Psychologie, Pressearbeit und Kommunikation: „Trainer müssen Multitalente sein“, sagt Erik Wegener. Der Weinheimer Autor hat ein Buch über seine Gespräche mit sechs bekannten Trainern aus dem Profifußball veröffentlicht. Foto: Dorn
Von Florian Busch
Weinheim. Was muss ein Fußballtrainer neben dem Coaching der Spieler noch alles können? Wie geht er mit Stress um? Und welche Randerscheinungen gehen mit dem Beruf einher? Diese und viele weitere Fragen stellte der Weinheimer Autor Erik Wegener den sechs Altmeistern Ottmar Hitzfeld, Huub Stevens, Peter Neururer, Benno Möhlmann, Jürgen Röber und Rudi Bommer.
Vor Kurzem erschien sein zweites Buch "Weiter, immer weiter!", in dem der Inhalt der zum Teil mehrstündigen Gespräche abgedruckt ist. Die Treffen fanden immer in privater Atmosphäre statt. Auf diese Weise konnten die sechs Coaches freier und ungezwungener sprechen. Ein großer Vorteil, wie Wegener findet: "Auf diese Weise lernt man sie anders kennen als zum Beispiel in der Mixed Zone im Stadion."
Huub Stevens vergleicht den Trainerjob mit einer Droge
Die Idee dahinter sei gewesen, mehr über den Menschen hinter dem Trainer zu erfahren. Mit Erfolg: So erhielt Wegener unter anderem viele persönliche Einblicke in die Gedankenwelt der Coaches. So berichtete ihm Hitzfeld unter anderem von seinem Burn-out während der Zeit beim FC Bayern München und wie er damit umging. Fußball-Romantiker Neururer kritisierte die heutigen Ablösesummen und Stevens verglich den Trainerjob mit einer Droge, von der man zwischendurch mal loskommen müsse. Ob Anekdoten über den Beruf als Trainer oder private Geschichten aus dem Nähkästchen: "Das Buch bietet viele Aspekte", sagt Wegener.
Einen Favoriten unter den sechs Protagonisten hat der Weinheimer nicht. Er finde alle gleichermaßen faszinierend. Der eine öffne sich etwas mehr als der andere, oder es brauche mehr Zeit. Unter dem Strich sei es "interessant, die Sichtweisen und die Einstellung zu Themen zu sehen". Der aus Münster stammende Wegener veröffentlichte schon 2009 sein erstes Buch. Der Roman "11 Feinde" setzt sich mit der Vier-Minuten-Meisterschaft des FC Schalke auseinander.
Wegener selbst hat seit seiner Kindheit eine Affinität zum Verein. "Klaus Fischer war mein Jugendidol", erzählt er. An jenem für Schalke-Fans denkwürdigen Tag im Frühjahr 2001 war er selbst im Stadion. Unten auf dem Platz und oben auf den Rängen feierte man die erste Meisterschaft der Bundesligageschichte. Dann fiel aber doch noch der Ausgleich des FC Bayern in Hamburg. Ein 1:1 reichte den Münchnern, um wieder an Schalke vorbeizuziehen und am Ende die Schale in die Luft stemmen zu können. "Es war eine surreale Situation", sagt Wegener.
Aus diesem Grund sei ihm auch der Inhalt für sein erstes Buch leichtgefallen. Es müsse ein packendes Thema sein, für das man selbst brenne. Auf die Idee für "Weiter, immer weiter!" kam er dann, als er ein Buch las, in dem Top-Manager von unterschiedlichen Firmen persönliche Einblicke geben. Ein ähnliches Thema wollte Wegener in seinem Buch bearbeiten, nur eben bei Fußballtrainern. Diesen Job fand er schon immer faszinierend, da er eigentlich nicht nur aus einem Beruf bestehe. Psychologie, den richtigen Umgang mit Medien oder Kommunikation seien Bestandteile, die der Beruf mit sich bringe und die ihn sehr umfangreich machten. "Trainer müssen Multitalente sein", sagt Wegener.
Den Kontakt zu Hitzfeld, Stevens und den anderen herzustellen, sei nicht so schwierig, wie man sich das vielleicht vorstelle, so der Weinheimer. In seiner Zeit als Sportjournalist habe er schon viele Kontakte knüpfen können. Meistens laufe es aber auch über einen Zwischen-Kontakt. Welche Trainer am Ende Bestandteil des Buchs wurden, habe auch von der Verfügbarkeit abgehangen. Menschen wie Julian Nagelsmann (RB Leipzig) und Jürgen Klopp (FC Liverpool) seien immer sehr begehrt. Auch mit Thomas Tuchel (Paris Saint-Germain) habe er auf einer Gala kurz über die Idee zum Buch sprechen können, allerdings sei der Kontakt am Ende nicht zustande gekommen. "Man muss schauen, wen man bekommt", sagt Wegener.
Der Autor lebt seit 2016 in Weinheim. Inzwischen ist er Kommunikationsmanager bei einer Firma in Heidelberg. Neben Sport- war er früher auch Wirtschaftsjournalist bei Hubert Burda Media in München. Nach der langen Tätigkeit als freier Autor, unter anderem für das Bundesliga-Magazin der Deutschen Fußball Liga (DFL), Eurosport.de, Sportschau.de oder Spiegel Online, wollte Wegener wieder eine Festanstellung.
Mit seinem jetzigen Job hat er sich zwar vom Sport entfernt, allerdings sei die Arbeit keinesfalls schlechter. "Ich bin froh, dass ich das eine als Beruf und das andere als Leidenschaft machen kann", erzählt der Autor. Diese Leidenschaft für den Sport lässt sich auch in "Weiter, immer weiter!" wiederfinden. Denn bei seinen Treffen mit Hitzfeld, Stevens, Neururer, Möhlmann, Röber und Bommer hat Wegener laut eigener Aussage vor allem eine Sache bei allen Sechs gleichermaßen festgestellt: die Liebe zum Fußball.
Info: "Weiter, immer weiter!" (ISBN: 978-3-86595-692-7) von Erik Wegener ist bei Linus Wittich Medien KG erschienen. Für 12,50 Euro ist es im Buchhandel oder per E-Mail an buch@wittich-herbstein.de erhältlich.