Jetzt schon pilgern viele Schriesheimer Jugendliche zur Ladenburger Pumptrack-Anlage. Fotos: Kreutzer
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Manchmal lohnt es sich, mit den Leuten zu reden – im Wortsinn. Als CDU-Stadtrat Frank Spingel einem Bekannten von der Idee eines Pumptracks erzählte und dass jetzt dafür Spenden gesammelt werden, fackelte der nicht lange: 50.000 Euro will die Person, die namentlich nicht genannt werden will, zweckgebunden für dieses Projekt des Jugendgemeinderates geben. Dabei handelt es sich um eine modellierte Anlage für Mountainbiker, die auch für Skater und Inliner geeignet ist – und die es seit gut einem Jahr in Ladenburg gibt. Mittlerweile gibt es auch von Schriesheim aus einen regelrechten Tourismus zu diesem Parcours.
Insofern sagte auch Spingel bei einem Vor-Ort-Termin auf dem "Push"-Gelände im Wiesenweg – einem der möglichen Standorte für den Pumptrack: "Der Bedarf dafür besteht." Allerdings koste eine solche Anlage um die 80.000 Euro. "Das ist kein unbeträchtlicher Brocken" – zumal Kämmerer Volker Arras in der vorletzten Gemeinderatssitzung am 21. Oktober eine Art "Haushaltsnotstand" ausgerufen hatte – just da präsentierte auch der Jugendgemeinderat seine Pumptrack-Pläne. Angesichts des klammen Stadtsäckels trugen dann die Stadträte ihren jüngeren Kollegen auf, mindestens die Hälfte der Summe durch Spenden zusammenzubekommen – wie es auch in Ladenburg der Fall gewesen war. Und mit dieser anonymen Großspende ist dieses Ziel nun mehr als erfüllt.
Was nicht heiße, so Spingel, dass jetzt schon alles in trockenen Tüchern ist. Der Jugendgemeinderat solle die Zeit nutzen, vielleicht die eine oder andere Spende noch aufzutun. Ansonsten bedankte er sich bei dem noch amtierenden Jugendgemeinderat, vertreten durch Kilian Wachter und Finn Franzen, dass er das Thema so energisch vertreten habe. Und so legte Finn Franzen das Projekt "vertrauensvoll in die Hände unserer Nachfolger".
Auch für Kilian Wachter ist es nicht tragisch, dass er den Pumptrack nicht mehr zu Ende bringen kann: Er selbst habe als Jugendgemeinderat die Outdoorgeräte am Sportplatz von seinen Vorgängern "geerbt" und dann einweihen können. Für Spingel sind die ein gutes Beispiel dafür, dass die Jungpolitiker "ein feines Gespür für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen" hätten. Die seien, trotz anfänglicher Skepsis, "eine gute Investition gewesen".
Bereits im Juli hatte Mathis Taufertshöfer seine Pumptrack-Idee dem damaligen Jugendgemeinderat vorgestellt – und der war gleich Feuer und Flamme. Mittlerweile wurde ein neuer gewählt, in dem Mathis nun auch vertreten ist – vielleicht weil er sich für den Pumptrack so ins Zeug gelegt hatte: Gerade seine professionelle Präsentation mit einem Erklärvideo – Bildbearbeitung ist eines von Mathis’ Hobbys – hatte in der Sitzung begeistert. Insofern bekam der Elfjährige "einen richtigen Schock", als er von der Großspende erfuhr, "ich hatte das gar nicht erwartet".
Noch offen ist die Frage, wo der Pumptrack – die Mindestgröße ist 25 auf 50 Meter – hinkommen soll. Spingel kann sich das momentan eher verwaiste "Push"-Gelände gut vorstellen: Erstens würde es dann wieder belebt, und zweitens sei das fern jeder Wohnbebauung. Die Befürchtung, dass sich Anwohner vom Lärm der Mountainbiker belästigt fühlen könnten, war auch der Grund, weswegen andere Standorte verworfen wurden: der – nun sanierte – Spielplatz in der Mozartstraße, die Grünflächen an der Mehrzweck- oder der Tennishalle oder nördlich vom Sportplatz am Rindweg. Aber auch mit dem "Push"-Gelände kann Mathis leben: "Wichtig ist nur, dass es nicht abgesperrt ist, es muss öffentlich zugänglich sein – wie in Ladenburg." Groß genug wäre das Areal, und "hier ist ja nichts los", ist ihm aufgefallen, "ich jedenfalls habe hier noch nie jemanden gesehen". Und auch Kilian Wachter, der selbst im "Push"-Vorstand sitzt, kann sich eine Kooperation mit dem Pumptrack vorstellen.
Wie geht es weiter? Jetzt muss erst einmal der Gemeinderat beraten, wie er die Lage nach der Großspende sieht; am 14. Dezember konstituiert sich der neue Jugendgemeinderat – aber mit richtigen Stolpersteinen für den Pumptrack rechnet im Moment niemand mehr.
Ihr Schriesheimer Gegenstück wäre auf dem „Push“-Gelände im Wiesenweg denkbar, auf dem Mathis Taufertshöfer, Finn und Frank Spingel, Finn Franzen und Kilian Wachter (von links) die frohe Kunde von der 50 000-Euro-Großspende überbrachten. Fotos: Kreutzer