Von Rüdiger Busch
Altheim/Heidelberg. (rüb) Das zarte, zerbrechliche Baby-Söckchen hängt am seidenen Faden. Sinnbildlich spiegelt das Werk der Altheimer Künstlerin Ramona Müller-Hamleh die Situation wider, der ein frühgeborenes Kind und seine Familie über Tage, Wochen oder gar Monate ausgesetzt sind. Von einer anderen Warte aus nähert sich ihr Mann Rolf Hamleh der Thematik. Seine Skulptur aus gerostetem und geöltem Eisen und einem Kügelchen aus Edelstahl regt die Phantasie an: Was wird aus der Eizelle, die sich im Schoß der Mutter eingenistet hat, einmal werden? Mit zwei eindrucksvollen Werken beteiligt sich das Künstlerehepaar am Weltfrühgeborenentag, der am Sonntag, 17. November, für die Thematik sensibilisieren soll (s. "Hintergrund").
Rolf und Ramona Müller-Hamleh unterstützen mit ihren Arbeiten das Anliegen des Vereins "Das Frühchen e. V. Heidelberg, der dazu beitragen möchte, dass die Wahrnehmung der Öffentlichkeit auf die Situation von Frühgeborenen gelenkt wird. Aus diesem Anlass startet der Verein am Sonntag eine besondere Aktion im und rund um das Heidelberger Schloss.
Für musikalische Unterhaltung sorgt die Newcomerband "Mum" aus Mosbach und Osterburken. Neben Kunst, einer Fotoausstellung, Vorträgen und Gesprächen wird eine Schlossbeleuchtung der besonderen Art geboten: Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Heidelberger Schloss lila leuchten, womit sich der Verein einer weltweiten Kampagne anschließt. Das Empire State Building in New York, die Niagarafälle in Kanada und zahlreiche öffentliche Gebäude auf der ganzen Welt werden an diesem Tag lila angestrahlt, um auf die Situation der Frühchen aufmerksam zu machen.
Aktionstag am Sonntag in Heidelberg
Auch die Kunst soll mithelfen, den Blick verstärkt auf die Betroffenen und ihre Situation zu lenken. Dass der Heidelberger Verein "Das Frühchen" dafür das Altheimer Künstlerehepaar um Unterstützung gebeten hat, kommt nicht von ungefähr. Der Vorsitzende Marco Schad, der die Aktion in Heidelberg auf den Weg gebracht hat, kommt aus Walldürn und nahm über einen Verwandten von Rolf Hamleh Kontakt zu den Künstlern auf.
Und die erklärten sich sofort bereit, exklusiv für den Weltfrühgeborenentag zwei Werke beizusteuern. "Schon während unseres ersten Gesprächs habe ich gewusst, was ich machen werde", berichtet Ramona Müller-Hamleh. Zwei Monate nach der ersten Kontaktaufnahme präsentierten die beiden Künstler diese Woche in Altheim zwei beeindruckende Werke.
"Am seidenen Faden" hat Ramona Müller-Hamleh ihr Werk betitelt, das aus einer Stahlsäule und einem integrierten Glaszylinder besteht. Die Säule aus Stahl soll die Grundmauern eines Krankenhauses darstellen. Das fragile Babysöckchen aus Draht hängt hinter Glas am seidenen Faden. Wie ein Kind im Inkubator, das an Schläuchen und Kabeln hängt, ist es für die Eltern zum Greifen nah und doch so fern, erklärt die Künstlerin ihre Intention.
Für den Betrachter bleibt aber noch genügend Raum für eigenen Interpretationen und Assoziationen. Wie auch bei der von ihrem Mann geschaffenen Skulptur "Werden". Das Kügelchen aus Edelstahl kann für die Eizelle stehen, die sich eingenistet hat. Das geölte, gerostete Eisen ist ein bemerkenswertes Material und zieht die Blicke auf sich. Was wird aus der Eizelle einmal werden? Was geschieht mit dem Frühgeborenen, dessen Leben in den Händen der Ärzte und Krankenschwestern liegt?
Mit diesen beiden Werken leisten Rolf Hamleh und Ramona Müller-Hamleh ihren Beitrag, damit der Situation der Frühchen und ihrer Eltern die gebotene Aufmerksamkeit zukommt. Entsprechend erfreut und dankbar zeigten sich Marco Schad, seine Frau Sandra und der fünfjährige Sohn Tyler. "Ich hoffe, wir finden für die Zukunft weitere Unterstützer und Nachahmer und können damit den Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind!"
Info:www.dasfruehchen.de