Die Gottesdienste, die normal in der evangelischen Kirche in Hardheim stattfinden, kann man online verfolgen. Fotos: Adrian Brosch
Hardheim/Höpfingen. (adb) Die Coronakrise stellt auch Rituale wie den sonntäglichen Kirchgang auf eine Probe: Gerade zur Risikogruppe zählende Personen sollten das Haus nur zur Versorgung des täglichen Bedarf verlassen – oder sich an Hilfsaktionen halten. Einen Schritt in die richtige Richtung setzte dabei die evangelische Kirchengemeinde Hardheim-Höpfingen mit ihrem neuen "Corona-Programm", das Pfarrer Markus Kelle im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung vorstellte.
Dieses umfasst etwa das ökumenische Hausgebet. "Jeden Sonntag um 10.30 Uhr läuten die Glocken der katholischen Kirche und laden zum Gebet im eigenen Haus ein. Die Familie kann sich um eine Kerze oder ein Kreuz versammeln. Das individuelle Gebet könnte das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, einen kurzen Bibeltext und ein Gebet in eigenen Worten beinhalten", informiert Keller.
Markus Keller. Foto: privatWeiterhin findet jeden Sonntag ein kurzer nichtöffentlicher Gottesdienst in der evangelischen Kirche statt. Dieser wird per Video aufgezeichnet und ist hinterher im Internet abrufbar. "Er kann das Hausgebet ergänzen", gibt Keller bekannt und verweist auf das dazugehörige "Update", das jeden Mittwoch auf der Videoplattform YouTube veröffentlicht wird. "Hierbei handelt es sich um aktuelle Informationen zum Coronavirus, Antworten auf oftmals gestellte Fragen zu diesem Thema und Gedanken rund um den christlichen Glauben", fährt der Geistliche fort.
Was für flüchtige Beobachter nach erhöhtem technischen Aufwand klingen mag, stellte für den medial vielseitig interessierten Pfarrer indes kein Problem dar: "Da wir seit Längerem die Predigten in unserer Kirche bei YouTube veröffentlichen, waren die technische Infrastruktur und das nötige Wissen schon vorhanden. Darauf konnten wir jetzt gut aufbauen", erklärt er.
Abgerundet wird die Angebotspalette mit der Corona-Hilfe für ältere Menschen: "Das evangelische und katholische Pfarramt unterstützen alle, die das Haus nicht mehr verlassen dürfen oder wollen, und bieten etwa Unterstützung für den Einkauf oder dringende Besorgungen an", so Keller.
Dennoch richten sich die Angebote nicht nur an Senioren oder Risikogruppen: "Sie können von allen Menschen unserer Gemeinde in Anspruch genommen werden", versichert der Pfarrer.
Eher auf ältere Mitbürger zugeschnitten ist jedoch die zur Zeit im Aufbau befindliche Telefonkette: "Wer keinen Zugriff auf Internetdienste, YouTube oder WhatsApp hat, soll freilich nicht außen vor bleiben", betont Keller.
Im Gegenzug werden auch die Kleinsten nicht vergessen. Für sie ist die wöchentliche von Caroline Keller zusammengestellte "Kigo-Zeitschrift" gedacht, die auf dem Postweg an die rund 40 regelmäßigen Besucher der Kindergottesdienste geschickt wird.
"Alle Angebote werden mit dem Kirchengemeinderat abgesprochen, der zur Zeit einmal pro Woche eine Telefonkonferenz abhält", schildert der Pfarrer und freut sich über "durchweg positive Rückmeldungen" zu den neuen Angeboten.
"Eine ganze Reihe von Familien und Einzelpersonen feiern Sonntagmorgen zuhause den Gottesdienst, viele verfolgen parallel dazu die Videoaufzeichnung", lässt er wissen. Trotz der guten Resonanz könne gegenwärtig aber noch nicht bestimmt werden, ob das Angebot sich dauerhaft parallel zu den "klassischen" Sonntagsgottesdiensten etablieren könne: "Das hängt letztlich auch von der Nachfrage ab", so Pfarrer Keller.