Der Bau der Lärmschutzwand im Westen Ladenburgs hat den Bahnlärm in der gesamten Stadt deutlich verringert. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Verkehr war in der Stadt wohl schon immer ein Thema. Schon in der Römerzeit lag die Lopodunum an der strategisch wichtigen "Alten Römerstraße" die von der Alpenregion quer durch Süddeutschland nach Mainz führte. Heute ärgern sich vermehrt Bürger über den Lärm, der durch Ladenburgs verschiedene Verkehrsanbindungen entsteht. Immer wieder befasst sich der Gemeinderat der Römerstadt mit Lärm. Zumindest der durch Flugzeuge und Züge verursachte hat in Corona-Zeiten wohl aber abgenommen. Diskussionen löst derzeit eher Autobahnlärm durch die A5 aus.
Im benachbarten Schriesheim ist der Ärger nach der Fahrbahnerneuerung der A5 im Herbst 2020 besonders groß. Im dortigen Wohngebiet Fensenbäumen beklagen Anwohner eine starke Veränderung des Lärmpegels. Die Lebensqualität habe wegen deutlich abgenommen. Die für den Lärm zuständigen Behörden sind dagegen der Meinung, dass eine Erhöhung des Lärmpegels durch die Baumaßnahme ausgeschlossen werden könne. Die 15 Jahre alten Asphaltbeläge der A5 mussten wegen starker Schäden ausgetauscht werden, und die neue Fahrbahnoberfläche habe bessere, lärmmindernde Eigenschaften, teilte unter anderem das Referat für Lärmschutz des baden-württembergischen Ministeriums für Verkehr mit.
Diese Sichtweise ist auch für die Bewohner auf Ladenburger Seite "blanker Hohn". So drückt es jedenfalls Bernd Zingraff, Anwohner im Schriesheimer Fußweg, aus. Mit seiner Frau lebt er seit 1968 im Osten Ladenburgs. Als er sein Haus damals bezog, gab es noch keine Autobahn. "Wir haben uns an das Autobahngeräusch gewöhnt, aber nach der Fahrbahnerneuerung ist der dumpfe Brummton kaum auszuhalten", erzählte der pensionierte Berufsfeuerwehrmann. Er wohnt rund 300 Meter von der A5 entfernt.
Heike Werdan und ihre Familie wohnen quasi direkt an der Autobahn, in einem Haus, das ihr Großvater 1955 erbaut hat. Auch die Werdans sind nicht empfindlich und haben sich an den Lärm gewöhnt. "Die Geräusche sind nach der Erneuerung viel, viel lauter geworden, und das ist eigentlich nicht akzeptabel", findet die Anwohnerin. "Wir werden bald verrückt, der Autobahnlärm hat sich total verändert", sagt auch Axel Jungmann, der seit 1976 in dem Außenbereich Ladenburgs wohnt.
Für Matthias Fischer gibt es trotz der nahen Autobahn keine schönere Wohngegend. Er lebt mit seiner Familie quasi inmitten einer grünen Oase. "Mehr Grün geht nicht", sagt der zweifache Familienvater, dessen Eltern die damalige Tierbeseitigungsanstalt, die sogenannte Abdeckerei, führten. Das Wohnhaus der Fischers wurde damals nur wenige Hundert Meter von der Fabrik entfernt in Richtung Schriesheim gebaut. Es hat eine Terrasse, auf der sich der Unternehmer mit seiner Frau gerne aufhält. "Nach der Belagsänderung auf der A5 können wir hier nicht mehr sitzen, so laut ist es geworden." Auch Fischer ist erzürnt, seiner Familie sei die Aufenthaltsqualität genommen worden. Der Baumschulen-Chef Andreas Huben wohnt mit seiner Familie nur wenige Hundert Meter entfernt von der A5. "Ich kenne die Einschätzung meiner Nachbarn und kann mich den Beurteilungen nur anschließen. Wenn wir Ostwind haben, ist es definitiv lauter geworden", sagt er.
Mit ihren Sorgen haben sich einige lärmgeplagte Anwohner an die Landtagsabgeordneten des hiesigen Wahlkreises gewandt. Gerhard Kleinböck (SPD) hofft, dass bei der Erneuerung des nächsten Teilabschnitts "Flüsterasphalt" eingesetzt wird. Das Schreiben an Verkehrsminister Hermann mit dieser Forderung blieb bisher unbeantwortet. Julia Philippi (CDU) hat zugesichert, bei der jetzt zuständigen Autobahngesellschaft nachzuhaken, und Uli Sckerl (Grüne), kann die Beschwerden der Anwohner "gut nachvollziehen". Sckerl schließt zur Lösung des Problems ein Tempolimit auf der A5 nicht aus.
"Lärm macht krank, von daher ist das Thema Lärm und Lärmbelästigung für uns als Stadtverwaltung auf unterschiedlichen Ebene stets präsent", sagt Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz. Aber nicht immer habe die Stadt Einfluss. Ein wichtiges Instrument ist für ihn die Fortschreibung des Lärmaktionsplans. Dieser veranschaulicht anhand von Modellrechnungen eine Überschreitung zumutbarer Lärmbelastung. Auf dieser Grundlage sei es der Verwaltung möglich, im Bereich Verkehrslärm, Geschwindigkeitsreduzierungen gegenüber der Straßenverkehrsbehörde zu legitimieren, wie zuletzt erfolgreich im Bereich der Schriesheimer Straße oder der Wallstadter Straße durch eine erfolgreiche Ausweitung der Tempo-30-Zonen. "Lärm an der A5 ist für die Stadtverwaltung bislang kein konkretes Thema von Seiten der Bürgerschaft", sagte Schmutz. Gleichwohl setzt er sich für die Forderung nach einer Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 100 in den Bereichen Heidelberg bis Weinheim ein. "Wir werden nicht nachlassen und auch in Zukunft sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, die Lärmbelastung für Bürgerinnen und Bürger zu reduzieren", sagt Schmutz.
Vor Zuglärm schützt im Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann aber auch in einem Teil der alten Nordstadt der neue Lärmschutzwall. "Leider konnte mit der Deutschen Bahn kein Einvernehmen erzielt werden, die Lärmschutzwand zu verlängern, da die Stadt die hohen Kosten für die Umleitung im Falle einer notwendigen Streckensperrung hätte übernehmen müssen", bedauert Schmutz.
Ein weiteres Thema ist die Höhe und Länge des künftigen Lärmschutzwalls entlang der neuen Umgehungsstraße L597 in der Nachbarschaft zur Weststadt. Deswegen hat die Stadt Ladenburg die Zusage des Regierungspräsidiums Karlsruhe, dass hier in besonderer Weise auf die Belange der Einwohner durch eine Erhöhung beziehungsweise Verlängerung Rücksicht genommen werden soll.