"Wir bekennen uns stärker zu unserer eigenen Meinung", sagt Franz Kain (l.) über das neue Programm. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) "Wer hat an der Uhr gedreht?", fragt sich nicht nur die berühmte Zeichentrickfigur Paulchen Panther in der TV- und Kinoserie um Inspektor Clouseau. "Fünf vor Zwölf? Die Uhr geht nach", behauptet das Weinheimer Kabarettisten-Ensemble "Die Spitzklicker" in ihrem neuen, mittlerweile 36. Programm. Premiere feiern Franz Kain, Markus König, Susanne Mauder und Daniel Möllemann (Klavier) zwar erst am 10. Januar 2020 in der Alten Druckerei. Der Vorverkauf für alle der insgesamt 40 Auftritte von Weinheim bis Lorsch, von Wald-Michelbach bis Mannheim startet aber bereits am 4. November.
Noch feilt das Quartett an den Texten. Wobei diesmal zwei besonders aufmerksame Augenpaare auf dem Ensemble ruhen. Mit Felicitas Hadzik und Patricia Kain setzen erstmals zwei Regisseurinnen und Choreografinnen neue Reize und wirbeln nicht nur hinter den Kulissen Staub auf. In den bewährten Händen von Francesco Bertolini und Melanie Reisig bleibt die Bühnentechnik.
Es werde zwar keinen kompletten Umbruch geben, so Patricia Kain. "Aber die Zuschauer werden merken, dass auf der Bühne durch einen veränderten dramaturgischen Fluss künftig noch mehr los ist." Abgespeckt zeigt sich der Tourneeplan, der sich von ursprünglich einmal 50 Terminen pro Kabarett-Saison jetzt bei "kompakten 40 Auftritten" einpendeln soll.
Erstmals live vor Ort zu erleben gibt es die Spitzklicker bei den "Kulturtagen Waldhof" (29. Februar), in der Festhalle Brühl (26. März), in der Rudi-Münzer-Halle Wald-Michelbach (9. Mai) sowie in der Gemeindebücherei Sandhausen am 15. Mai. Dafür gibt das Quartett in seinem "Lieblingsspielort", dem "Theater Sapperlot" Lorsch, gleich zweimal seine Visitenkarte ab: "Zum einen wegen des dort einmaligen Ambientes, zum anderen wegen der besten Backstage-Verpflegung", so Kain mit einem Augenzwinkern.
25 "Heimspiele" stehen in der Alten Druckerei im Terminkalender. Weitere Auftrittsorte sind im Bürgerhaus Heddesheim, im Zehntkeller Schriesheim, in der TSV-Halle Viernheim sowie im Theater an der Goethestraße in Fürth.
"So viele Texte, wie wir sie schon jetzt auf dem Tisch liegen haben, hatten wir schon lange nicht mehr", blättert Franz Kain beim Pressetermin in seinem dicken Leitzordner. Auch wenn das meiste noch überarbeitet oder völlig neu geschrieben werden muss: Die Tendenz ist eindeutig.
In dem gut zweistündigen Szenenkabarett reicht die aktuelle Themenpalette von Klimaschutz und Gletscherschmelze über Fridays for Future, Gender-Klo, Whatsapp-Date und E-Bike-Hype bis hin zum "Heil Höcke Song" und Brexit-Chaos ("Die nächste Flüchtlingswelle kommt über den Ärmelkanal aus England") mit scharfer Zunge und kraftvoll zubeißend.
"Tatsächlich sind viele Sachen dabei, die schlucken lassen und nicht leicht zu verdauen sind", bestätigen die vier. Was auch Peter Gitzinger und Roger Schmelzer zuzuschreiben ist, die neben Manfred Maser, Volker Heymann und eigenen Texten dafür verantwortlich zeichnen, dass man immer mehr von der Schenkel klopfenden Alltagssatire abkommt und sich stärker politisch engagiert.
"Wir bekennen uns stärker zu unserer eigenen Meinung", sagt Kain. "Wir wollen zwar kein reines politisches Kabarett sein, aber ein Kabarett, das politischer wird und politischer wirkt", assistiert Markus König. Die heutige Zeit verlange danach, dass es "höchste Zeit ist, eindringlicher vorzugehen". Wobei die Frage erlaubt sein muss, ob es überhaupt noch zu schaffen ist, die Zeit zurückzudrehen. "Nixen", also "nichts tun", stellt für die Spitzklicker keine Alternative für Duckmäusertum dar.
Info: Der Kartenvorverkauf an den bekannten Vorverkaufstellen und unter www.adticket.de, www.eventim.de sowie www.reservix.de für alle Veranstaltungen und Veranstaltungsorte beginnt am Montag, 4. November. Wichtig zu wissen: Im Kartenshop in der Friedrichstraße sind keine Vorbestellungen möglich.