Rathaus im Weinheimer Schloss. Foto: Reinhard Lask
Von Stefan Zeeh
Weinheim. In Deutschland ist bezahlbarer Wohnraum für Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen vor allem in Ballungsräume ein knappes Gut. Auch in Weinheim haben Verwaltung und Gemeinderat festgestellt, dass sozial orientierter Wohnungsbau notwendig ist. Daher hatte der Gemeinderat vor einigen Monaten beschlossen, dass bei größeren Wohnbauprojekten 20 Prozent der neu entstehenden Wohnflächen als mietreduzierter Wohnungsbau herzustellen sind. Das trifft auch auf das Neubaugebiet "Allmendäcker" zu, für das der Ausschuss für Technik und Umwelt in seiner Sitzung am Mittwoch die Offenlage des dazugehörigen Bebauungsplans beschloss - bei Enthaltung der GAL.
Nachdem Bürger, Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange wie etwa Naturschutzverbände bereits im Frühjahr 2017 Stellung zu dem Vorentwurf des Bebauungsplans nehmen konnten, lag dem Ausschuss nun ein Entwurf vor, der diese Stellungnahmen berücksichtigte. Am häufigsten wurde daran die Höhe der möglichen Wohngebäude mit vier Vollgeschossen kritisiert und eine Reduzierung auf drei gefordert. Der Ausschuss schloss sich allerdings der Ansicht der Verwaltung an, dass vier Vollgeschosse eine flächensparende Siedlungsentwicklung sowie Erstellung von kostengünstigem Wohnraum ermöglichen.
Angeregt wurde bei der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit auch eine weitere Zufahrtsstraße in das Neubaugebiet von der Waid-allee aus, zumindest für den Baustellenverkehr, damit so die Stettiner Straße entlastet würde. Allerdings wäre eine Verbindung zur temporären Nutzung durch Baustellenfahrzeuge mit Kosten von bis zu 400.000 Euro verbunden.
Bei einer dauerhaften Zufahrt von Süden her befürchteten die Kritiker bei den Öffentlichkeitsveranstaltungen zudem, dass sich Schleichverkehre durch den Sportpark und das Neubaugebiet entwickeln. So schloss sich der Ausschuss auch hierbei der Verwaltung an und verzichtete auf das Anlegen einer Zufahrt in das Neubaugebiet von der Waidallee.
Während der Bebauungsplanentwurf und die damit verbundene Entstehung von mietreduziertem Wohnraum von den Fraktionen positiv aufgenommen wurde, kritisierte Elisabeth Kramer (GAL) den mangelnden ökologischen Ausgleich des "Schutzguts Boden". Einen vollständigen Ausgleich der Eingriffe hatte auch die Untere Naturschutzbehörde bereits gefordert. Jedoch sah die Verwaltung keine Möglichkeit, wie bei anderen Planverfahren einen funktionsgleichen Ausgleich etwa für die Versiegelung von Flächen durch Gebäude herzustellen.
"Wenn wir noch mehr Ausgleichsfläche schaffen, gehen wieder Flächen für die Landwirtschaft verloren", gab Erster Bürgermeister Torsten Fetzner zu bedenken. Der Leiter des Amts für Stadtentwicklung, Sven-Patrick Marx, wies zudem darauf hin, dass eine Entsiegelung von Boden im Stadtgebiet nicht möglich und so die Vorgehensweise der Stadt "ehrlicher" sei als ein schutzgutübergreifender Ausgleich, etwa durch das Anlegen von Teichen oder eine Gewässer-Renaturierung.
Kramer beantragte trotzdem einen schutzgutübergreifenden und vollständigen Ausgleich. Dies wurde jedoch mehrheitlich abgelehnt.
Die Schaffung mietreduzierten Wohnraums im Neubaugebiet "Allmendäcker" lässt sich die Stadt einiges kosten. So rechnet OB Heiner Bernhard damit, dass die Einnahmen durch Grundstücksverkäufe um rund 3,5 Millionen Euro geringer ausfallen. Wie die Grundstücke vergeben werden, soll der Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen beschließen. Bernhard konnte mitteilen, dass das Interesse an den Baugrundstücken groß ist und Anfragen von Baugesellschaften vorlägen.