Glückliche Feuerwehrzeiten: 2016 sammelte die Jugendfeuerwehr ausgediente Christbäume ein, die mit vereinten Kräften in Rollcontainer verfrachtet wurden. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Drinnen duftet es nach Kaffee, draußen nach Tannen. Arbeitshandschuhe und Feuerwehrannoracks schützen vor Nadelspitzen: Vor allem die Bewohner der südlichen Ortsteile freuen sich Jahr für Jahr darüber, dass die Jugendfeuerwehren ihnen die Fahrt zur Kompostieranlage ersparen. Die Jugendlichen sammeln ausgediente Christbäume ein und bekommen im Gegenzug Spenden, mit deren Hilfe sie Freizeitaktivitäten finanzieren. So lief es in den letzten Jahren, wenn unter anderem der Wehrnachwuchs aus Lützel- und Hohensachsen ausrückte, um mit Unterstützung erfahrener Einsatzkräfte Weihnachtsbäume einzusammeln.
Quarantäne für Einsatzkräfte unbedingt verhindern
Doch im kommenden Januar landen die Christbäume aus den Weinheimer Sachsendörfern weder auf dem Traktoranhänger, noch im Rollcontainer. Die Feuerwehr hat die Aktion wegen der fortschreitenden Corona-Pandemie aussetzen müssen. Das teilte die Stadt Weinheim mit. Es sei die erste Absage der Sammelaktion "seit Jahrzehnten", heißt es in der Mitteilung.
Dies hängt nicht allein mit allgemeinen Infektionsrisiken zusammen, sondern auch damit, dass die Feuerwehrabteilungen einsatzbereit bleiben müssen, erklärt Feuerwehrsprecher Ralf Mittelbach im RNZ-Gespräch. Auf Grundlage von Vorgaben des Landesinnenministeriums sowie der Landesfeuerwehr seien auch in Weinheim besondere Corona-Schutzmaßnahmen für die Freiwillige Feuerwehr getroffen worden.
Zwar werden die Weihnachtsbäume vorwiegend von Jugendlichen gesammelt, aber am Ende seien stets auch viele erwachsene Einsatzkräfte aktiv, so Mittelbach. Und die sollten fit bleiben. Die Einsatzfähigkeit der "kritischen Infrastruktur Feuerwehr" müsse gegeben sein.
Durch den aktuellen Teil-Lockdown und wegen der unklaren Entwicklung sei es zum jetzigen Zeitpunkt "eher unwahrscheinlich", dass sich die Schutzmaßnahmen für die Feuerwehr bis Anfang Januar lockern, schreibt die Stadt. Wobei natürlich auch Mittelbach weiß, dass es sogar sehr unwahrscheinlich ist. Abgesehen davon empfehlen auch die Jugendfeuerwehrverbände im Kreis und im Land, 2021 auf derartige Sammelaktionen zu verzichten.
"So haben sich die Abteilungskommandanten in Absprache mit der Feuerwehrführung dazu entschieden, die Aktion auszusetzen", heißt es weiter: "Auch die Freiwillige Feuerwehr Weinheim hofft, dass sich die Situation im weiteren Verlauf des kommenden Jahres verbessert, sodass der Regeldienstbetrieb wieder aufleben kann und 2022 die ausgedienten Christbäume eingesammelt werden können." Viele Bürger würde das freuen. Allein die Jugendlichen der Feuerwehrabteilung Lützelsachsen-Hohensachsen bekommen Jahr für Jahr um die sechs Rollcontainer voll. Die Spenden der Christbaumbesitzer helfen der Feuerwehr, günstige Ausflüge oder sogar Zeltlager zu stemmen – und damit auch einen sozialen Beitrag zu leisten.
Wie das Geld zu ersetzen ist, weiß Mittelbach noch nicht. Er kann nur hoffen, dass auch der Übungsbetrieb der Jugendfeuerwehr so bald wie möglich wieder startet – ebenso wie die geselligen Aktivitäten der gesamten Feuerwehr: "Ohne unseren Nachwuchs sähe es ja schlecht aus." Er will aber auch nicht zu schwarz malen: Er gehe davon aus, dass es zu gegebener Zeit Mittel und Wege gibt, wieder Jugend- und Freizeitaktivitäten zu ermöglichen.
Für die Bürger stehen nun die "konventionellen" Wege der Baumentsorgung zur Verfügung: So kann man den ausgedienten Christbaum als Grünschnitt bei den Entsorgern der AVR anmelden. Alternativ können Familien die ausgedienten Bäume auch ins Auto laden und selbst auf den Weinheimer Kompostplatz, Hammerweg 69, bringen. Außerdem gibt es noch die Sammelannahmestelle der AVR in Hirschberg, Lobdengaustraße 21.