenheit, ohne überzeichnete Demut zu generieren: "Besser als Weihrauch ist es doch, wenn die Menschen sich gut riechen können."
So beschloss er einen Abend der besonderen Art: Mit bildhaftem Vokabular brachte Pfarrer Andreas Knapp Berührendes auf den Punkt, ohne unnötige Larmoyanz oder ideologisch-politisch geprägte Seitenhiebe einzuflechten. Dieser wohltuende Umstand schenkte der Lesung – zusammen mit dem freundlichen Charisma des Geistlichen – ihre so eigentümliche wie angenehme Stimmung. Dazu trugen auch die geschmackvollen Musikbeiträge von Nelli Krug (Akkordeon), Susanne Wütschner (Blockflöte) und Bernhard Trabold (Gitarre) bei.
Auch ihnen dankte Helmut Greulich in seinem Schlusswort, das er nach dem Dank an alle Aktiven, Hospiz-Geschäftsführerin Christine Lehner sowie den Ehrenamtlichen um Herbert Kilian mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für "menschliche Weihnachtswunder" verband. Nachdem er von Helmut Greulich eine Spende für seine Leipziger Projekte überreicht bekommen hatte, signierte Andreas Knapp an einem Stand des Bücherladens von Gaby Eder-Herold und Achim Ullrich zahlreiche seiner Bücher.