Werbegeschenke sowie Informationen zu möglichen Ausbildungsplätzen waren bei der Lehrstellenbörse heiß begehrt. Fotos: Anthea Fischer
Buchen. (afi) Viele junge Leute zog es am Samstag in die Überbetriebliche Ausbildungswerkstätte (ÜAB): Bei der Lehrstellenbörse waren die Stände der 43 Firmen stark frequentiert, und die Ausbilder und Auszubildenden als Vertreter der verschiedenen Institutionen beantworteten fleißig die Fragen der Interessierten. Insgesamt 720 Besucher ließen sich in den fünf Stunden beraten und anwerben.
Jürgen Weiß von der IHK Rhein-Neckar unterstrich die Wichtigkeit und Chance der familiären Veranstaltung, die nicht nur Jugendliche, sondern auch deren Eltern zum Kommen und Umschauen einlud. "Die Lehrstellenbörse ist keine Messe wie jede andere. Hier können die Interessierten erste Kontakte zu ihren zukünftigen Ausbildern knüpfen und sich mit etwa Gleichaltrigen unterhalten, die bereits in der Ausbildung sind", so Jürgen Weiß. Insgesamt habe man 30 Schulen angesprochen und eingeladen.
Unter dem Motto "Nimm deine Ausbildung selbst in die Hand" fand die besondere Jobmesse statt und sollte damit die Schüler motivieren, das große Informationsangebot zu nutzen. "Die Chance, den Ausbildungsplatz zu bekommen, den man möchte, ist sehr hoch; denn die Firmen suchen Fachkräfte", merkte Weiß an und unterstrich damit die Aussage von Bürgermeister Roland Burger, der in seinem Grußwort ebenfalls den Fachkräftemangel thematisierte. Im Namen der Stadt bedankte sich der Bürgermeister für das Angebot der Lehrstellenbörse. Burger merkte jedoch auch an: "Die Lehrstellenbörse findet natürlich auch im Interesse der Industrie statt. Durch den bestehenden Arbeitnehmermarkt können sich die Interessierten die Firma raussuchen und nicht umgekehrt - wie dies vor einigen Jahren noch der Fall war." Aus diesem Aspekt sei das Positionieren und Präsentieren für die Firmen wichtig.
Harald Töltl, Geschäftsführer der Berufsausbildung bei der IHK Rhein-Neckar, begann seine kurze Rede mit der Anekdote: "Wenn bei Ihnen Zuhause ein Rohr im Keller platzt, sind in einer Stunde fünf Ingenieure da, die Ihnen berechnen, wann der Raum mit Wasser vollgelaufen ist, aber keiner ist da, der das Rohr repariert", womit er den roten Faden der Grußwortredner - den Fachkräftemangel - scherzhaft aufgriff. Er betonte, dass auch nach einer Ausbildung die Türen immer noch für ein Studium offenstünden und eine Karriere stets möglich sei.
Als Vorsitzender der ÜAB hob Martin Gehrig die Besonderheit des Veranstaltungsorts hervor: "Hier sind praktische Vorführungen möglich. Damit erhalten die Schüler einen Einblick in das, was sie in der Ausbildung erwartet."
Nicht nur seitens der Grußwortredner war die Resonanz positiv: Auch die Firmen sowie Institutionen zeigten sich mit dem Interesse der Besucher äußerst zufrieden. Die vielen Jugendlichen freuten sich dagegen über die Chance, Kontakte zu knüpfen und vor allem ein wenig Orientierung zu finden.
Unter den etwa 15 bis 20 Jahre alten Interessierten machten Werkreal- und Realschüler die Mehrheit aus, aber auch einige Gymnasiasten ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen. Zeichnete sich unter den anwesenden Firmen und Institutionen kein klarer Favorit bei den Besuchern ab, so konnten aber einige mit ihren Werbegeschenken besonders punkten und manche Interessentin mauserte sich zu einer Werbegeschenkjägerin, die neben den vielen hübschen und praktischen Gegenständen auch noch viel neues Wissen und Informationen mit nach Hause nahm. Dabei wurden vor allem die Stände mit zwei oder drei Personen geschätzt, da hierbei persönlichere Gespräche entstünden. Viele Mädchen schätzten dabei die Anwesenheit von weiblichen Auszubildenden, mit denen sie unbefangen reden konnten. Unter den Besuchern fanden sich auch einige Eltern wieder, bei welchen vor allem im Vordergrund stand, ihren Kindern den Rücken zu stärken, damit diese ihren Weg finden.
Neben vielen technischen Berufen vom Industriemechaniker über den Industriemechatroniker oder -elektriker, der Produktdesignerin sowie der Industriekauffrau, dem Versicherungsfachangestellten bis hin zur Verwaltungsfachangestellten wurden den Vorbeikommenden eine große Anzahl an Ausbildungs-, aber auch Studienberufen geboten.
Alena Balles, Auszubildende bei Mosca, legte den Schülern ans Herz, vor der Bewerbung Praktika zu machen, da man nur so definitiv Berufe ausschließen und andere in die engere Auswahl nehmen könne. Auch verriet sie einen Vorteil der Arbeit als Industriekauffrau unter vielen Männern: "Wie das halt so ist, sind Männer im Umgang oftmals leichter als Frauen. Zickenkriege gibt es da keine; das hat auch seine Vorteile", meinte sie lachend.
Auch am Stand der Polizei war die Stimmung heiter und ausgelassen. "Die häufigste Frage heute war bisher tatsächlich die nach dem Dienstgrad beziehungsweise was die Abzeichen auf der Schulter bedeuten", erzählte Polizeihauptmeisterin Sandra Pawliczek. Die Stärke in ihrem Beruf sähe sie darin, dass er besonders abwechslungsreich und spannend sei. Ihr Kollege Klaus Schweitzer fand es traurig, dass viele Werkreal- und Realschüler nicht schon früher vorbeischauen würden, da so kaum noch eine Chance bestünde, ein Praktikum zu machen und Eindrücke zu gewinnen. "Da würde ich mir wünschen, dass mehr Schüler bereits in der achten Klasse Interesse zeigen und diese Chance nutzen."
Dietmar Thoma von der Maschinenfabrik Eirich bedauerte zwar die verstärkt vorkommenden Defizite im Bereich von Mathematik und Deutsch sowie im Bezug auf Tugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, zeigte sich aber zufrieden mit der Lehrstellenbörse.
Zahlreiche Firmen der Region stellten technische Berufe wie Industriemechaniker vor.
Vertreter der IHK, der Überbetrieblichen Ausbildungswerkstätte und aus dem politischen Leben richteten Grußworte an die interessierten jungen Leute.