Cuny plant auch mit einer Weinheimer SPD-Anlaufstelle
Das sagte er beim "Politischen Aperitif" mit den Genossen. Verhinderte die Klima-Liste eine grün-rote Koalition?
Von Günther Grosch
Weinheim. Könnte es in Baden-Württemberg zu einer Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP kommen? Und wie fühlt man sich als frisch gewählter Landtagsabgeordneter? Fragen wie diese, viel Lob für eine gute "Performance" im Wahlkampf sowie nachträgliche Glückwünsche zum Einzug ins Landesparlament galten Sebastian Cuny beim jüngsten "Politischen Freitags-Aperitif" der SPD Weinheim. Er war am 14. März erstmals nach Stuttgart gewählt worden.
Der 42 Jahre alte Fraktionsvorsitzende im Schriesheimer Gemeinderat stand verständlicherweise im Mittelpunkt des inzwischen fest etablierten Aperitifs für Sozialdemokraten und Interessierte, auch wenn der Drink coronabedingt nur per Live-Stream gereicht wurde. Als einer von acht "Neuen" in der künftig 19-köpfigen SPD-Fraktion sei er in der Landeshauptstadt "gut angekommen", so Cuny. Eine erste gemeinsame Fraktionssitzung mit den voraussichtlich noch bis 11. Mai amtierenden Genossen hat bereits stattgefunden, "ohne Stimmrecht für die Neuen".
Ob es für die Ampel reicht, könne er nach erst zwei vorangegangenen Sondierungsgesprächen der Grünen nur schwer abschätzen, musste Cuny bei dieser Frage passen. Zumal er als Neuling nicht in der entscheidenden Gesprächsrunde sitzt. Immerhin aber, so der Nachfolger des bisherigen SPD-Abgeordneten Gerhard Kleinböck, empfinde er "leichte Präferenzen" für eine Ampel-Konstellation: "Auch wenn es mit der FDP schwierig werden könnte." Dass es für Cunys "grün-rote Wunsch-Mehrheit" nicht reichte, machte die Runde an dem einem fehlenden Prozentpunkt fest, welcher der "Klima-Liste" zugutegekommen war.
Cuny möchte so schnell wie möglich ein eigenes Wahlkreisbüro einrichten, in Schriesheim. Eine zweite Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger werde an jeweils einem Tag pro Woche in der Geschäftsstelle der Weinheimer Sozialdemokraten vorgesehen, skizzierte Cuny seine Pläne für die kommenden Wochen. Auch in Stuttgart sei er gerade dabei, ein Team zusammenzustellen und sich einzuarbeiten.
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Offiziell dürfe er sich noch nicht als "Abgeordneter" bezeichnen, so Cuny. Dies sei erst der Fall, wenn er von der Landeswahlleiterin einen diesbezüglichen Bestätigungsbrief erhält: "Was wahrscheinlich erst nach Ostern der Fall sein wird." Dafür aber nennt der studierte Politikwissenschaftler seit Donnerstag einen "dicken Abgeordneten-Ordner mit allen organisatorischen Informationen" sein eigen. Den er sich zur schnelleren Durcharbeitung am besten unters Kopfkissen legen solle, flachste die Video-Runde. Vorteil Cuny: Als "alter Hase im politischen Geschäft" – neben seiner Tätigkeit als Stadtrat arbeitete und organisierte er unter Kleinböck 16 Jahre lang dessen Wahlkreisbüro – kenne er sich aus, legte Cuny gesundes Selbstbewusstsein an den Tag.
Nicht weniger offen räumte er ein, dass die SPD bei der Wahl allenfalls "mit einem blauen Auge davongekommen" war. Auf der anderen Seite stufte er die Tatsache, dass sich die SPD-Fraktion "deutlich verjüngt" hat, als Chance ein, eine neue Art von Politik zu gestalten. Auf jeden Fall gehe er "hoch motiviert und mit viel Gestaltungswillen" nach Stuttgart. Dem Weinheimer CDU-Fraktionsvize Thomas Ott, der als Gast an der Runde teilnahm, sagte Cuny zu, das Ländle "auch ein bisschen für die CDU mitzugestalten". Wie bekannt, hatte CDU-Kandidatin Julia Philippi den Wiedereinzug in den Landtag knapp verpasst.
Nach gut einer Stunde verabschiedete sich Cuny unter viel Beifall, weil sein Sohn bereits ungeduldig auf das Abendessen wartete. Die von OB Manuel Just aufgegriffene Idee von Weinheim als "Modellstadt" nach dem Vorbild Tübingens, die für das Jahr 2025 terminierten "Heimattage", die Demos im Schlosspark sowie die leidige Impfthematik waren weitere Punkte, der sich die unter anderem mit den SPD-Stadträten Rudolf Large und Stella Kirgiane-Efremidou besetzte Runde zuwandte.
Larges fünfjährige Enkeltochter Jana sprengte schließlich den Aperitif, als sie es sich nicht nehmen ließ, allen Teilnehmern voller Stolz ihre Vorderzahnlücke zu präsentieren. Diese war am Nachmittag zuvor mit Unterstützung der Milchzahnfee entstanden.