Der Wirt vom „Ochsen“, Heinz Jäger, will Neubürgern ein Wurstpaket überreichen. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Die Idee von Bürgermeister Stefan Schmutz, den Bürgern, die neu nach Ladenburg ziehen, eine Willkommenstasche zu schenken, findet auch der Sprecher der Ladenburger Gastronomen, Rainer Döringer, gut. Er ist allerdings ein wenig verwundert, weil sich die örtlichen Gastronomie-Betriebe in dem Neubürger-Willkommenspaket nicht präsentieren konnten. Auch die örtliche Metzgerei-Vereinigung hätte gerne einen Beitrag zum Kennenlernen geleistet. "Man hätte das alles viel schmackhafter gestalten können. Gerne hätten wir Metzger eine Dauerwurst dem Paket beigelegt, um zu werben, dass es in der Stadt noch Metzgereien mit eigener Schlachtung gibt", sagte Manfred Schäfer der RNZ.
Auch bei den Gastronomen gibt es Redebedarf, wie Döringer berichtete. In einem gemeinsamen Brief teilten die Inhaber einiger Restaurants und Gaststätten dem Bürgermeister mit, dass das Willkommenspaket ergänzt werden muss. Die Wirte zeigten mit einem Lösungsvorschlag auf, dass sie sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung um die Gunst der Neubürger bemühen wollen. In einer Sondersitzung fassten die Gastronomiebetriebe den Beschluss, einen Gutschein für ein Neubürger-Menü für die Zeit nach Corona auszustellen. Die Hälfte der Kosten zahlen die teilnehmenden Betriebe, die andere Hälfte des Gutscheinwerts übernimmt die Stadtverwaltung.
Die Idee der Wirte ist, einen Schlemmertag anzubieten, zu dem die ganze Familie eingeladen wird. Aber natürlich könnten auch Einzelpersonen das Angebot nutzen, meinte Döringer. Weil die finanziellen Möglichkeiten der Neubürger meist begrenzt sind, die hätten mit der Abbezahlung ihrer Häuser schon genug zu tun, sollte Bürgermeister Schmutz die kulinarische Einladung aussprechen, sagte Döringer.
Beginnen soll der Erlebnistag mit einer kleinen Weinprobe im Weingut Rosenhof. Matthias Schmidt stellt seine edelsten Tropfen vor und wird erklären, warum Ladenburg eigene Flächen für die Schaffung eines Weinberges braucht. Weil viele Familien Kinder haben, wird für die kleinen Neubürger zuckerfreier Apfelsaft ausgeschenkt, den der Obsthof Schuhmann zur Verfügung stellen wird.
Nach der Weinprobe geht es dann gemeinsam mit dem Bürgermeister in eines von vier zur Wahl stehenden Lokale, um gemeinsam ein Drei-Gänge-Neubürger-Willkommensmenü einzunehmen, das die Gaststätten individuell gestalten werden. Zeit für Tischgespräche sollte jedoch eingeplant werden, bittet Bürgermeister Schmutz die Gastronomen, denn der Informationswert des gemeinsamen Neubürger-Essens solle nicht zu kurz kommen. Schmutz fand die Idee der Gastronomen "genial". "Es ärgert mich, dass die Verwaltung nicht selbst die Idee hatte, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen", meinte der Bürgermeister. Er will das Gespräch nutzen, um Ladenburg als liebenswerte, großzügige und moderne Stadt bei dem gemeinsamen Mittag- oder Abendessen zu präsentieren. "Gerne übernimmt die Stadt die Hälfte der Kosten, denn kreative Ideen fördern wir immer."
Die vier beteiligten Gastronomen wollen sich Besonderheiten einfallen lassen und die Neubürger überzeugen, dass Ladenburg eine gastronomische Perle ist. Die Backmulde will als Hauptmenü ein Nilgans-Ragout mit überbackenem Trüffelschaum servieren. Die Tiere werden von der örtlichen Jäger-Vereinigung auf der Gemarkung Ladenburg tagesaktuell abgeschossen. Die Gaststätte "Zum Ochsen" bietet deftige Kost an. "Der Ochsen steht für große Portionen – ich habe eine 300 Gramm schwere Neubürger-Bratwurst entwickelt, die ich mit Kartoffelsalat servieren werde", sagte Ochsen-Wirt Heinz Jäger. "Und als kleines Willkommensgeschenk erhalten die Gäste von mir ein Wurstpaket überreicht", plauderte er aus dem Nähkästchen. Auch der Würzbürger Hof beteiligt sich an der Neubürger-Aktion. Inhaberin Ulrike Söhn will die mittelalterliche Zeit in den Mittelpunkt des Treffens stellen. "Messer und Gabel liegen nicht auf dem Tisch – die geschmorte Wildschweinkeule wird mit den Händen gegessen", sagte die Wirtin, die für diese Aktion eigens mittelalterliche Kleidung für die Neubürger hat nähen lassen. Bürgermeister Schmutz muss in ein Schultheiß-Kostüm aus roter Seide schlüpfen, um die Neubürger in die Zeit des liederlich, lumpigen, lausigen Ladebergs mitzunehmen. "Ladenburg war einst die Stadt mit den vier L – das wissen die Neubürger nicht", sagte Schmutz. Diese Anekdote werde er gern im Mittelalterzelt im Hofgarten erzählen. Der vierte Betrieb, der sich an der Aktion beteiligen wird, ist "Kreters – kleine Rose". Hier serviert der einstige Neubürger und Inhaber Janny Sidiropoulos mediterrane Kost aus der Zeit der Römer.
Wer von den Neubürgern Interesse hat, am kulinarischen Neubürgertag teilzunehmen, kann sich jetzt schon mit der Stadtverwaltung in Verbindung setzen. Rathaussprecherin Nicole Hoffmann erstellt bereits eine Teilnehmerliste für die Aktion in der Zeit nach der Pandemie. Hunde können am Dinnerabend nicht teilnehmen, einen Betreuungsdienst bietet aber die bürgernahe Partei der Grünen an.