Im östlichen Bereich der neuen Nordstadt wird ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk gebaut. Der Zuschlag fiel in der Sitzung des Gemeinderats an die Firma Pfalzwerke. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Entscheidung, für das neue Baugebiet Nordstadt/Kurzgewann eine zentrale Nahwärmeversorgung anzubieten, wurde im Gemeinderat schon früh getroffen. Mit welchem Energieträger die Wärme erzeugt werden sollte, darüber gab es im aber viele Meinungen und Diskussionen. Daher hatte sich die Verwaltung entschlossen, ein Machbarkeitskonzept erarbeiten zu lassen und eine europaweite Ausschreibung der zentralen Wärmeversorgung im Sinne eines Wärmeliefer-Contracting über einen Zeitraum von 20 Jahren zu veranlassen. Die Stadt wollte das Versorgungsnetz aufbauen, das Eigentum der Kommune bleiben soll. Mit der Ausschreibungsabwicklung des Verfahrens wurde das Heidelberger Energieberatungsunternehmen Kliba beauftragt, das dem Rat die wirtschaftlich und ökologisch besten Lösungen präsentieren sollte.
Dieser Schritt war bereits in der Januarsitzung des Gemeinderats geplant gewesen. Allerdings gab es wegen eines Übertragungsfehlers ein falsches Ergebnis. Damals wurde empfohlen, die Nahwärmestation mit Hackschnitzeln zu befeuern. Weil der Fehler aber erst wenige Stunden vor der Abstimmung bemerkt wurde, nahm Bürgermeister Stefan Schmutz den Punkt kurzfristig von der Tagesordnung.
Am Mittwoch nun wurde in der Sitzung des Gemeinderats der nächste Anlauf unternommen, eine "Meilensteinentscheidung" für das neue Baugebiet zu treffen. Der Rechenfehler wurde inzwischen behoben, und es stellte sich heraus, dass die Installation eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerkes für die Hausbesitzer die günstigste Nahversorgungslösung ist. Der Geschäftsführer der Kliba, Klaus Kessler, erläuterte vor der Abstimmung noch einmal die Zuschlagskriterien. Bei der Gewichtung wurde zu 75 Prozent Wert auf den Preis gelegt, 25 Prozent fielen auf den Umweltschutz, also die Vermeidung von CO2-Ausstoß. Insgesamt gaben neun Anbieter ihre Konzepte ab. Die meisten Punkte erhielt das Konzept der Firma Pfalzwerke.
Ein Blockheizkraftwerk erzeugt auf der einen Seite Wärme, und produziert andererseits Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist werden kann. Mit Erleichterung dürften die Anwohner der angrenzenden Oststadt den Vorschlag eines gasbetriebenen Blockheizkraftwerkes aufgenommen haben.
In den letzten Ratssitzungen gab es immer wieder Stellungnahmen von besorgten Bürgern. Sie befürchteten durch die Verbrennung der Hackschnitzel eine starke Feinstaubbelastung. Auch wegen der Anlieferung des Holzes mit Lastwagen hatte es Kritik gegeben.
Die CDU-Fraktion konnte mit der Entscheidung, ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk zu bauen, zwar leben, aber Fraktionssprecher Karl-Martin Hoffmann hätte gerne ein innovativeres Konzept umgesetzt. Die CDU hatte sich zudem bereits im Vorfeld gegen den "Zwangsanschluss" der Häuser an das Nahversorgungsnetz ausgesprochen. Hoffmann wollte, dass die Hausbesitzer selbst entscheiden können, welche Wärmeerzeugung sie bevorzugen.
SPD-Sprecher Bernd Garbaczok sah die Balance zwischen Effizienz und Preis hergestellt. Sven Ruster von den Freien Wählern begrüßte es ebenfalls, dass die erhöhte Feinstaubbelastung nun vom Tisch ist. Alexander Spangenberg, der Sprecher der Grünen, sagte, dass sich die Grünen ein anderes Ergebnis gewünscht hätten. Erdgas sei ein begrenzter Rohstoff, und es sei nicht abzusehen, wie hoch die Gaspreise in den kommenden Jahren noch ansteigen werden. Spangenberg hatte Zweifel, ob das Versprechen, eine günstige und ökologisch gute Lösung umzusetzen, auch eingehalten werden kann.
FDP-Rat Wolfgang Luppe stimmte ebenfalls dem Verwaltungsvorschlag zu, auch wenn er bemängelte, "dass keine wirklich innovative Lösung umgesetzt wurde". Bei einer Enthaltung wurde beschlossen, die Wärmeversorgung an die Firma Pfalzwerke zu übertragen.