Von Philipp Weber
Weinheim. Seit elf Jahren unterstützt die Weinheimer "Alwine"-Stiftung Projekte, die zum Kampf gegen Altersarmut beitragen. Außerdem nimmt sie sich eines oftmals totgeschwiegenen Themas an: der Gewalt an Seniorinnen und Senioren. Die RNZ hat sich bei Stiftungsmitarbeiterin Sabine Besmehn erkundigt, wie "Alwine" in der Coronakrise wirkt, unter anderem in Bezug auf die Großthemen Maskenpflicht und Impftermine.
> Die verschärfte Maskenpflicht: Auch Stiftungsmitarbeiterin Besmehn weist darauf hin, dass Über-60-Jährige bei der Krankenversicherung Bezugsscheine für FFP2-Schutzmasken bekommen. Die Stiftung verteilte ihrerseits 24.000 medizinische OP-Masken in der Stadt. "Freudenberg Home and Cleaning Solutions", ein Firmenzweig des Technologiekonzerns, hatte die Masken gespendet. Sie werden seit Dezember an Ältere und Bedürftige vergeben, wenngleich nicht direkt. "Wir geben die Masken an Anlaufstellen wie die Weinheimer Tafel, das Pilgerhaus oder die Lebenshilfe weiter", erklärt Besmehn.
> Impftermine für Ältere: Auch hierfür ist die Stiftung nicht schwerpunktmäßig zuständig, bekanntermaßen leisten Aktive des Stadtseniorenrats Hilfen bei der Terminierung von Impfungen. Allerdings finanziert die Stiftung seit 2015 eine Beratungsstelle, die unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt (AWO) angesiedelt ist. Motto: "Sicher und beschützt im Alter". Dank der ebenfalls von der Stiftung unterstützten Telefonaktion "Von Ohr zu Ohr" können die Berater den Kontakt zu ihren Klienten halten. Diese und weitere Aktionen sollen ein Stück weit die Begegnungen ersetzen, die sonst bei Informations- und Geselligkeitsveranstaltungen entstehen. Bei den Telefonaten sind derzeit auch die Impftermine ein Thema. Wenn Senioren nicht zurechtkommen, wird Hilfestellung geleistet. Wobei sich auch hier das Problem ergeben hat, dass das zentrale Anmeldesystem nur drei Terminierungen unter ein und derselben E-Mail-Adresse zulässt.
> Die allgemeine Lage der Senioren: "Wir erleben eine Zeit, die für viele ältere Menschen extrem schwierig ist", redet Besmehn Klartext. Die Stiftung versucht, gegenzusteuern: So wurden, ebenfalls in der Vorweihnachtszeit, 50 Taxigutscheine ausgegeben. Dabei hatten die Initiatorinnen gar nicht so sehr die Fahrt ins Impfzentrum im Blick; die Aktion drehte sich eher darum, dass Ältere oft wenig mobil sind – und der öffentliche Nahverkehr derzeit eine problematische Option ist: "Viele können die Gutscheine gebrauchen, um dringende Angelegenheiten zu erledigen oder um den Friedhof zu besuchen." Von der Vorweihnachtszeit bis zum Neujahrstag war darüber hinaus das "Woinachtsradio" auf Sendung (die RNZ berichtete). Das Angebot war eine Idee von Martina Schildhauer, der Stifterin persönlich.
> Was die "Alwine"-Stiftung ausmacht: 2009 wurde aus einer Stiftungsinitiative Schildhauers die heutige Stiftung "Alwine", benannt nach Schildhauers Großmutter. Schildhauer bringe sich sehr aktiv ein. "Sie ist der Motor. Wir sind keine Nachlassverwaltung", so Besmehn. Wie viele Menschen profitieren, sei schwer zu sagen: "Wir unterstützen gezielte Notfallhilfen in Einzelfällen, es gab vor Corona aber auch Veranstaltungen mit über 150 Teilnehmenden." Stolz sind Besmehn und ihre Mitstreiterinnen auf ein Projekt in der der GRN-Klinik: Hier wurde eine Stationsbegleitung für ältere Menschen finanziert.
Neben einem Altern in Würde ist es Ziel der Stiftung, zu einer Kultur der Achtsamkeit beizutragen. Es wäre viel erreicht, wenn mehr Menschen auf Hilfsbedürftige achten und sich fragen, wie es dem Nachbarn geht, so Besmehn.