Seinen neuen Hauptarbeitsplatz hat sich Eliah Singer mit bunten Lichtleisten und einem bequemen Schreibtischstuhl, den er sich zu Weihnachten gewünscht hat, gut eingerichtet. Foto: Kreutzer
Von Nadine Rettig
Hirschberg-Leutershausen. "Die Schule hat sich in den Schreibtisch reingesetzt", sagt der 15-jährige Eliah Singer. Er besucht die zehnte Klasse der Karl-Drais-Schule in Heddesheim. Für ihn als Realschüler bedeutet dies die Abschlussklasse. Doch wie für jeden Schüler sind die Herausforderungen, die der Schulabschluss mit sich bringt, im Homeschooling ganz andere wie für die Klassen in den Jahren zuvor. Die RNZ hat mit verschiedenen Hirschbergern und dabei auch mit Singer im Rahmen der neuen Serie "Leben in der Pandemie" über ihre aktuelle Situation gesprochen.
Momentan sei der Computer wohl mehr gefordert als alles andere, scherzt er. Seinen neuen Hauptarbeitsplatz hat er sich mit bunten Lichtleisten und einem besonders bequemen Schreibtischstuhl, den er sich zu Weihnachten gewünscht hat, gut eingerichtet. "Und zum Glück hatte ich schon eine gute Ausrüstung daheim", erzählt Eliah Singer. Zwei große Bildschirme stehen auf dem Schreibtisch des Schülers. Die habe er schon vorher gehabt, erklärt er. An ihnen konnte er spielen und in seiner Freizeit herumtüfteln.
In der Pandemie sind sie nun zum Hauptarbeitsgerät geworden. "Ich bin wirklich froh, dass ich das Homeschooling nicht den ganzen Tag über ein Tablet oder am Handy verfolgen muss", ist er dankbar. Denn so kann er auf einem Bildschirm die Videositzungen verfolgen, während er auf dem anderen Bildschirm die Aufgabenblätter abrufen kann. Doch er weiß auch, dass längst nicht alle Schüler dieses Glück haben. "Mir mangelt es hier an nichts. Da habe ich wirklich großes Glück", sagt er.
Und dennoch ist die Situation keine einfache. Es sei viel schwieriger, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben, denn wenn man einmal etwas versäumt habe, sei es nicht so einfach, das wieder nachzuarbeiten. Doch zum Glück habe er engagierte Lehrer, die für ihre Schüler ihr Bestes geben, um sie dennoch gut auf die Prüfungen vorzubereiten.
LEBEN IN DER PANDEMIE
"Ich habe aber großen Respekt vor den Abschlussprüfungen", gibt er zu. Gerade, da man nun auch schon so lange keine Klassenarbeiten mehr gehabt habe, fühle man sich fast schon aus der Übung, wenn dann die schriftlichen Prüfungen anstünden. Und diese dauern deutlich länger als eine normale Klassenarbeit. "Normalerweise gibt es immer Testprüfungen, die über die Stundenzahl geschrieben werden, die auch die Abschlussprüfungen haben", erklärt Singer. Doch an so etwas ist im Augenblick nicht zu denken. Auch die schönen Seiten des Schulabschlusses gingen ihm und seinen Klassenkameraden verloren. So zum Beispiel Klassenfahrten nach England und Berlin.
Doch nicht nur die Schule, sondern auch das Privatleben des 15-Jährigen hat sich durch die Pandemie verändert. "Winterzeit war Eisbahnzeit", erinnert er sich wehmütig an die letzten Jahre zurück. Fast täglich sei er nach der Schule noch auf die Eisbahn nach Heddesheim gefahren. Doch in diesem Winter konnte er die Schlittschuhe, die er sich letzte Saison noch neu gekauft hatte, kein einziges Mal schnüren. Auch die täglichen Fahrten mit dem Fahrrad zur Schule fehlen ihm.
Doch zum Glück hat er ein Hobby, das auch der Lockdown nicht ausbremsen konnte: Schon seit vielen Jahren spielt der 15-Jährige leidenschaftlich Schlagzeug. Die Stunden dafür finden aktuell online statt, doch das Gefühl am Schlagzeug genießt er umso mehr. "Da kann man einfach alles rauslassen."
Auch bei den Treffen mit Freunden muss man nun eben etwas kreativer werden. Während Kinobesuche und Co. ausfallen, werden ganz neue Ideen geboren. So habe sich jeder seiner Freunde eine Box voller amerikanischer Süßigkeiten im Internet bestellt, die man dann gemeinsam per Videokonferenz geöffnet habe. "Man probiert eben immer was Neues aus."
Zwei Familienmitglieder freuen sich besonders darüber, dass nun immer jemand zu Hause ist: Akito und Ayk. "Für die Hunde ist die Lockdownzeit wahrscheinlich schöner als die Zeit davor", mutmaßt Singer. Doch auch er ist froh um die Vierbeiner. "Sie motivieren einen dazu, nach draußen zu gehen. Und aktuell läuft man auch mal eine längere Gassirunde als sonst. Und das nicht nur wegen der Hunde, sondern weil man es selbst so genießt, aus dem Haus zu kommen."