Höpfingen. (wb) Hoher Besuch war am Donnerstag in Höpfingen angesagt: Bürgermeister Adalbert Hauck empfing mit einem kleinen Gemeinderatsgremium Regierungspräsidentin Nicolette Kressl aus Karlsruhe zusammen mit dem Ersten Landesbeamten des Neckar-Odenwald-Kreis, Dr. Björn-Christian Kleih, im Rathaus. Kressl wollte die Anliegen der Gemeinde kennenzulernen.
Hauck erläuterte die Infrastruktur der Gemeinde. Die schulischen Ausbildungsmöglichkeiten des Raumes seien zufriedenstellend. Die Gemeinde mit ihren gut 3000 Einwohnern blute spürbar aus. Auf dem Arbeitsmarkt sei dies spürbar. Der Verkehrsbereich konzentriere sich größtenteils auf Stadtgebiete. Der öffentliche Nahverkehr sei dank der B 27 gut angebunden. In unseren Breiten müsse man Zeit mitbringen, um von A nach B zu gelangen, so Hauck. Er ergänzte: "Wer zu uns kommt, muss mobil sein!"
Aufgrund der Strukturen ergäben sich auch Einkaufsprobleme. Es sei nicht einfach, anbindende Märkte, Investoren und Unternehmen zu finden, obwohl täglich über 10 000 Fahrzeuge die B 27 durchfahren. Die an die B 27 angrenzenden Flächen seien zu klein, um ernsthafte Interessenten zu gewinnen. Außerdem flankierten zwei übermächtige Konkurrenten die Gemeinde: Walldürn und Hardheim. Hauck erfuhr bereits, dass es ungemein schwer sei, ein genossenschaftliches Ladengeschäft zu realisieren, obwohl die Gemeinde eine beneidenswerte Vereinsaktivität vorweisen könne. Das Haushaltsvolumen von rund acht Millionen Euro sei vor allem der Stadtsanierung geschuldet, so der Bürgermeister, der auch feststellte, dass die Gemeinde mit Breitband gut versorgt sei.
Mit einem Rundgang im Ortskern erhielt Kressl einen Eindruck von einem aufstrebenden Ort mit einer zukunftsträchtigen Entwicklung. Besichtigt wurden Rathaus, Kindergarten, Gotteshaus, Ortssanierungen der Engelgasse, Kirchenstraße und Kolpingstraße, Narrenbrunnen und die Schule. Nach dem Rundgang trug sich Kressl in das Goldene Buch der Gemeinde ein.
Es war Bürgermeister Hauck ein Anliegen, die Präsidentin auch mit dem schwierigen Thema Windkraft zu konfrontieren. Wie der Bürgermeister erläuterte, habe der Gemeinderat einstimmig dafür plädiert, dass die Gemeinde an der Errichtung der Windräder (bzw. eines Windkraftrades für die Gemeinde Höpfingen) partizipieren solle.
Hauck skizzierte das Thema Windkraft, bei dem es vehement Widerstand aus Teilen der Bevölkerung gibt. Obwohl man das Thema Windkraft seit Jahren durch die Entscheidungsgremien öffentlich gemacht habe, wurde vor etwa einem Jahr die Bürgerinitiative "Windwahnsinn Bretzingen" gegründet mit dem Ziel, die Konzentrationsfläche Dreimärker/Kornberg zu verhindern.
Die Frage, ob "ja" oder "nein", sollte einem Bürgerentscheid zugeführt werden, was aber durch Gesetzeslage nicht möglich ist, da Angelegenheiten der Bauleitplanung von einem Bürgerentscheid ausgenommen seien.
Der Gemeinderat Höpfingen habe sich einstimmig für den Bau von Windkraftanlagen ausgesprochen und mit der ZEAG einen Partner gefunden. Die Gemeinde habe dabei große Mitspracherechte und Bürger, die sich finanziell beteiligen wollen, können ein- und auch wieder aussteigen. Die noch ausstehenden Widersprüche im Zusammenhang mit dem Bürgerentscheid wurden zwischenzeitlich vom Landratsamt negativ beschieden, so dass jetzt noch der Rechtsweg offen bleibe.
Kressl sprach sich lobend über den eingeschlagenen Weg der Gemeinde aus und wies darauf hin, dass viele der Standortgegner nicht bedenken würden, dass mit dem Wegfall dieses Standortes es wohl ermöglicht werde, dass überall auf dem Gebiet des Gemeindeverwaltungsverbandes Windkraftanlagen gebaut werden könnten. Was die Bürgerinitiative verhindern wolle, würde dann doch geschehen, wie Hauck hervorhob.
Ortsvorsteher Helmut Hartmann bewertete die Anhäufung von Windkrafträdern im nördlichen Raum Badens als "Verspargelung der Landschaft", die von der Mehrheit der betroffenen Bevölkerung nicht mehr hinnehmbar sei.
Auch die seit Jahrzehnten miserable Verkehrssituation der L 575 zwischen Walldürn und Waldstetten könne er als Ortsvorsteher nicht mehr verantworten, da diese Strecke eine hochgradige Unfallgefahr darstelle, was auch Bürgermeister Hauck und die Gemeinderäte bekräftigten. Als informativ wertete Kressl ihren Besuch im Rathaus und versicherte, dass sie die Anliegen mitnehmen und versuchen werde, sich der Probleme der Gemeinde anzunehmen.