Neckar-Odenwald-Kreis. Der Report der Barmer-Ersatzkasse legt die Mängel beim Masern-Impfschutz offen. Der Report war nun Anlass für die AOK Rhein-Neckar-Odenwald, auch die Region in den Fokus zu nehmen. Hier zeigt sich: Mannheim, Heidelberg, der Rhein-Neckar-Kreis und der Neckar-Odenwald-Kreis liegen allesamt über dem Landesdurchschnitt, wenn es um die entscheidende zweite Impfung geht. Mannheim erreicht unter allen Land- und Stadtkreisen in Baden-Württemberg sogar den Spitzenplatz. Eine Impfquote von 95 Prozent bei der zweiten Impfung, die eine sogenannte Herdenimmunität herstellt, erreicht allerdings keiner der untersuchten Kreise.
Landesweit ermittelte die AOK, die in Baden-Württemberg einen Versichertenanteil von über 43 Prozent aller gesetzlich Krankenversicherten hat, bei den im Jahr 2011 Geborenen die Impfquote für die erste und die zweite Masernimpfung. Einen umfassenden Schutz bietet erst die zweite Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut empfiehlt, die Grundimmunisierung gegen Masern mit einer zweimaligen Impfung bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr abzuschließen.
Im betrachteten Jahrgang konnte die für eine Herdenimmunität notwendige Durchimpfungsrate von über 95 Prozent weder insgesamt in Baden-Württemberg noch in einem der Kreise im Land erreicht werden. Dass dies aber nicht an Impfverweigerern liegt, zeigt der Blick auf die Details. 96,9 Prozent der Versicherten im Einschulungsalter wurden zumindest einmal gegen Masern geimpft. Eine zweimalige Impfung haben jedoch nur noch 89,8 Prozent der Versicherten erhalten. Hier wäre für die Herdenimmunität eine Quote von 95 Prozent notwendig.
Herdenimmunität bedeutet, dass ein umfassender Schutz für Säuglinge im Alter von unter sechs Monaten, Schwangere und Menschen mit angeborenen oder erworbenen (zum Beispiel durch Chemotherapie) Störungen des Immunsystems verlässlich erst ab einer Impfquote von über 95 Prozent besteht. Gerade bei Kindern unter fünf Jahren kommt es besonders häufig zu Komplikationen der Masern. Dazu gehören Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen und Durchfälle. Diese Altersgruppe ist auch besonders gefährdet, im Verlauf der Infektion eine Masernenzephalitis zu entwickeln, die in seltenen Fällen sogar tödlich verlaufen kann.
Betrachtet man die vier Kreise und kreisfreien Städte in der Region, so liegt Mannheim mit einer Quote von 93,3 Prozent bei der zweiten Impfung auf dem Spitzenplatz in ganz Baden-Württemberg. Die erste Impfung erhielten hier sogar 99,6 Prozent aller Kinder des Jahrgangs. Es folgen der Neckar-Odenwald-Kreis mit 91,6 Prozent (erste Impfung 97 Prozent), Heidelberg mit 91,1 Prozent (erste Impfung 95,9 Prozent) und der Rhein-Neckar-Kreis mit 90,4 Prozent (erste Impfung 98,3 Prozent).
Damit liegen zwar alle vier über dem Landesdurchschnitt, allerdings ist bei der zweiten Impfung nach wie vor Handlungsbedarf, um einen umfänglichen Schutz zu erreichen. Nach Angaben der Landesregierung nehmen Masernerkrankungen wieder zu, was umso alarmierender ist, da sich Deutschland dem WHO-Ziel verschrieben hat, die Masern bis 2020 auszurotten. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Zahl der Masern-Fälle in den ersten drei Monaten dieses Jahres weltweit um 300 Prozent gestiegen.