Hagelschäden in der Region

Die Dachdecker kümmern sich zuerst um die Notfälle

Nach Hagelschäden durch Unwetter: Viel Arbeit für Dachdecker - Reparaturen werden noch lange dauern - Vorsicht vor "Dachhaien"

04.07.2018 UPDATE: 05.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Es gibt nach dem Hagelschaden viel zu tun für die Dachdecker aus der Umgebung - wie hier für die Mitarbeiter der Dachdeckerfirma Johannes Ott, die in luftiger Höhe einige Biberschwanzziegel an der Höpfinger Kirche austauschen müssen. Foto: Andreas Hanel

Höpfingen. (ahn) "Die Auftragslage ist sowieso schon voll, der Hagelschaden passt uns eigentlich gar nicht rein", meint Manfred Ballweg, Eigentümer der Buchener Zimmerei Holzwurm GmbH. Damit ist er nicht allein: Zerschlagene Ziegel, durchschossene Dachfenster, entzweigesprungene Eternitplatten - es gibt zur Zeit viel zu tun für die Dachdeckerfirmen in der Umgebung nach dem Unwetter am 11. Juni, das besonders im Raum Hardheim-Höpfingen-Walldürn eine Spur der Zerstörung hinterließ. Wie haben bei einigen Dachdeckerfirmen nachgefragt, wie sie die Auswirkungen des Unwetters zu spüren bekommen.

"In den letzten zwei Wochen haben wir bereits ca. 70 Reparaturen durchgeführt", informiert Ballweg. Allerdings seien dies nur notdürftige Reparaturen gewesen, die richtigen Wiederinstandsetzungen kämen erst noch. "Das wird sich meines Erachtens noch vier bis sechs Wochen hinziehen."

Doch wahrscheinlich wird man die Nachwirkungen des Unwetters noch bis in die zweite Jahreshälfte spüren. Denn "viele Bauherren haben Schäden bei sich am Haus noch gar nicht registriert. Vor allem, wenn nur punktuell einzelne Ziegel kaputt sind, was man von der Straße aus nicht sieht. Das merkt man dann erst, wenn es im Herbst hineinregnet."

Ballweg erzählt von einem besonders schwerwiegenden Fall, bei dem die Hälfte eines Hausdaches mit einer Größe von 1200 Quadratmetern beschädigt wurde - anfallende Reparaturkosten: 20.000 Euro.

Johannes Ott, Inhaber der gleichnamigen Dachdeckerfirma aus Höpfingen, hat sogar selbst Schäden an den Gebäuden auf seinem Firmengelände. Da trifft es sich natürlich gut, dass er diese selbst beheben kann. Dies machen auch einige Privatpersonen - sehr zur Freude des Dachdeckers. Denn "wenn die Leute nicht selbstständig etwas machen würden, wäre das Ganze nicht zu stemmen. Eigentlich in der ganzen Woche nach dem Unwetter stand bei uns das Telefon nicht still. Wir haben im Juli bereits 100 Notreparaturen durchgeführt." Bei weiteren 124 Fällen sei noch etwas zu machen, zudem warteten noch 109 Beschädigte auf Angebote.

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"Unser Anliegen ist jetzt erst einmal, dass die Leute im Trockenen sind und es nicht bei ihnen hinein regnet." Bis zum Abschluss aller Reparaturarbeiten dauere es mindestens noch bis ins nächste Jahr.

Auch bei der relativ kleinen Dachdeckerfirma Holzbau Englert aus Walldürn sind die Auswirkungen des Unwetters zu spüren, wie Claudia Englert, deren Mann als Inhaber gerade viel unterwegs ist, mitteilt. "Wir waren davor schon gut ausgebucht, der Hagelschaden hat uns dann mehr oder weniger überrollt." 70 bis 80 Fälle von Beschädigungen durch das Unwetter seien allein ihnen bereits gemeldet worden, "obwohl Walldürn nicht so schlimm betroffen ist".

Dennoch könne man noch nicht absehen, bis wann die Welle an Reparaturen durch den Hagelschaden vorbei ist. Die Schäden, von denen Claudia Englert berichtet, reichen von defekten Sonnenschutzrollos über beschädigte Ziegeln bis hin zu durchschossenen Plexiglasplatten, wo bei einer entsprechenden Größe der Schaden auch mal 1200 Euro betragen könne.

Ähnlich sieht es bei der Schweinberger Firma Schmitt & Eisenhauer Holzbau aus. "Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen", meint Sandra Eisenhauer, die Frau des Geschäftsführers Christoph Eisenhauer. "Es ist unglaublich, es kommen immer neue Angebote hinzu, wir müssen Aufträge schon ablehnen. Am letzten Wochenende haben wir ca. 90 Kostenvoranschläge bearbeitet. Wir haben jetzt die Notfälle, bei denen es hineinregnet, behandelt." Die Neubauten könnten zur Zeit gar nicht bearbeitet werden.

Vier bis fünf Wochen dauere der Ansturm bestimmt noch an, einige Händler hätten schon Lieferschwierigkeiten. Die Kosten der Schäden, die vor allem an Eternitplatten, an Carports und Balkonschutzvorrichtungen aufträten, erreichten zum Teil 5000 Euro.

Eine so hohe Nachfrage an Reparaturarbeiten ruft indessen auch dubiose Firmen auf den Plan, die bei ihrer Auftragsakquise vor allem ältere Menschen durch lukrativ erscheinende Angebote gewinnen wollen. Dabei rufen die sogenannten "Dachhaie" gerne bei potenziellen Kunden an oder klingeln direkt an der Haustür. Eine gesunde Skepsis sollte also auf jeden Fall angesagt sein.

Hintergrund

Vorsicht vor "Dachhaien"

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Vorsicht vor "Dachhaien"

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> Detailliertes Angebot mit Einzelpositionen einholen.

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