Dr. Andreas Mövius, Dr. Albrecht Rottmann, Lothar Beger, Leiter des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn und sein Stellvertreter Benjamin Knörzer vor dem Container, in dem die Abstriche für Coronatests genommen werden. Foto: Dominik Rechner
Hardheim. (dore) "Momentan ist die Lage ruhig, wir haben alles getan, um vorbereitet zu sein." Lothar Beger, Leiter des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn, sieht das Hardheimer Krankenhaus und die internistische Praxis gut gerüstet für einen möglichen Ansturm an Erkältungs- beziehungsweise Grippe- und Coronapatienten in der kalten Jahreszeit. Die RNZ sprach mit Lothar Beger, seinem Kollegen Benjamin Knörzer, stellvertretender Verwaltungsleiter des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn, sowie den Ärzten Dr. Albrecht Rottmann und Dr. Andreas Mövius von der Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin über den Umgang mit Infektionskrankheiten in Coronazeiten.
Für schwere Coronafälle stehen im Hardheimer Krankenhaus sechs Betten auf der Intensivstation zur Verfügung. Derzeit wird jedoch kein Coronapatient stationär behandelt. "Insgesamt sind 14 positive Fälle in Hardheim auf Station aufgenommen worden. Den letzten Coronapatienten gab es im Frühjahr", informierte Dr. Rottmann.
Weiterhin werden alle stationären Krankenhauspatienten auf Covid 19 sowohl vor elektiven (d.h. geplanten) Eingriffen als auch in der Notfallsituation abgestrichen. Bis das Abstrichergebnis vorliegt werden die Patienten isoliert. Abstriche unter Covidverdacht erfolgen nach wie vor außerhalb des Krankenhauses bzw. der Praxis im Container, den die Firma Hollerbach zur Verfügung gestellt hat, auf dem Wirtschaftshof. Routinemäßige Abstriche für elektive aufzunehmende stationäre Patienten, Reiserückkehrer, Corona-Kontaktpersonen oder Patienten mit typischen Symptomen erfolgen nach telefonischer Voranmeldung in der internistischen Praxis (Telefon 06283/1525) ebenfalls im Container. Für Personen, die im Freien auf den Coronaabstrich warten müssen, wurden nun Zelte aufgestellt.
Eine weitere Neuerung betrifft die internistische Praxis: Seit dieser Woche wird eine zusätzliche Infektionssprechstunde für Infektionspatienten außerhalb der üblichen Sprechzeiten angeboten. Geplant ist diese zunächst an drei Tagen in der Woche: montags von 16 bis 17 Uhr, mittwochs von 12 bis 13 Uhr und freitags von 13.30 bis 14.30 Uhr. "Diese Sprechstunde ist nur für Patienten, die sich richtig krank fühlen. Sprich: für Personen mit grippe- bzw. covidverdächtigen Symptomen wie Fieber, Husten, Geruchsstörungen, Kopfschmerz usw. Sie sollen von den anderen Patienten getrennt werden", verdeutlichte Dr. Rottmann.
Außerdem sollen sich die Patienten für diese Sprechstunde zuvor telefonisch bei der Praxis anmelden. "Damit können wir einen möglichen Patientenansturm besser steuern." Ob die drei Sprechstunden ausreichen würden oder weitere zusätzliche Angebote nötig seien, müsse die Zukunft zeigen. In der Praxis gelten weiterhin Maskenpflicht, Abstandseinhaltung und die Beachtung der Hygieneregelungen.
Die Coronatests lieferten innerhalb von 24 Stunden die Ergebnisse. Und auch die richtigen Ergebnisse? "Eine hundertprozentige Testsicherheit hat man nie. Die PCR-Tests weisen aber eine hohe Sensitivität auf", betonte Dr. Rottmann. Noch schnellere Ergebnisse, innerhalb von zehn Minuten, sollen Schnelltests liefern. "Wir freuen uns, dass diese Tests uns bald zur Verfügung stehen werden", sagte der stellvertretende Verwaltungsleiter Benjamin Knörzer. Nachteil dieser Tests sei jedoch, so Dr. Rottmann, dass sie keine sicheren Ergebnisse lieferten. "Wenn ein Patient hier aber zum Beispiel negativ auf das Virus getestet wird, so ist er zumindest sehr wahrscheinlich nicht infektiös", erklärte Dr. Rottmann.
Zur aktuellen Situation am Krankenhaus informierte Knörzer: "Das Hauptproblem stellen im Moment die steigenden Materialkosten dar, insbesondere bei den Einweghandschuhen, die aktuell viermal so teuer wie normalerweise sind." Damit habe man sich nun aber noch mal "dick eingedeckt".
Das Krankenhauspersonal arbeitet mit Schutzkleidung und FFP2-Masken. Die medizinischen FFP2-Masken schützen laut Dr. Rottmann zuverlässig, sodass eine Infektion sehr unwahrscheinlich sei. Aus diesem Grund müssten die Mitarbeiter des Krankenhauses auch nicht in Quarantäne gehen, wenn sich ein Kollege mit Corona infiziert habe, ergänzt Beger. "Für uns als kleines Krankenhaus ist das sehr wichtig, da wir nicht so viele Mitarbeiter haben", so der Verwaltungsleiter.
Anders als zur Coronahochzeit im Frühjahr werden Besuche im Krankenhaus insbesondere bei schwerkranken Patienten möglich sein. "Das ist mir auch aus medizinischer Sicht sehr wichtig", stellte Dr. Rottmann klar. Besuche sind täglich von 15 bis 17 Uhr möglich. "Nach Absprache mit dem Pflegepersonal und Ärzten sind auch außerhalb dieser Zeiten bei schwerkranken Patienten Besuche möglich", betonte Beger. Besucher müssen eine Gesichtsmaske und wenn nötig auch Schutzkleidung und medizinische Maske bei unklarem Coronastatus tragen. Nur bei Aufnahmeuntersuchungen könnten Angehörige nicht dabei sein: "Das geht einfach nicht", so Dr. Mövius.
Bald kommt nun zur Corona-Pandemie die Grippesaison dazu. Um sich vor schweren Krankheitsverläufen in Verbindung mit anderen Infektionskrankheiten zu schützen, empfahl Dr. Rottmann insbesondere den über 60-Jährigen und Risikogruppen, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen.