Die Bahnstrecke Heidelberg-Frankfurt wird heute schon viel genutzt, bald werden wohl noch mehr Züge rollen. Eine Lärmschutzwand soll die Anwohner vor dem Krach schützen. Foto: stu
Ladenburg. (stu) Die Entstehung des neuen Ladenburger Stadtteils Nordstadt-Kurzgewann ist unübersehbar. Hunderte Lastwagen fahren täglich Material an, damit Straßen und Gehwege entstehen können. Der Bau des Blockheizkraftwerks soll in den kommenden Wochen beginnen. Bereits Ende 2020 sollen dann die ersten Familien ihre Häuser und Wohnungen beziehen, rund 1200 sollen am Ende hier eine neue Heimat finden. Besonders ist die Nordstadt schon deshalb, weil die Stadt bezahlbaren Wohnraum anbieten will, es ein generationenübergreifendes Miteinander geben soll und auch an Menschen mit Behinderungen gedacht wird.
Alle von ihnen wollen nachts ruhig schlafen können. Das bedeutet, dass die gesetzlichen Vorgaben beim Lärmschutz eingehalten werden müssen. Die zentrale Wärmeversorgungsstation muss ebenso lärmarm laufen wie die Pumpenstation in der Weinheimer Straße, die das Wasser bei Starkregen wegpumpen soll. Auch der Verkehrslärm im neuen Stadtteil soll minimiert werden. Viele Straßen und Plätze werden verkehrsberuhigt sein, das bedeutet eine Temporeduzierung auf drei bis sieben Kilometer pro Stunde. Ein Problem stellt noch die Weinheimer Straße dar, von der aus die Nordstadt angefahren werden kann. Die Stadt hätte gerne das Ortsschild versetzt, damit die derzeitige Geschwindigkeit frühzeitig von Tempo 70 auf 50 reduziert werden kann. Das würde nicht nur den Anwohnern in der Nordstadt helfen, sondern auch denen in den gegenüberliegenden Weihergärten. Die Verwaltung ist deshalb gerade im Gespräch mit der Verkehrsbehörde.
Dann wäre da noch der Bahnverkehr. Das neue Wohngebiet liegt nur 500 Meter Luftlinie von der Bahnstrecke Heidelberg-Frankfurt entfernt. Die Gleise werden von der Main-Neckar-Schnellbahn genutzt, die S-Bahn Richtung Darmstadt wird hier auf die Schiene gesetzt und die Strecke zwischen Heidelberg und Mannheim nach Hessen wird stark vom Güterverkehr genutzt. Und da es ein politisch gewolltes Ziel ist, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen, wird der Bahnverkehr in Zukunft wohl noch zunehmen - und damit auch die Lärmbelastung. Die Bewohner der Weihergärten sowie rechts und links der Bahnstrecke leiden schon heute darunter, besonders in den Nachtstunden.
Bei der Erstellung des Lärmgutachtens für die Nordstadt, das gesetzlich vorgeschrieben ist, wurde der Lärm durch den Bahnverkehr behandelt. Die Experten rechneten aus, dass zum Schutz der Nachtruhe eine Lärmschutzwand entlang der Bahngleise nötig ist. Mit dem Bau dieser 600 Meter langen und fünf Meter hohen Wand wurde jetzt begonnen. Derzeit heben die Arbeiter die Erde aus. Während der Arbeiten ist der Feldweg gesperrt, der entlang der Bahnstrecke hinter dem Friedhof beginnt und in Richtung Süden führt.
Die Erstellung von Lärmschutzwänden ist für die Fachfirmen längst Routine. Auch in Ladenburg werden daher keine Probleme erwartet, sagte der zuständige Bauleiter beim Vorortbesuch. Anfang November soll die Wand stehen, die im Frühling begrünt werden soll. Für den Bau wurde rund eine Million Euro veranschlagt. Der Betrag fließt in den großen Topf der Erschließungskosten ein, die letztlich von den Grundstücksbesitzern bezahlt werden müssen. Der Bau der Lärmschutzwand verursacht selbst kein Lärm. Nachts werde nicht gearbeitet und tagsüber laufe die Baustelle relativ geräuschlos ab, teilte die Projektentwicklungsfirma H+S vor einigen Monaten bei der Vorstellung des Projekts im Technischen Ausschuss mit. Und so ist es auch.