Ein eigener Verfüllabschnitt steht auf der Deponie Sansenhecken in Buchen für den Betonschutt aus Obrigheim zur Verfügung. Das Rückbaumaterial würde hier in der Bildmitte rechts (neben dem etwas helleren Haufen Bauschutt) eingelagert werden. Es ist ein ausgewiesener Sonderbereich, der im Abfallkataster der Deponie eingemessen ist. Foto: KWiN
Buchen/Obrigheim. (Wd) Die in der Bevölkerung umstrittene Anlieferung von freigemessenem Betonschutt aus dem im Rückbau befindlichen Kernkraftwerk Obrigheim auf die Kreisdeponie Sansenhecken in Buchen rückt näher. Sie könnte nach Einschätzung der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN) noch in diesem Jahr erfolgen.
Die EnBW hat der AWN am Donnerstag eine Chargenanmeldung für die Anlieferung von Rückbaumaterial aus dem KWO zugestellt, wie am Nachmittag von AWN und EnBW mitgeteilt wurde. Der Bauschutt muss nach behördlicher Freigabe als konventioneller Abfall deponiert werden.
Wie Martin Hahn von der AWN auf Nachfrage erklärte, werde diese Anmeldung für rund neun Tonnen Rückbaumaterial (Bauschutt) nun entsprechend den Vorgaben der im Sommer 2015 vorgestellten "Handlungsanleitung für die Entsorgung von freigemessenen Abfällen auf Deponien" sorgfältig geprüft. Die EnBW habe mit diesem Schreiben beauftragt, das Ablaufverfahreng in Gang zu setzen.
Die AWN werde nun die Papiere der Charge prüfen. Danach werde unter anderem eine Kontrollmessung dieses Materials unter Anwesenheit des Betreibers EnBW und eines vom Umweltministerium bestimmten Sachverständigen, beispielsweise vom TÜV stattfinden. "Auf jeden Fall" werde die AWN als der Deponiebetreiber die Möglichkeit nutzen, einen eigenen Sachverständigen mit einzuschalten. Hier denkt die AWN an Christian Küppers vom Öko-Institut Freiburg/Darmstadt.
"Zudem werden auch Mitarbeiter von uns bei der Messung vor Ort mit dabei sein", so AWN-Geschäftsführer Dr. Mathias Ginter. Der gesamte Prozess werde von der Aufsichtsbehörde, dem Umweltministerium Baden-Württemberg, begleitet und überwacht.
Die AWN werde die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten. "Wenn alles passt, ist noch dieses Jahr die erste Anlieferung von Bauschutt möglich", so Martin Hahn. Die neun Tonnen entsprechen einer Lkw-Lieferung, die nach behördlicher Freigabe als konventioneller Abfall deponiert werden müssen.
Wie die EnBW mitteilt, stammen die Betonblöcke aus dem Reaktorgebäude des Kernkraftwerks. Das Material sei bereits vor, während und nach seinem Abbau mehrmals durch Messungen untersucht worden. Es soll - nach der vorgeschriebenen Prüfung - für die Deponierung freigegeben werden.
Einen Termin für die Kontrolle des Materials durch die genannten Gutachter möchte die EnBW möglichst in naher Zukunft mit den Beteiligten vereinbaren, hieß es. Die EnBW gehe davon aus, dass voraussichtlich etwa ein Prozent der gesamten Abbaumasse des Kernkraftwerks Obrigheim - also knapp 3000 Tonnen - eine sogenannte "zweckgerichtete Freigabe" erhalten könne. Bei diesem Material handele es sich um konventionelle Abfälle, die unter das Kreislaufwirtschaftsgesetz fallen und auf Deponien entsorgt werden müssen.
Laut Gesetz sei die AWN als der öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger des Neckar-Odenwald-Kreises dazu verpflichtet, Abfälle dieser Kategorie zur Deponierung anzunehmen. "Die EnBW hält sich strikt an alle rechtlichen Vorgaben und führt - zugunsten einer höheren Transparenz - auf freiwilliger Basis ergänzende Maßnahmen durch, die in der erwähnten Handlungsanleitung des Landkreistags Baden-Württemberg vorgesehen sind."
Das Kernkraftwerk Obrigheim befindet sich seit dem Jahr 2008 im Rückbau. Seither sind bereits zahlreiche Großkomponenten wie z.B. der Reaktordruckbehälter vollständig demontiert und zerlegt worden.
Aktuell läuft der Abbau der massiven Betonstrukturen, die den Reaktordruckbehälter bis zu seiner Demontage umgeben haben. Ebenfalls gestartet sind die Arbeiten in jenem Gebäude, in dem früher die verbrauchten Brennelemente aufbewahrt wurden.
Die EnBW rechnet damit, dass der Rückbau des KWO im atomrechtlichen Rahmen bis Mitte der 2020er Jahre abgeschlossen werden kann.