Bibliotheksmitarbeiterin Stephanie Steinbacher (r.) und Auszubildende Aleyna Güven präsentieren am „Erzähltisch“ die neuen Titel zum Spracherwerb. Foto: Beckmann
Ladenburg. (skb) Erzählen, treffen, erleben, dabei einander kennenlernen und gegebenenfalls gleich die deutsche Sprache lernen: Dies sind, auf den Punkt gebracht, die Zielsetzungen des "Erzählcafés", zu dem die Stadtbibliothek Ladenburg seit Kurzem donnerstagvormittags im Zwei-Wochen-Rhythmus einlädt. Angesprochen wird mit dem neuen Format eine breit gefächerte Zielgruppe. "Die Ursprungsidee ging aus der Überlegung hervor, was wir für Geflüchtete tun können", erklärt Bibliotheks-Mitarbeiterin Stephanie Steinbacher.
Dann habe Einrichtungsleiterin Petra Göhring die Idee gehabt, auch Neu-Ladenburger zum Treff einzuladen, die zum Beispiel mehr über ihren neuen Wohnort erfahren oder Kontakte knüpfen möchten: So sollen im Idealfall "gewisse Synergien" entstehen. Gut wäre, "wenn dann noch Alteingesessene dabei sind, die ein bisschen erzählen können", wirft Kollege Torsten Beck ein.
Für den zwanglosen Austausch außerhalb der regulären Öffnungszeiten steht im Erdgeschoss eine Sitzgruppe bereit – dort, wo früher das Zeitschriften-Regal platziert war. Und ein Kaffeeautomat kann ebenfalls genutzt werden, denn schließlich ist das "Café" im Titel durchaus wörtlich zu nehmen. Ein fester Ablauf ist nicht geplant, auch nicht, dass die Treffen moderiert werden: "Wir wollen es erst mal auf uns zukommen lassen und schauen, wo Bedarf ist und was die Leute brauchen", führt Steinbacher aus. Die Bibliothek stellt die Räume zur Verfügung, und wenn sich eine Gruppe zurückziehen möchte, etwa um mit einem Betreuer Deutsch zu üben, könnten außerdem die für Arbeitstreffen geeigneten und ausgestatteten "Mieet me"-Räume genutzt werden.
Zum Premierentreff Anfang April hatte sich etwa Heike Pfisterer, Vizevorsitzende der Bibliotheks-Förderer, als Ansprechpartnerin eingefunden, denn auch der Förderverein werde sich, so das Team, einbringen. Allerdings war das Angebot zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu publik, die Resonanz blieb erst einmal aus. Auch beim zweiten Termin war zunächst kein Ansturm zu verzeichnen, zumindest nicht zu Beginn. Was auch daran liegen konnte, dass zeitgleich an der Volkshochschule ein Deutsch-Kurs für erwachsene Geflüchtete stattfand – eine zeitliche Kollision, die den Organisatoren zuvor jedoch nicht bekannt war.
Doch auch in der Bibliothek liegen entsprechende Lern-Materialien aus, darunter zweisprachige Bilderbücher, ein Bildwörterbuch mit deutschen, ukrainischen und russischen Erklärungen sowie mehrere Kurs- und Arbeitsbücher für Deutsch als Zweitsprache. "Es ist gerade schwierig, über den Buchhandel an entsprechende Titel zu kommen. Es gibt auch gar nicht so viele", sagt Steinbacher und berichtet erfreut über einige neue aktive Nutzer. Nachdem Sabine Weil vom Verein Int.Akt mit einigen ukrainischen Jugendlichen in der Stadtbibliothek war, um ihnen die Einrichtung und deren Nutzungsmöglichkeiten zu zeigen, hatten sich manche von ihnen, die von sich aus auch nach Sprachkursen gefragt hatten, bei der Gelegenheit gleich einen Ausweis ausstellen lassen.
Info: Die nächsten beiden Treffen zum "Erzählcafé" finden am 5. und 19. Mai statt, jeweils von 10 bis 12 Uhr in der Stadtbibliothek. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich, Interessierte können einfach vorbeikommen.