Das Neckarhäuser Wahrzeichen quert den Fluss nun unter kommunaler Flagge. Bürgermeister Simon Michler (Mitte) lud seinen Ladenburger Amtskollegen Stefan Schmutz (links) zur ersten Fahrt – die Nachbarstadt will sich im Fall von Verlusten nach der Übernahme beteiligen. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Die Neckarhäuser Fähre ist zurück von der Werft in Neckarsteinach, wo sie in den vergangenen drei Wochen gestrichen und überholt wurde, um im üblichen fünfjährigen Rhythmus das Fährzeugnis neu zu erlangen.
Es war ein wichtiger Tag für die Gemeinde, denn nun quert die Fähre auch sichtbar unter kommunaler Flagge. Die Gemeinde übernahm das Transportmittel am 6. April, nachdem die Fährgemeinschaft im vergangenen Jahr signalisiert hatte, sie könne die Verbindung nach dem Ausscheiden der Hauptanteilseigner nicht mehr stemmen. Die Ablösesumme in Höhe von 35.000 Euro für die Fähre, Ersatzteile und das Fährhäuschen nebst Grundstück sei bereits überwiesen, sagte Bürgermeister Simon Michler am Mittwochvormittag bei der kleinen halbstündigen Feier und während der ersten Fahrten zwischen Neckarhausen und Ladenburg. Der Neckar trenne beide Kommunen, die Fähre verbinde sie wieder, kommentierte Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz, der für die Einladung zur "Jungfernfahrt" dankte. Ladenburg habe großes Interesse am Fortbestand des Neckarhäuser Kulturguts, meinte Schmutz. Die Edingen-Neckarhäuser Verwaltung und der Gemeinderat seien zu loben für ihren Mut und ihre Entscheidung zur Übernahme. Das zeige die Bereitschaft, die Fähre in die Zukunft zu führen.
"Soweit ist alles bereit, vieles muss sich noch einspielen", meinte Michler. Bis Herbst wolle die Verwaltung ein Konzept zur möglichen Nutzung des Fährhäuschens vorlegen. Dort laufen zurzeit baurechtliche Prüfungen. Michler dankte Stabsstellenleiterin Thea-Patrica Arras, in deren Zuständigkeit der Fährbetrieb nun fällt, und auch der Fährfamilie, insbesondere Jochen Krauß. Er habe in den vergangenen Wochen den Werftaufenthalt technisch und koordinativ "super gemanagt". Dank ging zudem an Fährfrau Martina Kreuzer, die seit Oktober als Vollzeitkraft bei der Gemeinde angestellt ist und dafür ihren anderen Job aufgegeben hat. Mit Reinhard Barta beschäftigt die Kommune einen weiteren erfahrenen Fährmann, der derzeit noch auf einen Termin zum Ablegen einer zusätzlichen praktischen Prüfung wartet. Dazu kommen einige Teilzeitkräfte und Neuerungen, wie ein elektronisches Bonsystem. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob die Gemeinde ihren Fahrgästen weitere Angebote machen kann. Michler sagte ferner, die Verwaltung stehe im Kontakt mit dem Land und erwarte einen Zuschuss – im Prinzip stellt die Fährverbindung ein Teilstück der Landesstraße dar. Werden Verluste eingefahren, wird sich Ladenburg beteiligen, das hatte Schmutz bereits im Herbst versprochen.
Geplant war, im Anschluss an den Sommertagsumzug ein großes Fährfest zu veranstalten. Wegen der Corona-Pandemie wurde beides zunächst abgesagt, das Fest soll es aber noch, vielleicht sogar jährlich, für die Bürger geben. Deren Interesse an ihrer Fähre ist groß. Der am 6. März eigens gegründete Förderverein habe bereits knapp 100 Mitglieder, sagte der Vorsitzende Florian König. Weitere Mitstreiter seien willkommen (Infos unter: info@faehre-neckarhausen.eu) Florian König und sein stellvertretender Vorsitzender Jochen Krauß freuten sich am Mittwoch neben der Rückkehr der Fähre auch über eine Spende der Netze BW, die Kommunalberater Andreas Stampfer dem Verein überbrachte: 1860,60 Euro seien als Startkapital eine hohe Summe, meinte König dankbar.
Auf Anfrage der RNZ erläuterte Jochen Krauß, dass neben einem neuen Anstrich sicherheitstechnische Verbesserungen zum Beispiel bei der Beschrankung erfolgt seien. Zudem seien die Landeklappen komplett neu aufgebaut worden. Das gilt auch für den Zehn-PS-Dieselmotor von Deutz, der Ende der 50er Jahre eingebaut wurde.
Zur Feier des Tages erklärte Bürgermeister Michler den 29. April zum einmaligen "Freifahrttag" – eine Gelegenheit, die etliche Bürger gerne nutzten. Nach dem Neckarhäuser Schloss, das die damals noch eigenständige Gemeinde Neckarhausen 1960 von der Grafenfamilie von Oberndorff erwarb, ist die Übernahme der Fähre ein zwar günstigeres, aber weiteres bedeutsames kommunales und auch emotionales Projekt.