Feuerwehr rettet Mammutbäume vor dem Verdursten
Dank technischer Meisterleistung wird steiles Gelände bewässert

Durch kleine Löcher floss das kostbare Nass aus ausgedienten Feuerwehrschläuchen in den Boden. Es bedurfte allerdings einiger Absprachen, ehe der Trick funktionierte. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) Mit einer spektakulären Rettungsaktion versucht die Abteilung Stadt der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim seit Donnerstag, die Mammutbäume im Exotenwald vor dem Verdursten zu retten. Wie die große Libanon-Zeder im kleinen Schlosspark und der Ginkgo-Baum sind die zwischen 70 und 90 Meter hohen Baumriesen von der seit Wochen anhaltenden Trockenheit bedroht. "Ohne ausreichend Wasser und Feuchtigkeit im Boden kann von den Wurzeln keine Flüssigkeit bis in die Spitzen steigen": Revierförster Markus Stähle vom Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises und der städtische Baumschutzexperte, Bernhard von Hirschheydt, verfolgen mit zunehmender Sorge die Wetterverhältnisse. Erste Hitze- und Trockenheitsschäden an den bis zu 150 Jahren alten "Mammuts" seien bereits zu beobachten.
Da auch für die kommenden Tage kaum Niederschläge und weitere Hitzegrade vorhergesagt sind und sich auch die Waldbrandgefahr auf der höchsten Warnstufe 5 befindet, machten Stadt, Stadtwerke und Feuerwehr im wahrsten Sinne des Wortes Nägel mit Köpfen: Ausgediente, durch lange Lagerung porös gewordene Feuerwehrschläuche wurden zusätzlich "durchbohrt" und am Ende einer 600 Meter langen Schlauchleitung durch den Exotenwald in der Umgebung der Mammutbäume drapiert. Von dort aus spritzen feine Fontänen aus den Schläuchen und durchfeuchten den Waldboden auf quasi "natürliche" Art.

Foto: Kreutzer
"Würden wir die Erde mit einem geballten Wasserstrahl überschwemmen, würde das Wasser angesichts der Steillage schnell abfließen, ohne versickern zu können", so Abteilungskommandant Ralf Mittelbach und Sebastian Singer. 15 Mann und Frau stark waren die Floriansjünger gestern im Einsatz, zum Teil seit dem frühen Nachmittag. Ohne zu zögern hatten Geschäftsführer Peter Krämer und Rüdiger Grünewald von den Stadtwerken die erforderlichen Wassermengen aus dem Hochbehälter am Bodelschwingh-Heim bereitstellen lassen. Bereits in den heißen und trockenen Sommern der Jahre 2003 und 2004 hatten ähnliche Einsätze stattgefunden. Mit Erfolg. Lediglich ein Mammutbaum war damals nicht mehr zu retten gewesen, musste zwei Jahre später gefällt werden.
Neben den eigenen Schläuchen stellte auch die Werksfeuerwehr von Freudenberg Rohrleitungen zur Verfügung. Was sich allerdings zunächst nicht als effektiv erwies. Während die Stadtfeuerwehr mit B-Rohren arbeitete, hatten die "Freudenberger Leitungen" das geringere "C-Maß".
Obwohl das Wasser von der Ausgabestelle aus mit durchschnittlich 6,5 bar in die Schlauchleitungen floss, ließ sich zu-nächst kein kontinuierlicher Wasserdruck aufbauen: "Es tröpfelt nur" und "dem Druck geht die Puste aus", zeigten sich die Blauröcke frustriert, obwohl in der ersten Stunde immerhin neun Kubikmeter geflossen waren: "Die Durchflussmenge ist zu gering. Ein größer dimensioniertes Standrohr gibt mehr Bums."
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Foto: Kreutzer
Und tatsächlich. Als man neben der Auswechslung der von ihrem Querschnitt nicht ausreichenden C-Rohre gegen im Regeldienst eingesetzte B-Rohre auch noch zusätzlich das "zu dünne" Standrohr der Stadtwerke gegen ein größer dimensioniertes der Feuerwehrabteilung aus-wechselte, kam die Sache ins Fließen. Immerhin galt es, einen Höhenunterschied von zehn Metern zu überbrücken.
Obwohl die kontinuierliche Bewässerung eine zusätzliche logistische Herausforderung für die Blauröcke bedeutet, verrichten sie diese Arbeit gerne, so Mittelbach: "Auch derartige Dinge gehören in unser Aufgabengebiet Naturschutz." Nicht nur dass es sich bei den Mammutbäumen um Naturdenkmäler handelt: "Die Bäume stellen auch eigene Kraftwerke dar, die Sauerstoff erzeugen, Energie speichern und für das Klima wichtig sind." Möglicherweise bis Ende August wird die Aktion andauern, schätzt der Abteilungskommandant. Bis auf gelegentliche Gewitter sei derzeit kein Ende der Hitzeperiode abzusehen. Kurze Regengüsse helfen wenig: Die Bäume brauchen eine länger andauernde "Grundeinspeisung", um sich zu erholen.
Dass der Wehr durch den Dauereinsatz Schläuche fehlten, braucht niemand zu fürchten, so Mittelbach mit Verweis auf weitere eigene Schlauchrollen sowie Vorräte bei Kameraden der übrigen Abteilungen. Sprachs, und eilte zum nächsten Einsatzort in den Schlosspark, wo sich zur gleichen Zeit weitere Freiwillige und Angehörige der Jugendfeuerwehr Hand in Hand um die Libanon-Zeder und den Ginkgo-Baum kümmerten. Insbesondere bei der 300 Jahre alten Zeder besteht die Gefahr, dass ihre ausladenden Äste austrocknen und brechen.