Verlegt sind bereits die Gleisstränge zwischen Mannheimer Brücke und Weststraße. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Weit und breit kein Stau auf der Hindernisstrecke "Mannheimer Straße" - und dennoch war am Donnerstagnachmittag eine zehnköpfige Gruppe mit Vertretern der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH (RNV) und der Stadtverwaltung samt Bürgermeister Torsten Fetzner an der Spitze gut eineinhalb Stunden vom Haltepunkt Händelstraße bis zum Alten OEG-Bahnhof unterwegs, um sich vom Baufortschritt der Sanierungsarbeiten ein Bild zu machen.
"Die Gleiserneuerungsarbeiten auf der annähernd 800 Meter langen Strecke waren überfällig", so RNV-Projektleiterin Doris Vogt. Die Gleise stammen noch aus den frühen 1980er Jahren. Gut für die Anwohner: Die neuen Schienen erhalten nicht nur ein eigenes Gleisbett. "Wie an der Bundesstraße B3 in Leutershausen werden sie in einem naturnahen und optisch ansprechenden Grüngleis verlegt", macht Vogt Hoffnung auf weniger Lärm.
Rund 5,4 Millionen Euro soll die seit Anfang Oktober laufende, in vier je 200 Meter umfassende Haupt- sowie 39 kleinere Unterabschnitte unterteilte Baumaßnahme kosten. Gunnar Straßburger, der für Infrastrukturmaßnahmen zuständige RNV-Betriebsleiter, sowie René Weintz von der RNV-Unternehmenskommunikation erläuterten die finanziellen und technischen Aspekte.
Fahrgäste der RNV, ehemals OEG, müssen sich derzeit neu orientieren. Foto: Kreutzer
Den Hauptanteil an den Kosten trägt die RNV. Das Land schießt 2,3 Millionen Euro als Förderung zu. Stadt und Stadtwerke nutzen die auf gut zehn Monate angelegte Bauphase als "mitlaufende Baustelle" gleichzeitig für zusätzliche Arbeiten im Straßen- und Gehwegbau. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt fertig verlegt sind die Schienenstränge ab der Mannheimer Brücke bis zur Weststraße.
Von den Stadtwerken saniert und ausgewechselt werden zurzeit noch die 100 Jahre alten Trinkwasserrohre. Hinzu kommen der Ausbau sowie weitere Anschlüsse der Fernwärmeleitungen. Nach gegenwärtigem Stand sollen alle Tiefbauarbeiten bis zum 20. Dezember beendet sein. "Die Bündelung aller Aktionen spart Kosten und schont die von Lärm und Parkplatznot gestressten Nerven der Bürger", erklärte hierzu Amtsleiter Udo Wolf vom Städtischen Tiefbauamt.
Die Haltestelle "Luisenstraße" wird abgebaut. Foto: Kreutzer
Seit 2016 zunächst im Monats- und zuletzt sogar wöchentlich abgehaltene "Baustellen-Jour-fixe"-Termine hätten das Ganze "bestens auf die Gleise gebracht". Unliebsame Überraschungen wollte Wolf dagegen bei den dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der "Mannheimer Brücke" nicht ausschließen. Vor allem das im Winter eindringende, im Tauwasser enthaltene Streusalz zerfrisst den Beton. Weil die Lebensdauer der vor 1960 erbauten Brücke nur noch auf 20 bis 30 Jahre eingestuft wird, werden auf der Brücke die aus den 80er Jahren stammenden Gleise mit einer Lebensdauer von rund 60 Jahren nicht ersetzt - um Kosten einzusparen.
Gearbeitet wird dagegen an der bisherigen Haltestelle Luisenstraße, die auf die gegenüberliegende westliche Straßenseite wandert und künftig den Namen "Hauptbahnhof" erhält. Die Stadt verspricht sich davon vor allem eine bessere Verteilung der Verkehrsströme auf der Mannheimer Straße und am Postknoten, so Stadtsprecher Roland Kern.
Bereits erkennbar sind im künftigen Haltestellenbereich die tief in den Boden eingerammten Spundwände und die Schalungen zur Errichtung der gut 200 Meter langen Stützmauer. Damit einhergehend entsteht eine barrierefreie Rampe. Im Abstand von jeweils zehn Metern erhält diese Zwischenpodeste "zum Ausruhen" vor allem für Rollstuhlfahrer oder Reisende, die ihren Koffer bergaufwärts schleppen müssen.
Gleichzeitig ermöglicht die Schräge einen direkten Zugang zum Hauptbahnhof der Deutschen Bahn. Der Bau von Fahrstühlen, die bis auf die jeweiligen Bahnsteige führen, sei aber nicht möglich, bedauerte Wolf. Dafür seien die Bahnsteige nicht breit genug.
Die Ersatzhaltestelle befindet sich momentan auf der "Mannheimer Brücke". Foto: Kreutzer
Nach der neuen Haltestelle "Hauptbahnhof" schwenkt die Straßenbahn hinter der Einfahrt zur Luisenstraße ampelgesichert wieder auf ihr altes Gleisbett in Richtung "Alter OEG-Bahnhof" zurück. "Wenn uns der Winter keinen Strich durch die Rechnung macht, sind alle Arbeiten bis zum Juli 2019 abgeschlossen", so die RNV-Vertreter.
Ein Hinweis für Autofahrer mit Blick auf Einsatzfahrten der Feuerwehr war Tiefbauamtsleiter Wolf abschließend wichtig. Die Autofahrer verhielten sich zwar vorschriftsmäßig und versuchten, eine Rettungsgasse zu bilden. Die sei aber wegen der derzeit engen Fahrbahnen nicht ausreichend. "Den großen Feuerwehrautos ist die Gasse zu eng", sagte Wolf. Er riet daher, zügig weiterzufahren und die "Vorrangschaltung" der Feuerwehr auszunutzen, um die Straße freizumachen.