Von den insgesamt 16 Gebäuden im Odenwälder Freilandmuseum stehen die meisten schon über 30 Jahre, ohne dass Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen wurden. Einen Teil der Kosten für die anstehenden Restaurierungen übernehmen Stadt und Land. Archiv-Foto: rüb
Gottersdorf. (pm) Das Odenwälder Freilandmuseum wird am morgigen Samstag und am Sonntag, 4. Oktober, zur Kulisse für eine "Living-History"-Vorführung über die Geschichte der Auswanderungswellen aus dem Odenwald in die Neue Welt. Coronabedingt findet die Veranstaltung in diesem Jahr im Freien statt. In Scheunen und unter den Vordächern der Museumshöfe sind vier Zeitinseln eingerichtet, an denen die Schauspieler Informationen zu den verschiedenen Kapiteln der deutschen und badischen Auswanderungsgeschichte bieten.
Auswanderung und Migration sind keine Phänomene der Neuzeit, sondern schon immer Teil der Menschheitsgeschichte. Für viele mag es heute verwunderlich erscheinen, aber auch aus Mitteleuropa fanden in der Vergangenheit immer wieder massenhafte Auswanderungsbewegungen statt. Die Gründe für die Suche nach einem anderen Leben konnten ganz unterschiedlicher Art sein: wirtschaftlich, religiös, politisch. Auch war die Emigration nicht immer freiwillig, sondern konnte durchaus auch staatlich angeordnet werden.
Der Großteil der ländlichen Bevölkerung im strukturschwachen Odenwald lebte im 18. und 19. Jahrhundert in bitterer Armut. Jeder fünfte Odenwälder wanderte in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus – in der Hoffnung auf eine Verbesserung der Lebensumstände, auf Selbstbestimmtheit und auf der Suche nach einem freiheitlichen und weniger restriktiven Gesellschaftssystem als jenes, in das sie hineingeboren wurden.
Im Rahmen der "Multiperiod-Veranstaltung" werden verschiedene Facetten der Amerika-Auswanderung der letzten 300 Jahre anhand von vier Stationen beleuchtet. Eine Gruppe Siedler berichtet von den Reiseumständen im 18. Jahrhundert, emigrierte Deutsche berichten in einem amerikanischen Soldatencamp vom Leben als Deutsche zur Zeit des Sezessionskriegs. Vor dem Haus "Backfisch" erklärt ein Hausbewohner, warum er doch nicht nach Amerika auswanderte, und in der Spritzenhalle des Armenhauses berichten deutschstämmige GIs vom Leben in Amerika.
Das Odenwälder Freilandmuseum ist laut Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg dazu verpflichtet, die Kontaktdaten aller Museumsbesucher zu erfassen. In allen Innenräumen des Museums, im Biergartenbereich und im Rahmen von Führungen besteht Maskenpflicht, die Hinweisschilder sind zu beachten, außerdem ist die Einhaltung des Mindestabstandes von zwei Metern auf dem gesamten Gelände zu wahren.
Der Museumsbiergarten ist an beiden Tagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet, die Schankstube bleibt wegen der engen Räume geschlossen. Etwaige Änderungen werden online unter www.freilandmuseum.com bekannt gegeben.
Info: Weiteres gibt es unter Tel. 06286/320 oder per E-Mail an info@freilandmuseum.com.