Buchen. (rüb/stk) Erzieherin Steffanie Berger zündet eine Kerze an, ihre Kollegin Marena Väth deckt den Tisch, und gemeinsam mit den Kindern sprechen sie das Tischgebet: Wie wichtig Rituale und feste Abläufe für Kleinkinder sind, zeigt sich gleich zu Beginn des Besuchs in der Zwergengruppe des Kindergartens St. Elisabeth in Buchen. Nachdem sich alle gegenseitig einen guten Appetit gewünscht haben, packen die Ein- bis Dreijährigen ihr zweites Frühstück aus. Wenn sich Kinder sicher und geborgen fühlen, dann lassen sie sich beim Essen auch von einem neugierigen Besucher nicht stören, der viele Fragen stellt und ständig fotografiert.
Mit acht Gruppen, bis zu 148 Kindern und mehr als 20 Erzieherinnen zählt St. Elisabeth zu den größten Kindergärten im Kreis. Da sich der Betreuungsbedarf der Eltern gewandelt hat, wurde vor zwei Jahren ein Anbau errichtet. Dort finden drei Kleinkindgruppen Platz, in denen maximal 30 Kinder zwischen einem und drei Jahren liebevoll betreut werden. Die Auslastung ist gut: Die drei Gruppen sind fast komplett belegt.
"Wir hatten anfangs nicht gedacht, dass wir alle drei neuen Gruppen benötigen werden", berichtet die stellvertretende Kindergartenleiterin Regina Haußamen. Doch schnell wurde klar, dass der Bedarf für drei Gruppen da ist. "Inzwischen geht auch auf dem Land der Trend hin zur Kleinkindbetreuung", weiß Leiterin Sonja Borger. Vor allem in den Gruppen mit verlängerter Öffnungszeit (VÖ-Gruppen, 7.30 bis 13.30 Uhr) sei die Nachfrage immer noch steigend. Die Ganztagesgruppe (7.15 bis 17 Uhr) werde derzeit dagegen weniger stark nachgefragt. Viele Mütter melden ihre Kinder bereits während der Schwangerschaft an, da sie ein oder zwei Jahre nach der Geburt wieder arbeiten möchten.
Um sicherzustellen, dass sich die Kleinen von Anfang an im Kindergarten wohlfühlen, wird großer Wert auf die Eingewöhnungsphase gelegt. Mit Hilfe eines Fragebogens werden in einem Gespräch mit den Eltern Gewohnheiten und Vorlieben des Kindes ebenso wie zu Hause gepflegte Rituale und Schlafgewohnheiten abgefragt. "Wir versuchen, so viele vertraute Dinge zu übernehmen wie möglich", unterstreicht Regina Haußamen. Schließlich reagieren Kleinkinder häufig äußerst sensibel auf Neues.
"Ganz wichtig ist es, eine gute Bindung zur Erzieherin zu schaffen", erklärt Steffanie Berger. Und so kann eine Eingewöhnung auch mal vier Wochen oder länger dauern. "Wir nehmen uns die Zeit, die das Kind braucht", bekräftigt Sonja Borger. Apropos Eingewöhnung: Die Zeiten, in denen diese eine reine Müttersache war, sind längst passé: "Viele Väter nehmen Elternzeit und übernehmen dabei auch die Eingewöhnung im Kindergarten", meint die Kindergartenleiterin. Der enge Kontakt zu den Eltern bleibt aber auch nach der Eingewöhnung bestehen. Zur Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Erziehern gehören tägliche Tür- und Angelgespräche, in denen Aktuelles besprochen wird.
Das schätzt auch Nadja Schiffmann. Ihr 18 Monate alter Sohn wird in Mosbach in einer Kindertageseinrichtung betreut. "Das war die beste Entscheidung überhaupt", sagt sie. "Wir brauchten ganz dringend einen Platz, sonst hätten wir nicht so arbeiten können." Sie und ihr Lebensgefährte leben ein besonderes Modell - beide gehen zu 80 Prozent arbeiten. Und sie sind glücklich mit ihrer Entscheidung: "Ich finde, er wird dort toll gefördert, und er lernt auch schon ganz früh soziales Verhalten mit anderen Kindern - auch weil er keine Geschwister hat, ist das für uns wichtig."
Direkt nach der Geburt ihres Sohnes haben Nadja Schiffmann und ihr Lebensgefährte mehrere Kindergärten und Kindertagesstätten besichtigt. Eine private Einrichtung konnte den Platz fest zusagen, das Konzept überzeugt ebenfalls. Die Kosten sind in vielen Einrichtungen ähnlich. "Wenn man seinen beruflichen Wiedereinstieg plant, braucht man Verbindlichkeit", berichtet sie. Wenn sie sich etwas wünschen könnte in Sachen Kleinkindbetreuung, dann wäre es eine zentrale Vermittlungsstelle für Kita-Plätze, ähnlich wie es bei den Tageseltern läuft. "Die interessierten Eltern müssten sich nicht überall erkundigen und sich nicht überall auf Wartelisten setzen lassen - damit werden ja auch wieder Plätze blockiert, die andere brauchen könnten", sagt Nadja Schiffmann.
Inzwischen ist das zweite Frühstück in Buchen beendet. Jetzt dürfen sich die Kleinen noch mal richtig austoben, ehe sich die Kinder, die vormittags noch eine Erholungspause brauchen, in Richtung Schlafraum begeben. Dort stehen sieben Bettchen bereit, mit dem jeweiligen Lieblingskuscheltier bestückt. Der Vormittagsschlaf kann beginnen. Manchmal kann man auf die Kleinen schon ein wenig neidisch sein ...