Schriftstellerin Anne Grießer führte am Samstag rund 50 Teilnhmer auf eine Zeitreise ins Walldürn des Spätmittelalters. Foto: B. Stieglmeier
Walldürn. (Sti.) Im Rahmen des Walldürner Sommerprogramms unternahm die aus Walldürn stammende und heute in Freiburg lebende Schriftstellerin Anne Grießer, Autorin des historischen Romans "Das Heilige Blut", am Samstagabend zusammen mit ca. 50 Interessierten einen hochinteressanten und ebenso spannenden Ausflug zurück in das Walldürn des Spätmittelalters.
Dieser historisch-kriminelle Stadtspaziergang führte die Teilnehmer zu den Originalschauplätzen des Romanes, der vor zwei Jahren im Sutton-Verlag erschien und viele begeisterte Leser gefunden hat. In farbenfrohem mittelalterlichem Gewand las Anne Grießer, die sich in den letzten Jahren als Krimi-Autorin weit über Baden hinaus einen Namen gemacht hat, als "Küchenmagd Fronika Rißenbach sechs markante Passagen ihres Buches, gespickt mit viel Wissenswertem und Originellem aus der Stadtgeschichte Walldürns. Dabei verstand sie es vortrefflich, immer wieder Legende, Historie und Fiktion zu einer spannenden Erzählung zu verweben.
Wie man im Verlauf des Stadtspazierganges mit Begeisterung feststellen konnte, gelang es der Buchautorin in hervorragender Weise, die Geschichte der Wallfahrt "Zum Heiligen Blut" in Wall-dürn mit dem zentralen Ereignis um das Blutwunder in sehr lebendigen Bildern festzuhalten. Das wundertätige Tuch, dessen sich Priester, Gauner, Gläubige und Skeptiker gleichermaßen bemächtigen wollen, bringt eine junge Frau - die junge Magd Fronika Rißenbach - in höchste Gefahr und verschafft den Lesern spannendes Vergnügen.
Die Anlaufstationen des Stadtspaziergangs waren nach dem Start am Miltenberger Torplatz mit einer szenischen Teil-Darstellung der Treppenaufgang zur Wallfahrtsbasilika, das Pfarrhaus und Gemeindehaus in der Burgstraße, das "Obere Buchener Stadttor" im Kreuzungsbereich von Hauptstraße, Seestraße und Plan, der ehemalige "Walldürner See", vorbei am ehemaligen "Storchentor" die Untergasse in "Kleinfrankreich", sowie der "ehemalige Marktplatz" in der Hauptstraße, wo sich heute der "Schalkbrunnen" befindet.
Am Miltenberger Torplatz begann Buchautorin Anne Grießer ihre Lesung, indem sie aufzeigte, wie im Jahr 1391 die zu Unrecht des Diebstahl bezichtigte junge Magd Fronika Rißenbach aus Mainz fliehen muss, um nach einer gefahrvollen Reise dann schließlich im kleinen Städtchen Dürn im Odenwald Zuflucht im Pfarrhaus bei ihrem Großonkel, dem Priester Heinrich Otto, zu finden.
Das Glück von Fronika Rißenbach nach ihrer Flucht währte aber nur kurz, denn wenige Tage später lag ihr Großon-kel im Sterben, und auf dem Totenbett beichtet er Fronika sein Geheimnis: "Er hat das Blut Christi auf dem Altartuch vergossen, und plötzlich zeichnete sich auf dem Korporale, das er bis zu diesem Sterbetag einfach versteckt hatte, der Gekreuzigte mit Dornenkrone und um ihn herum elf weitere dornengekrönte Christushäupter ab." Seine Nichte muss ihm daraufhin versprechen, das Tuch zu bergen und in die richtigen Hände zu geben.
Doch an wen soll sich Fronika wen-den? Als das Korporale seine heilende Kraft zu zeigen beginnt, gerät Fronika in höchste Gefahr, denn plötzlich wollen alle sich des wundertätigen Tuchs bemächtigen - Priester und Gauner, Gläubige und Skeptiker.
Wie man den sechs vorgetragenen Passagen entnehmen konnte, hat Anne Grießer ein sehr lebendiges Bild vom Streben einer jungen Frau im mittelalterlichen Walldürn Ende des 14. Jahr-hunderts gezeichnet.
Beschlossen wurde dieser historisch-kriminelle Stadtspaziergang von Autorin Anne Grießer mit einem mehrstrophigen Minnegesang "Vom fahrenden Kessel- und Pfannenflicker", dessen Refrain von allen Teilnehmern lautstark mitgesungen wurde. Reichlich Beifall war am Ende eines unterhaltsamen Spaziergangs der verdiente Lohn für die Schriftstellerin.