So soll es einmal aussehen: Am Verkehrskreisel Nordstadt wird von der Johannes-Diakonie Mosbach ein Wohnpflegeheim gebaut, in dem 27 behinderte Menschen ein neues Zuhause finden. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Johannes-Diakonie Mosbach hat schon seit vielen Jahren Interesse daran gezeigt, in Ladenburg ein Wohnpflegeheim für behinderte Menschen zu eröffnen. Die offene Wohnform für körperlich und geistig mehrfach behinderte Menschen hat sich längst bewährt und ist ein zukunftsweisender Schritt, wie Inklusion und Integration in einer Stadt gelebt werden kann.
Die Johannes-Diakonie wird nun den lang gehegten Wunsch im neuen Wohngebiet Nordstadt-Kurzgewann umsetzen. Dort wurde ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück auf Erbpachtbasis erworben. In den Bau des Wohnpflegeheims wird die Diakonie zwischen 4,5 und 6 Millionen Euro investieren. Das teilten Johannes-Diakonie-Geschäftsführerin Yvonne Jelinek und Unternehmenssprecher Michael Walter bei einem Vorort-Termin mit.
Freuen sich auf die Eröffnung des Wohnpflegeheims: Yvonne Jelinek von der Geschäftsführung und Unternehmenssprecher Michael Walter. Foto: Sturm"Endlich hat es geklappt", freute sich Jelinek, denn bereits mehrere Anläufe, in Ladenburg endlich präsent zu sein, führten in der jüngeren Vergangenheit nicht zum Erfolg. Zerschlagen hat sich beispielsweise der Kauf des Luther-Gemeindehauses der evangelischen Kirche in der Realschulstraße. Der Standort liege zwar zentral, aber das Straßenpflaster der nahen Altstadt sei für behinderte Menschen nicht ideal. Auch im neuen Baugebiet "Hockenwiese" wurde der
Diakonie vom damaligen Bürgermeister Rainer Ziegler ein Grundstück angeboten. Der Standort war den Entscheidungsträgern aber zu weit abgelegen von der Kernstadt, sodass sich auch diese Option nicht umsetzen ließ. Ziegler sicherte der Diakonie aber zu, in der neuen Nordstadt ein passendes Grundstück bereitzustellen, und dieses Versprechen wurde vom Gemeinderat der Stadt Ladenburg auch umgesetzt.
Die Lage zwischen der Wärmestation am Verkehrskreisel und dem dortigen Bauernhof sei "perfekt", findet Jelinek, und sie kündigte jetzt schon an, dass die Bewohnerinnen und Bewohner die Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner in der Nachbarschaft gerne besuchen werden. In dem Wohnkomplex sollen 27 behinderte Menschen eine neue Heimat finden. Außerdem steht ein Kurzzeit-Pflegeplatz zu Verfügung. Die Bewohner leben in vier Wohngruppen, die je eine gemeinsame Küche haben und einen Aufenthaltsraum. Jeder Bewohner erhält ein Einzelzimmer. In den Gruppen selbst werden sechs bis acht Menschen von Pflegekräften und Pädagogen betreut.
Im Erdgeschoss werden für den Tagesablauf Räume geschaffen, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner beschäftigt werden. In der Planungswerkstatt wird beispielsweise das Arbeiten mit Holz oder Stoffen angeboten, um den Menschen eine sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen. Aufträge von Wirtschaftsunternehmen, wie sie an Behinderten-Werkstätten vergeben werden, sind im Wohnpflegeheim nicht gewollt. Für die Bewohner der Einrichtung in Ladenburg sind Behinderten-Werkstätten nicht geeignet, erläuterte Jelinek.
Die Altersstruktur der Bewohner sei vom jungen Erwachsenen bis zum Senior recht breit. Die Bewohner sollen nach Möglichkeit ihr ganzes Leben in dem Wohnpflegeheim verbringen. Ziel sei es, die Menschen in Ladenburg zu integrieren, und daher sind Vereine und Institutionen wie beispielsweise die Kirchen im Wohnpflegeheim herzlich willkommen. "Wir haben geeignete Räumlichkeiten. Hier können Vereine beispielsweise ihre Jahreshauptversammlung abhalten, oder Gesangvereine laden wir zur Chorprobe in unser Haus ein", sagte Yvonne Jelinek.
Die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Der Rhein-Neckar-Kreis hat für die praktische Umsetzung die Johannes-Diakonie Mosbach beauftragt, die mehrere Standorte im Kreis betreibt. Zwar ist die Baugenehmigung für das Wohnpflegeheim noch nicht eingetroffen, aber Jelinek und Walter rechnen damit, dass die Bagger bereits in diesem Sommer die Baugrube ausheben werden. Das Haus wird übrigens vom Dossenheimer Bauträger FWD schlüsselfertig gebaut und übergeben. Im Herbst 2022 sollen dann die ersten Bewohner in Ladenburg willkommen geheißen werden. Jelinek geht davon aus, dass die begehrten Betreuungsplätze schon bald alle vergeben sind. Noch stünden aber freie Plätze zur Verfügung.
"Wir freuen uns sehr darauf, unser Haus in Ladenburg eröffnen zu können", sind sich die beiden Diakonie-Vertreter sicher, dass von der Einrichtung alle Seiten profitieren werden. Auch Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz freut sich auf die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger, schließlich wurde das Quartier Nordstadt-Kurzgewann als ein Quartier für alle konzeptioniert. Es soll sich durch unterschiedliche Bebauungsformen auszeichnen und Wohnraum für unterschiedliche Lebensentwürfe und für Bürger jeden Alters bieten.
"Zu einem vielfältigen Quartier zählen für mich Menschen ohne und mit Behinderung", meint Schmutz. In diesem Punkt leiste das Projekt der Johannes-Diakonie einen wichtigen Beitrag – gerade weil es in der Region nur eine sehr geringe Zahl solcher Betreuungsplätze gibt. "Für mich ist das Projekt ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer inklusiven Stadtgesellschaft", sagte Bürgermeister Schmutz gegenüber der RNZ.
Info: Weitere Informationen gibt es unter Telefon 06261/88 32 1 oder per E-Mail an ivonne.jelinek@johannes-diakonie.de.