Hardheim. (dore) Es ist eine ähnliche Situation wie in Buchen: "Es vergeht keine Woche, in der wir keinen illegal entsorgten Müll an unseren Altkleidercontainern finden", sagt Hans Sieber vom DRK-Ortsverein Hardheim. Hauptamtsleiter Lothar Beger pflichtet ihm bei, der Gemeinde sei das Problem bekannt: "Im Prinzip haben wir das Problem überall dort, wo Altkleider- und Glascontainer stehen."
Besondere Brennpunkte sind die Stellen am Rewe, der Parkplatz an der Josefskapelle oder vor dem Bauhof in Hardheim. Dabei gibt es fast nichts, was nicht illegal entsorgt wird. Das belegen die Fotos von 2017 bis heute, die Hans Sieber und sein Sohn Joachim, Vorsitzender des DRK Hardheim, der RNZ zeigten.
Was haben Elektrogeräte im Altkleidercontainer zu suchen? Foto: DRK Hardheim
Darauf zu sehen: Elektro- und Haushaltsgeräte (diese können übrigens im Elektrofachmarkt abgegeben werden!), Plastikschüsseln, Geschirr, Tapeten, Teppiche, Styroporteile, Kinderbuggys, Windeln und verschimmelte Speisereste. All das wurde entweder an Altkleidercontainern abgestellt oder oftmals auch in die Container geworfen.
Negativer Höhepunkt: Messer! Für Joachim Sieber und seine DRK-Kollegen, die regelmäßig die Behälter leeren, bringt das eine nicht unerhebliche Verletzungsgefahr mit sich. Und das ärgert ihn besonders: "Es ist mittlerweile so schlimm, dass unsere Leute sagen, wir machen das alles ehrenamtlich, aber das wollen wir bald nicht mehr machen. Die Gesundheit unsere Leute wird gefährdet. Das macht uns traurig", sagt Joachim Sieber. Sie arbeiteten in ihrer Freizeit, um ihr Hobby (DRK) zu finanzieren. Denn die Altkleidersammlungen sind eine Einnahmequelle, um die Kosten des DRK stemmen zu können.
Unabdingbar sei auch, die Kleidung in Altkleidersäcken in die Behälter zu werfen, so Hans Sieber. Andernfalls könnten die Klamotten nass werden und seien nicht mehr zu gebrauchen. Doch auch daran hielten sich einige Bürger nicht, obwohl ein Hinweis auf den Altkleidercontainern angebracht sei. Für die Altglascontainer gelte außerdem: "Bitte ausschließlich Gläser und Flaschen reinwerfen, keine Kaffeekannen", appelliert Joachim Sieber an die Bevölkerung.
In den vergangenen rund vier Monaten sei die Müllproblematik noch schlimmer geworden, meint Hans Sieber. "Das ist meistens Vorsatz", sagt er. Lothar Beger ergänzt, dass die illegale Müllentsorgung nicht nur Containerplätze betreffe: "An Grüngutplätzen wird oft Bauschutt abgeworfen und auch relativ viel Restmüll."
Bei aller Kritik an dem Verhalten mancher Bürger betonen Lothar Beger sowie Hans und Joachim Sieber aber auch, dass der Großteil der Bevölkerung, "vielleicht 95 Prozent" (Hans Sieber), ihren Müll ordnungsgemäß entsorge.
Kein Einzelfall: Von Schimmel befallene Backwaren landen im Altkleidercontainer. Foto: DRK Hardheim
Dennoch beschäftige das Problem des illegal entsorgten Mülls jede Woche DRK-Mitglieder und Bauhofmitarbeiter. Die Frage ist: Wie kann sich die Situation verbessern? Zunächst einmal appelliert Hauptamtsleiter Beger an die Bevölkerung: Wenn Bürger andere Bürger dabei beobachteten, wie sie Müll auf unerlaubte Weise entsorgen, so solle dies umgehend der Gemeinde mitgeteilt werden.
"Wenn wir Hinweise von Bürgern erhalten haben, dann konnten wir die Verursacher auch oft ausfindig machen", erklärt Beger. Die Erfolgsquote sei insbesondere bei "größeren" Fällen hoch. Als größere Fälle nennt Beger das Beispiel von weggeworfenen Sperrmüll an Containern. Das komme im Schnitt zwei bis drei Mal im Monat vor.
Eine Möglichkeit sei eventuell auch, eine Überwachungskamera am "Brennpunkt" der Containerplätze am Rewe zu installieren, meint Joachim Sieber. Beger hält dies prinzipiell für keine schlechte Idee, doch dafür müsse erst einmal die nötige Infrastruktur geschaffen werden. Das wiederum sei auch eine Kostenfrage.
Joachim Sieber nennt eine weitere Beobachtung: "In Schweinberg steht der Container an einer Kreuzung, wo immer wieder Leute dran vorbeikommen. Da gibt es das Problem nicht." Besagte Plätze am Rewe oder am Parkplatz der Josefskapelle seien dagegen nicht so gut einsehbar. Dort falle es deutlich weniger auf als in Schweinberg, wenn man unerlaubt Müll abwerfe. Dieser Meinung sind auch Hans Sieber und Lothar Beger.
Die Container am Rewe abzuziehen und sie an einsehbare Plätze zu stellen, was Joachim Sieber als Möglichkeit ins Gespräch brachte, sei aber laut Beger auch keine ernsthafte Alternative: "Ein Glascontainer muss an einem Ort stehen, wo Lkw genügend Platz zum Rangieren haben. Das ist an einsehbareren Plätzen in Hardheim nicht gegeben."
Beger meint zudem, dass bei dem ein oder anderen Bürger Aufklärung über die korrekte Müllentsorgung nötig sei, denn in machen Fällen sei es auch einfach Unwissenheit und das Müllsystem zu kompliziert. DRK-Vorsitzender Joachim Sieber ist zwar der Meinung, dass "wir schon viel Aufklärungsarbeit leisten." Dennoch habe man beim DRK schon vor einiger Zeit entschieden, am 19. Dezember den Wertstoffhof in der Querspange eine Stunde länger zu öffnen, um im gemütlichen weihnachtlichen Rahmen (mit Snacks und Getränken) mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Generell appelliert der DRK-Vorsitzende aber in erster Linie an die Zivilcourage der Bürger: "Es wird viel zu oft weggeschaut auch bei diesem Thema. Es sollten wieder mehr Bürger den Mut haben, die Leute anzusprechen, wenn sie ihren Müll illegal entsorgen. Nach dem Motto: ,Hey, das ist falsch, was du da machst. Bring den Müll dahin, wo er hingehört’".