Bernd Röckel und Lyudmyla Yashchenko betreiben im Hettinger Tal ihre weitläufige Gärtnerei. Sie freuen sich, nach dem Lockdown nun wieder persönlich für ihre Kunden da sein zu können. Foto: Tanja Radan
Buchen. (tra) Viele Menschen nutzen die Corona-Zeit, um es sich daheim richtig schön zu machen, und für viele ist auch der heimische Garten – sofern unser Odenwälder Wetter es zulässt – fast schon zum zweiten Wohnzimmer geworden. Das merkt auch Bernd Röckel, der im Hettinger Tal die Gärtnerei und das Blumenhaus Röckel-Kaletta betreibt.
"Jahrelang hat sich vor allem die ältere Generation für Gartenarbeit interessiert, und seit einiger Zeit merken wir, dass mehr jüngere Leute kommen, um Pflanzen zu kaufen und sich beraten zu lassen", berichtet Bernd Röckel. "Früher war es Jüngeren eher wichtig, einen pflegeleichten Rasen zu haben, nun haben immer mehr junge Familien Freude daran, ein Hochbeet anzulegen, ein paar Tomaten zu pflanzen und ihren Kindern zu zeigen, dass das Gemüse nicht im Supermarkt wächst", sagt Röckel.
Auch das Umweltbewusstsein sei gestiegen: "Die Leute fragen sich, ob es wirklich sein muss, Erdbeeren aus Marokko zu importieren."
Die Inhaber Bernd Röckel und Lyudmyla Yashchenko durften den Lockdown ihrer Gärtnerei am 1. März beenden und hoffen nun auf ein gutes Frühjahr. "Im Februar hatten wir Frühlingswetter und gerade als wir wieder öffnen durften, wurde es kalt. Aber so ist das nun mal und eigentlich haben wird jetzt ein Märzwetter, das für unsere Region normal ist", erzählt Röckel und lacht.
Auch wenn das Wetter noch nicht so richtig mitzieht, kann man sich bereits um seinen Garten kümmern: Man kann im März im Frühbeet Salatpflanzen oder Kohlarten ziehen und Kräuter pflanzen. Auch die Zeit der Frühjahrsblüher wie Tulpen oder Narzissen ist gekommen.
Nach dem langen Lockdown freut sich das Team von Röckel-Kaletta sehr darüber, nun wieder in vollem Umfang für die Kunden da sein zu können. Wie alle Einzelhändler hat auch die Gärtnerei ein hartes Jahr hinter sich: "Wir haben unseren Umsatz natürlich nicht erreicht, starten aber dennoch optimistisch ins Frühjahr, denn es muss ja schließlich weitergehen", sagt Röckel.
Während des Lockdowns konnten die Kunden auch den Fleurop-Lieferservice nutzen. "Das wurde auch dankbar angenommen", so Bernd Röckel. "Menschen, die zum Beispiel ihre Eltern nicht besuchen konnten, schickten ihnen einen Blumengruß." Auch am Valentinstag wurde der Service verstärkt genutzt.
Wobei das Stichwort "Valentinstag" bei Röckel auch für Unmut sorgt: "Ein großer Discounter hat für den Valentinstag großflächig Blumen beworben, während die regionalen Gärtnereien geschlossen waren. Das ist für mich ein absolutes No-Go", kritisiert Röckel. "Die Discounter schöpften während des Lockdowns aus dem Vollen, und die Kunden drängelten sich dort rund um die Tische mit den Sonderaktionen. Wenn man das als Einzelhändler beobachtet, hat man das Gefühl, dass der Einzelhandel mit Gewalt kaputt gemacht werden soll."
Für Corona-Maßnahmen hat Röckel, der selbst einen Todesfall in der Familie im Zusammenhang mit Covid-19 zu betrauern hat, größtes Verständnis. Mit der Umsetzung ist er jedoch nicht glücklich: "Corona zeigt auch die Grenzen des Föderalismus auf. Jedes Bundesland hat andere Regeln", kritisiert Röckel.
Auf dem weitläufigen Gelände der Gärtnerei mit viel frischer Luft sieht er die Kunden und sich selbst keinem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. "Nur der Bereich mit den Schnittblumen ist relativ klein, aber auch das ist kein Problem, da die Kunden immer geduldig draußen warten, bis sie an der Reihe sind. Wir hatten da noch nie Probleme", sagt Röckel.
Eine große Herausforderung für das Team der Gärtnerei war auch, dass den Einzelhändlern seitens der Politik keine Perspektiven geboten wurden. "Wir müssen im Herbst bereits die Jungpflanzen für den Frühling bestellen und wussten nicht, ob wir sie dann überhaupt verkaufen können. Bei den Schnittblumen war es ähnlich: Bei der Bestellung wussten wir nicht, ob die Kunden die frischen Blumen überhaupt haben wollen."
Auch die Lieferketten seien teilweise unterbrochen gewesen, so dass im Frühjahr 2020 manche Pflanzen nicht verfügbar waren.
Im Corona-Jahr hatte das Team der Gärtnerei das Glück, nicht in Kurzarbeit gehen zu müssen: Auf dem Gelände geht die Arbeit nicht aus und manche Arbeiten hätten sich zudem etwas verlagert: "Wir haben durch Corona mehr Kunden bekommen, die eine Grabpflege in Anspruch nehmen wollen, da sie wegen der Pandemie so wenig wie möglich aus dem Haus gehen wollen", berichtet Röckel. Nun hofft er, wie alle anderen Einzelhändler auch, dass dem Handel erneute Einschränkungen erspart bleiben. Und dann wünscht er sich natürlich noch schönes Wetter: "Sobald das Wetter stimmt, legen die Leute mit der Gartenarbeit los und wir freuen uns darauf, sie dabei zu beraten."
Info: Die Gärtnerei ist unter Telefon 06281/3430 sowie per E-Mail unter info@blumenhaus-roeckel-kaletta.de erreichbar.