Von Axel Sturm
Ladenburg. Die magische Zahl 30 wurde beim Sommertagszug zwar wieder nicht ganz erreicht. Aber es fehlte nur wenig: 29 Kindergärten, Schulen, Vereine und Institutionen beteiligten sich an der Veranstaltung. Für Heimatbund-Vorsitzende Carola Schuhmann ist es eine ganz wichtige Tradition: "Natürlich stehen die Kinder im Mittelpunkt. Für die teilnehmenden Vereine, gerade die, die Jugendarbeit betreiben, ist der Umzug aber auch eine Chance, sich zu präsentieren."
Schuhmann bedauert es, dass sich immer mehr Vereine zurückziehen und nur noch wenig Interesse an der Teilnahme am Umzug zeigen. Mit Wehmut erinnert sie sich an Zeiten, als die Teilnehmerzahlen jenseits der 50 lagen. Schuhmann kündigte daher Gespräche mit den Vereinen an: "Der Ladenburger Sommertagszug muss eine Zukunft haben."
Der Heimatbund, der seit 1952 Gastgeber und Organisator des Sommertagszugs ist, verzichtete in diesem Jahr erstmals auf seinen Motivwagen, sondern schickte stattdessen neben den Brezelträgern, die immer an der Spitze des Zugs laufen, eine Handkarren-Gruppe auf die Straße. Mitglieder zogen die geschmückten Karren übers holprige Pflaster. Die "Hoppelgeräusche" der Karren, die bis in die 1980er Jahre in der Altstadt zu hören waren, sind heute verstummt.
Vor einigen Jahrzehnten transportierte man Kartoffeln nach Hause, die man in den Bauernhöfen der Altstadt gekauft hatte. Auch der Einkauf allgemein wurde oft im Leiterwägelchen gefahren. Damals fuhren die Kunden eben noch nicht mit dem Auto an den Geschäften vor. Die alten Handkarren waren wichtige Transportmittel im bäuerlich geprägten Ladenburg. Für Schuhmann sind sie daher eine Art Kulturgut. Einige Modelle hat der Geschichtsverein in seinem Depot in der Köhler’schen Scheune aufbewahrt und nun zum Sommertagszug flott gemacht.
Wie der Wasserturm zu Ladenburg gehören zum Sommertagszug die Figuren des Sommers und des Winters. Für den Schneemann ist der Umzug immer ein Abschied, zur Musik "Winter ade", gespielt von der Stadtkapelle unter Leitung von Helmut Baumer, ging er wieder symbolträchtig in Flammen auf. "Der Winter ist vorbei und die Frühlingssonne sollte sich jetzt durchsetzen", wünschten sich auch die Brezelverteiler des Heimatbunds, die wie immer am Ende jedem Teilnehmer eine Sommertagsbrezel überreichten.
Alle Ladenburger Grundschulen waren beim Umzug vertreten. Die Dalberg-Schule präsentierte sich als laufende Blumenwiese und als Igelnest. Die Astrid-Lindgren-Schule begrüßte den Frühling mit bunten Sommertagsstecken. Auch für die Kindergärten der Stadt ist der Sommertagszug ein fester Termin. Fleißige Gärtner schickte das Römernest durch die Straßen, die Kinder des St. Johannes-Kindergartens feierten ebenso das Frühlingserwachen wie die Zwerge der Einrichtung "Pfiffikus". Die Gruppe "Bärenstarke Kinder" huldigte den Bienen, die schon seit einigen Tagen ihre Arbeit aufgenommen haben, und die Kinder des St. Josef-Kindergartens hatten einen Regenbogen gebastelt. Beim Umzug dabei war die AWO-Kindervilla, der Günther’sche Kindergarten und der Anne-Frank-Kindergarten. Daneben beteiligten sich nur neun Vereine am Sommertagszug. Da gibt es Steigerungsbedarf, sagte Heimatbundvorsitzende Schuhmann, die die Präsentationen der Teilnehmenden aber sehr lobte. Der "Liederkranz" machte mit einem Motivwagen auf das bereits begonnene 175-jährige Jubiläum auf sich aufmerksam. Eine Augenweide waren die Frühlingswagen des Obst- und Gartenbauvereins sowie des Kleingartenvereins. Für die Romans ist die beginnende Sommerzeit die Zeit, wenn die Baseballschläger wieder ausgepackt werden. "Sechs Beine - ein Traum", hieß das Motto des Hundevereins, die LSV-Sportfamilie freute sich darauf, dem Winterspeck den Kampf anzusagen. Nett war auch die Botschaft der Kolpingfamilie, die sich mit Kolpingszwergen am Zuggeschehen beteiligte.
Was wäre der Sommertagszug ohne Musik? Zwar hielt sich das Mitsingen der Sommertagszuglieder in Grenzen, dafür legten sich die Stadtkapelle, der Fanfarenzug Hambrücken, der Musikverein Neckarhausen und die Hirschberger AM-Kapelle um so mehr ins Zeug. Getanzt wurde ebenfalls. Die Nostalgietanzgruppe des TC Blau-Silber erfreute wieder die Zuschauer.