Mario Unholz (rechts, vorne) und seinem Vorstandsteam steht umfangreiche Aufklärungsarbeit ins Haus. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg.Die gute Nachricht zuerst: In ihrer Jahreshauptversammlung am Samstagabend, zu der die Presse erstmals nicht eingeladen wurde, wählte der 460 Mitglieder starke Tennisclub Ladenburg (TC) eine neue Vorstandschaft. Der bisherige Vorsitzende, Ralf Große-Wilde, war vor knapp zwei Wochen zurückgetreten und wohnte der Versammlung nicht bei. Die 120 Anwesenden sprachen Mario Unholz und den sechs stellvertretenden Präsidenten ihr Vertrauen aus.
"Wir spüren nach unserer Wahl viel Rückenwind von den Mitgliedern", sagte Unholz, als er der Presse am Sonntagabend die aktuelle Situation im Verein erklärte. Kurz vor der Jahreshauptversammlung wurde die RNZ von einem Mitglied des TC informiert (Name ist der Redaktion bekannt), dass die Vorstandschaft um Große-Wilde "den Verein an die Wand gefahren" habe. Von angeblichen finanziellen Unregelmäßigkeiten wurde der RNZ berichtet, bei denen es sich um eine Größenordnung zwischen 30.000 bis 50.000 Euro handeln könnte. "Die Zahlen können wir nicht bestätigen; wir wollen nicht spekulieren", sagten der neue Vorsitzende Unholz und der stellvertretende Vorsitzende der letzten Amtsperiode, Dennis Ebs, übereinstimmend.
Ebs sprach von Schwierigkeiten, weil dem Verein derzeit keine Unterlagen vorliegen würden. Zwar wurde Große-Wilde aufgefordert, nach seinem Rücktritt die Vereinsunterlagen zu übergeben, allerdings sei dies bisher nicht geschehen, informierte Ebs. Er bestätigte die Information der RNZ, dass ein beauftragter Anwalt den Ex-Vorsitzenden zur Herausgabe der Unterlagen aufgefordert habe. Das Amtsgericht wurde über den Vorgang informiert, erklärte Eps ebenso. Dass der Verein unter der Leitung von Große-Wilde nicht als Einheit arbeiten konnte, zeigt ein Blick auf die Homepage. Von zwölf Vorstandsposten waren vor den Neuwahlen vier nicht besetzt, darunter der des Kassiers.
In der Jahreshauptversammlung 2019 konnte den Mitgliedern kein Kassenbericht vorgelegt werden, und auch an der Arbeit des Vorsitzenden gab es Kritik. Der Kassenbericht von 2018 wurde in der Jahreshauptversammlung am Samstag nachträglich präsentiert und genehmigt. Auf den Kassenbericht 2019 warteten die Mitglieder vergebens. Ebs, der die Versammlung für den nicht anwesenden Vorsitzenden leitete, erläuterte den Mitgliedern, dass erst die Unterlagen gesichtet werden müssten, die dem Verein derzeit nicht zur Verfügung stünden.
Ebs berichtete auch von der Verabschiedung einer neuen Satzung, die den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt wurde. Nach der Zustimmung ist die Vorstandschaft nun in der Lage, Sonderzahlungen in der Höhe des zweifachen jährlichen Mitgliedsbeitrags vorzuschlagen. Die Mitgliederversammlung müsste dann entscheiden, ob der Vorschlag der Vorstandschaft umgesetzt wird. "Natürlich haben wir derzeit nicht vor, die Mitglieder zur Kasse zu bitten. Der Verein ist nach dem jetzigen Kenntnisstand handlungsfähig", sagte der neu gewählte Vize-Präsident (Sparte Finanzen), Christian Ott.
Die Annahme der neuen Satzung verknüpfte der Vorstand mit seinem Amtsantritt. Hätten die Mitglieder die neue Satzung abgelehnt, wäre keine neue Vorstandschaft zustande gekommen. Dieses Vorgehen war umstritten. "Einige Mitglieder fühlten sich erpresst", wurde der RNZ berichtet. Die Änderungen wurden mit einer klaren Mehrheit befürwortet.
Der 50-jährige neue Vorsitzende, der Große-Wilde 2017 ein gut bestelltes Haus übergab, stellt sich auf schwierige Wochen und Monate ein; es müsse nun alles lückenlos aufgearbeitet werden. Unholz, der inzwischen Präsidiumsmitglied im Badischen Tennisbund ist, hörte sich den Hilferuf einiger Vorstandsmitglieder an. "Ich hänge an dem Verein, und daher habe ich mich entschlossen, den Vorsitz wieder zu übernehmen", sagte Unholz der RNZ. Allerdings werde er die Präsidiumsaufgabe beim Badischen Tennisbund, wo er für den Breitensport zuständig ist, nicht aufgeben. Er ist davon überzeugt, dass sich die Lage beim Tennisclub bald wieder beruhigen wird. "Der Verein hat ein enormes Potenzial", sagte Unholz abschließend. Er hat großes Vertrauen in seine neuen Vorstandsmitglieder. Unholz erwähnte den Kraftakt, der vor zehn Jahren nötig gewesen war, um die beiden Fusionsvereine TC 50 und TC Blau-Weiß zu einen. Auf einen ähnlichen Kraftakt stellt er sich ein, um den Verein aus der Krise zu führen.
Trotz mehrmaliger Anfrage war Ex-Vorsitzender Ralf Große-Wilde für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
> Die Vorstandschaft des TC Ladenburg setzt sich nun wie folgt zusammen: Präsident: Mario Unholz, Vizepräsidenten: Christian Ott (Finanzen), Dennis Ebs (Sportentwicklung), Thomas Gerhardy (Sportbereich), Lena Jäger (Jugendsport), Kirsten Ahrens (Beach-Tennis), Wolfgang Hoss (Breitensport).