Derzeit probt der MGV Sängerbund Großsachsen unter der Leitung von Dirigentin und Musikpädagogin Elena Kleiser-Wälz fürs nächste Konzert, das im Mai 2020 stattfinden wird. Foto: Kreutzer
Von Nicoline Pilz
Hirschberg-Großsachsen. Der MGV Sängerbund Großsachsen feierte am 25. März dieses Jahres seinen 146 Geburtstag. Kein rundes Jubiläum, das nicht, aber ein bemerkenswertes Datum. 146 Jahre Chorgesang im Wandel der Zeiten: Manch ein Gesangverein erlebte seinen Niedergang, doch der MGV hat überlebt. Auch deshalb, weil er immer wieder Veränderungen erkannte und sich anpasste.
Fraglos hat auch der Großsachsener Gesangverein seine Probleme mit Überalterung und fehlendem Nachwuchs. "Es ist schwierig, überhaupt Sänger zu bekommen, von Nachwuchs ganz zu schweigen. Das ist fast unmöglich", sagt Vorstand Hans Mayer. Der Verein werbe im Mitteilungsblättchen und mache dort das Angebot, doch einfach mal zu einer der Chorproben immer donnerstags von 19 bis 20.30 Uhr einfach mal vorbeizuschauen. "Da gibt es wenig Resonanz", meint Mayer weiter.
Der MGV Sängerbund Großsachsen mit "Schuld war nur der Bossa Nova"
Kamera: Bernhard Kreutzer / Produktion: Vanessa Dietz
Vorsitzende Heidi Sacht nickt. "Durch Projekte gewinnt man eher Sänger dazu", meint sie. Ein anderes Mitglied im Verwaltungsrat des Vereins ergänzt: "Oder dann, wenn sich ein Verein auflöst."
Durch eine Kooperation mit dem Weinheimer "Holzwurm-Theater" und dessen Eigenproduktion "My Fair Lady" hat der MGV Sängerbund im Juni 2018 einige Projektsänger gewonnen, die teilweise auch geblieben sind. Dass man sich darüber hinaus für die Aktivitäten des Vereins interessiert, beweisen beeindruckende 860.000 Klicks auf der am 1. Januar 2016 online gegangenen Homepage "Seit unserem gemeinsamen Auftritt in der katholischen Kirche, werden wir mitunter auch aus Russland vom Petersburger Chor aufgerufen", sagt Heidi Sacht.
Was die Vereinsmitglieder schätzen, ist die gute Gemeinschaft, die gepflegt wird. Bei Tagesausflügen und Mehrtagesfahrten oder bei den Nachtreffen im Anschluss an die Proben. "Da sind wir immer so 15 bis 20 Leute, die ‚Wirtschaftskunde‘ betreiben - in wechselnder Besetzung. Ein großer, harter Kern ist das", sagt Sacht weiter. Und es ist zumeist der harte Kern, der hilft, Vereinsfeste zu stemmen. "Ohne deren Engagement würde unsere Gemeinschaft nicht funktionieren", meint die Vorsitzende.
Ein wichtiges Datum im Kalender der gesamten Gemeinde ist der "Lichtermarkt", den der MGV organisiert. Nicht zuletzt singt der Chor im Wechsel mit dem evangelischen Kirchenchor bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag und gibt seit fünf Jahren in der "Weinheim Galerie" ein kleines Weihnachtsständchen.
Bis zur Einstellung des Großsachsener Gassefests beziehungsweise der Gassekerwe war der MGV auch hier mit im Boot. Die "Apfelbachhexen", die jährlich am schmutzigen Donnerstag zur Weiberfastnacht das Rathaus stürmen, wurden beim MGV gegründet und jetzt durch einige "Hexen" aus der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) ergänzt. Mit Dieter Korsch, kreativer Kopf und Kulissenbauer, theateraffin wie auch Karl-Heinz Deppe, haben die "Apfelbachhexen" seit zwei Jahren einen "Hexenmeister".
Die Theatergruppe im MGV hat eine lange Tradition: Erste Hinweise, so Schriftführer und Chronist Norman Kowalk, gab es bereits in den 1920er Jahren. Aktiv war sie vor allem aber in den 1960ern; 1991 folgte ihre Wiederbelebung, 1997 wurde der Frauenchor gegründet. Seit 2013 singen Frauen und Männer gemeinsam als gemischter Chor. "Mit den Männern zusammen klingt alles einfach viel besser", findet nicht nur die Vorsitzende.
Aktuell probt der Chor unter der Leitung von Dirigentin und Musikpädagogin Elena Kleiser-Wälz (Sacht: "Sie ist streng, aber gut") fürs nächste Konzert, das im Mai 2020 stattfinden wird. Aus dem Theaterstück "My Fair Lady" hat Kleiser-Wälz einige Stücke genommen und sie für den MGV passend umgeschrieben. Der erste Teil des Konzerts steht unter der Überschrift "Tänzerische Lieder", worunter auch der 1959 veröffentlichte "Kriminaltango" fällt.
Den Refrain "Kriminal-Tango in der Taverne, dunkle Gestalten, rote Laterne. Abend für Abend lodert die Lunte, brühende Spannung liegt in der Luft" können vermutlich noch viele im Publikum mitsingen, und der Chor wird das Ganze auch choreografisch in Szene setzen.
Chorleiterin Elena Kleiser-Wälz ist seit Juli 2015 diejenige, die mit Können und Temperament den Chor zu neuen Herausforderungen führt. "Unsere passiven Mitglieder sagen, der Chor sei mit ihr sehr viel besser geworden", meint Heidi Sacht.
Um das Programm zu festigen, nimmt der Chor Auftrittsmöglichkeiten bei Freundschaftssingen wahr und feilt beim vor dem Konzert anstehenden Probenwochenende in Ritschweier am letzten Schliff vor dem großen Datum.
Eine Besonderheit gibt es noch: Der MGV Sängerbund Großsachsen pflegt eine Freundschaft zum "Chor Aktiv Fürstenberg 1960" am Bodensee. Entstanden ist sie über einen persönlichen Kontakt von Hans Mayer und Arnold Farnow, dem früheren Pächter des Weinheimer Schlossrestaurants. Jetzt sind ein Ausflug an den Bodensee und eine Darbietung auf der Insel Mainau geplant. Der MGV Sängerbund ist trotz seiner 146 Jahre agil geblieben.